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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation
Autoren: Juergen Kehrer
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New York noch mitten am Abend, subjektiv fühlte ich mich sechs Stunden müder. Der Taxifahrer wollte mir etwas Gutes tun und fuhr über die Queensboro Bridge, um mir einen Blick auf die nächtliche Skyline zu gönnen. Die Kulisse sah fast so fantastisch aus, wie ich sie aus dem Kino kannte.
    Das Hotel, in dem ich ein Zimmer gebucht hatte, stand an der Seventh Avenue, Ecke 32. Straße, mein Zimmer befand sich im 24. Stock. Da Mauern mein Blickfeld einengten, konnte ich durchs Fenster nur einen schmalen Ausschnitt der Seventh Avenue sehen, dahinter Dächer und etwas Schwarzes, das wohl der Hudson River war. Die Klimaanlage im Fenster rasselte und irgendwo heulte eine Sirene.
    Ich beschloss, noch einen Spaziergang zu machen, und ging die Seventh Avenue ein Stück Richtung Norden. Auf den Straßen fuhren hauptsächlich gelbe Taxis und irgendwo heulte immer eine Sirene. Nach einiger Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, dass die Häuser hier ein bisschen höher waren als in Münster.
    Am Times Square mit seinem Farben-, Flimmer- und Touristen-Overkill drehte ich um. Kurz vor dem Hotel kaufte ich in einem Deli eine Dose Bier. Dann legte ich mich ins Bett und schaute trinkend zu, wie sich im Fernsehen zwei Schwarze in einem Boxring verprügelten.

    Am nächsten Morgen frühstückte ich in einem Café auf der Avenue. Der Kaffee schmeckte erstaunlich gut und auch das Schokoladenhörnchen war genießbar. Außer mir saß nur ein schwedisch aussehendes Paar an den Tischen, die Einheimischen aßen und tranken lieber im Stehen und Gehen, manche lasen nebenbei noch die Zeitung oder redeten in ihr umgehängtes Handymikro.
    Eine Regina oder R. Fuchs stand nicht im Telefonbuch. Das hatte ich auch nicht erwartet. Ich ging zur 18. Straße hinunter. Hier waren die Gebäude niedriger und trister als in Midtown rund um den Times Square, bei vielen handelte es sich um braun geziegelte, seelenlose Kästen mit überfüllten Klingelschildern. Nicht einfach, einen Namen zu finden. Um nicht mehr aufzufallen, als sowieso unvermeidlich war, blieb ich an jedem vierten Haus stehen, nahm mir dann die andere Straßenseite vor und startete das Ganze von vorn. Nach zweieinhalb Stunden hatte ich die Hälfte aller Häuser in der Straße abgeklappert, aber keine Regina Fuchs entdeckt. Ich ging zur Seventh Avenue zurück und legte eine Mittagspause in einem indischen Restaurant ein.
    Um drei Uhr nachmittags las ich den Namen R. Fox auf einem Klingelschild. Und um vier Uhr wusste ich, dass R. Fox dem, was ich suchte, am nächsten kam.
    R. Fox wohnte in einem Gebäude mit einem Klamottenladen im Erdgeschoss, Büros von Anwälten und Media-Agenturen darüber und nur zwei Wohnungen in der obersten Etage. Ich entschied mich dafür, erst einmal abzuwarten und die Lage zu sondieren. Falls Fox die war, für die ich sie hielt, würde sie vermutlich vorsichtig sein und nicht auf Fragen antworten, die ihr ein Privatdetektiv aus Deutschland an der Tür stellte.
    In einem zugigen, mit Müll übersäten Durchgang auf der anderen Straßenseite steckte ich mir einen Zigarillo an. Für Manhattan die perfekte Tarnung, Rauchern blieb hier nichts anderes übrig, als in schmuddeligen Ecken ihrer sozial geächteten Sucht nachzugehen.
    Nach und nach leerten sich die Büros. Die Menschen eilten zur Metro, um zu ihren Wohnquartieren in Queens und Brooklyn zu fahren. Ein Polizeiwagen rollte langsam vorbei und ich zündete hastig einen neuen Zigarillo an. Eine Frau näherte sich dem Gebäude auf der anderen Straßenseite und gab den Code für das Türschloss ein. Ich schätzte sie auf Mitte bis Ende vierzig. Sie trug einen dunklen Mantel, eine Umhängetasche und halblange, dunkelblonde Haare. Kurz darauf wurde in einer der Wohnungen in der obersten Etage das Licht eingeschaltet.
    Die Kälte und ein dringendes Bedürfnis trieben mich in einen Coffeeshop. Als ich meinen Durchgang wieder besetzte, verließ die Dunkelblonde das Haus schon wieder. Ich hängte mich an sie.
    Auf der Seventh Avenue betrat sie ein Starbucks und kam mit einem braunen Pappbecher wieder heraus. Sie schien keine Eile zu haben und niemanden treffen zu wollen.
    Doch dann verschwand die Frau an der 23. Straße plötzlich im Metro-Eingang. Ich rannte ihr nach, sah, wie sie in eine U-Bahn einstieg, und erwischte den Waggon hinter ihrem. Am Columbus Circle stieg sie wieder aus. Wir befanden uns jetzt auf der Südseite des Central Parks, in der Gegend mit den teuersten Hotels und Apartments.
    Fox hatte keinen Blick für
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