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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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sich verbrennen.‹ Wie konntest du nur so leichtsinnig sein? Du hast Bibliotheken geplündert und viele Bücher gestohlen. Du wusstest, dass der Nilstein deinen Schaggat unbesiegbar machen konnte. Aber hättest du weitergelesen, dann hättest du erfahren, dass seit Erithusmés Zeiten noch jeder Sterbliche, der ihn berührte, auf der Stelle starb. Denn was ist der Nilstein, Arunis? Du hast ihn dein Leben lang begehrt. Du musst es doch wissen?«
    »Er ist die mächtigste Waffe auf Erden«, sagte Arunis.
    »Nein«, sagte Tascha von hinten. »Er ist der Tod.«
    Niemand hatte sie kommen hören. Ramachni sah sie an und nickte. »In ihm hat der Tod Gestalt angenommen«, sagte er. »Und niemand, der den Tod in irgendeinem Winkel seines Herzens fürchtet, kann ihn beherrschen. Die Ruchlosen Fürsten tranken Zauberwein aus Ghimdral, jenem Dämmerland an der Grenze zum Todesreich, bevor sie den Nilstein berührten. Solange sie davon tranken, kannten sie keine Furcht, und so gebrauchten sie den Stein und richteten damit unsägliches Unheil an. Doch irgendwann war der Wein zu Ende. Und du hast keinen solchen Trank.«
    Ramachni schüttelte den Kopf. »Oh, Arunis! Du hast deine gesamte Willenskraft eingesetzt, um Gewalt zu entfesseln – für einen Krieg, einen Kriegsfürsten, für diesen unheilvollen Nilstein. Du wolltest ihn beherrschen, so wie du den Schaggat Ness beherrschtest. Aber wir können die Gewalt, die wir freisetzen, nie lange zähmen. Am Ende gewinnt sie immer die Oberhand.«
    »Nimm den Zauber zurück«, zischte Arunis. »Erwecke den Schaggat wieder zum Leben. Ich kann Tascha Isiq jederzeit töten, vergiss das nicht.«
    »Aber du wirst es nicht tun«, sagte Ramachni.
    »Nein?«, kreischte der Magier plötzlich. »Wieso nicht? Willst du mich daran hindern, du Wiesel?«
    »Das habe ich bereits getan«, sagte Ramachni. »Ich habe meine Kräfte nämlich nicht im Kampf gegen die Aaslinge vergeudet, wie du es dir gewünscht hättest, Arunis. Ich hatte sie schon lange zuvor verbraucht. Einen großen Teil musste ich aufwenden, um Pazel sein Meisterwort zu lehren. Doch wie sich jetzt zeigt, hat sich die Mühe durchaus gelohnt.«
    Pazel musste unwillkürlich grinsen.
    »Dennoch blieben zwei Schwierigkeiten bestehen«, fuhr Ramachni fort. »Die eine war der Fluch auf Taschas Halsband, den ich nicht brechen konnte. Die zweite war die Bereitschaft einer so großen Zahl von Menschen, auch Unschuldige zu ermorden, falls der Schaggat stürbe. Nicht nur du, sondern auch Sandor Ott, Drellarek und sogar der Kaiser selbst würden davor nicht zurückscheuen. Deshalb wagte ich nicht, diesen Bösewicht zu töten, ich wagte nicht einmal, ihn sterben zu lassen.«
    »Also lässt sich der Zauber zurücknehmen!«
    »Oh ja«, sagte Ramachni, »aber Pazel kann es nicht. Auch ich kann es nicht und niemand sonst hier an Bord. Der Schaggat wird erst wieder zu Fleisch werden, wenn eine bestimmte Seele an Bord der Chathrand stirbt – und um wen es sich dabei handelt, wirst du nie erfahren. Es könnte Tascha sein oder der Junge, der vor dir steht. Es könnte auch Rose oder Uskins sein, jeder könnte es sein. Wenn dieser Mensch stirbt, wird noch in der gleichen Minute das Stein-Wort zurückgenommen.«
    »Ha!«, rief Arunis. »Zu mehr warst du nicht imstande? Dann mag der Schaggat Stein bleiben, bis wir die Herrschersee überquert und uns mit seinem Heer von Anbetern vereinigt haben! In diesem Zustand macht er viel weniger Ärger! Haben wir Gurischal erst erreicht, dann brauche ich diese Männer nicht mehr. Und dann werde ich sie töten. Alle sechshundert, wenn es nötig ist. Ich werde den Hüter deines Zaubers schon finden.«
    »Und wenn Sie ihn gefunden haben«, sagte Tascha, die plötzlich begriffen hatte und ihn mit großen Augen ansah, »wird der Schaggat ins Leben zurückkehren, und dann wird der Nilstein ihn töten. Oh, Pazel! Woher wusstest du, wann du das Wort sprechen musstest? Du warst großartig!«
    »Und Sie sind ohne Freunde, Arunis«, sagte Hercól.
    Wut trübte den Blick des Zauberers. Er sah Tascha durchdringend an und hob die Hand. »Ich brauche sie nicht zu töten, um sie leiden zu sehen«, sagte er.
    Taschas Halsband schnürte ihr jählings die Kehle zu. Sie konnte nicht einmal mehr schreien. Ihr Gesicht färbte sich dunkelrot, und Tränen schossen ihr aus den Augen.
    Pazel war schon im Begriff, die Augrongs zu bitten, sie möchten Arunis ein für alle Mal zu Tode treten. Aber nur Arunis konnte dem Halsband Einhalt gebieten – das
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