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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit
Autoren: Linda Miller
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und Lorelei hatte Hannah furchtbare Ängste ausgestanden. Und wann immer nun ein Brief von ihnen kam, fühlte sie die Sorgen wieder in sich aufsteigen.
    Sie sah Doss zu, wie er sich aus seiner Jacke schälte. Er war zusammen mit Gabe in die Army eingetreten, und auch er hatte die Grippe bekommen, aber überlebt. Nachdem er seinen toten Bruder zur Beerdigung nach Hause gebracht hatte, war er bei Hannah auf der Farm geblieben. Obwohl sie nie darüber gesprochen hatten, wusste sie, dass Doss nicht mit seinen Eltern nach Texas gegangen war, um sich hier um Tobias zu kümmern.
    Womöglich befürchteten die McKettricks, dass sie zurück nach Montana gehen würde, sobald sie über den Tod ihres Mannes hinweg war, und sie dann die Verbindung zu ihrem Enkel verlieren würden.
    Tobias verschlang jedes einzelne Wort des Briefes, und als er am Ende angelangt war, begann er wieder von vorn.
    Schnell sah Hannah weg. Das war der Moment, in dem ihr Blick auf die Teekanne auf der Küchentheke fiel. Sie sah zum Geschirrschrank, denn sie hatte die Teekanne nicht angerührt, da sie wusste, wie wichtig Lorelei die Kanne war. Auch Doss und Tobias hatten sie bestimmt nicht herausgenommen. Schließlich hatten sie im Schnee gespielt, während sie die Post geholt hatte, und kein Teekränzchen abgehalten.
    „Hat einer von euch die Kanne rausgestellt?“, fragte sie trotzdem beiläufig und nahm die Kanne vorsichtig in die Hand, um sie zurückzustellen. Sie war zwar aus Gusseisen, aber die schöne Glasur hätte beschädigt werden können, und dieses Risiko wollte Hannah nicht eingehen.
    Tobias schaute gar nicht erst in ihre Richtung, als er den Kopf schüttelte. Er war noch immer mit seinem Brief aus Texas beschäftigt.
    Doss aber hob den Kopf. Neugierig wanderte sein Blick von Hannah zu der Teekanne. „Nein“, sagte er schließlich, um den Rest Kaffee aus der Kanne in den Ausguss zu kippen und frisches Wasser einzufüllen.
    Mit gerunzelter Stirn schloss Hannah die Türen des Geschirrschranks.
    „Komisch“, murmelte sie sehr leise.

     

3. KAPITEL
Heute
     
    U m Liam nicht zu wecken, schlich Sierra die Hintertreppe hinunter in die Küche. Er hatte zwar schon fast einen Monat lang keinen Asthmaanfall mehr gehabt, aber er brauchte seinen Schlaf.
    In der Absicht, Tee zu kochen und ein paar Minuten die Ruhe zu genießen, holte sie eine Tasse aus dem Schrank. Nach kurzem Suchen entdeckte sie auch eine Schachtel mit Orange Pekoe Tee und griff nach der Teekanne, dem Erbstück.
    Sie war weg.
    Ganz automatisch blickte sie zum Küchenschrank und entdeckte Loreleis Teekanne hinter dem Glas.
    Ob Jesse oder Travis unbemerkt hier gewesen waren und die Kanne wieder in den Schrank gestellt hatten?
    Das erschien ihr unwahrscheinlich. Männer und speziell Cowboys interessierten sich üblicherweise nicht für Teegeschirr, oder? Nicht, dass sie viel über Männer und Cowboys im Speziellen wusste.
    Vorhin hatte sie Travis von Liams Schlafzimmerfenster aus gesehen, wie er das Pferd trainierte. Sierra war sicher, dass er nicht im Haus gewesen war, nachdem er die Taschen reingebracht hatte.
    „Jesse?“, rief sie vorsichtig und rechnete schon halb damit, dass er hinter einem Möbelstück vorspringen würde.
    Keine Antwort.
    Sie ging ins Wohnzimmer und spähte durch den Spitzenvorhang hinaus. Jesses Truck war weg, er hatte tiefe Spuren in Matsch und Schnee hinterlassen, auf die sich bereits wieder eine frische Schneeschicht legte.
    Irritiert kehrte Sierra in die Küche zurück, schnappte sich ihre Jacke und ging durch die Hintertür hinaus. Sie stopfte die Hände in die Taschen ihrer Jacke und zog den Kopf ein. Der Schneefall wurde heftiger, der Wind, der ihr entgegenschlug, war eiskalt. Nichts in ihrem Leben hatte sie auf dieses Hochlandwetter vorbereitet. Sie war in Mexiko aufgewachsen, nach dem Tod ihres Vaters nach San Diego gezogen und hatte die letzten Jahre in Florida verbracht. Vermutlich würde es eine Weile dauern, bis sie sich an den Klimawechsel gewöhnt hatte. Doch wenn sie etwas gelernt hatte auf ihrem langen Weg von damals bis heute, dann, sich anzupassen.
    Die Tore des großen, verwitterten Stalls standen offen. Zitternd trat Sierra ein. Zwar war es hier drinnen wärmer, aber sie konnte noch immer ihren Atem sehen.
    „Mr. Reid?“
    „Travis“, kam die knappe Antwort aus einer Box. „Ich höre fast auf nichts anderes.“
    Sierra überquerte den mit Sägemehl bedeckten Boden und entdeckte Travis auf der anderen Seite der Tür. Mit langen sanften
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