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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation
Autoren: Juergen Kehrer
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Staatsapparat, der uns wie Freiwild jagte, und Druck von innen, durch die Gruppe, die keinerlei Abweichung zuließ. Entweder du bist Teil der Lösung oder Teil des Problems, das war die Parole. Wer auch nur einen Millimeter von der Linie abwich, war das Schwein, das die anderen einkreiste.«
    »Die Sprache kommt mir bekannt vor«, sagte ich.
    »Ja. Der gute alte RAF-Sound, wie ihn Ensslin, Baader und Meinhof geprägt haben. Wir waren die Guten und alle anderen die pigs, die Untermenschen. Dazwischen gab es nur noch die Unterstützerkomitees und linken Intellektuellen, nützliche Idioten, die in der Öffentlichkeit brav von Isolationsfolter und Mord an den Gefangenen redeten. Wer sich dabei besonders engagiert zeigte, bekam die Chance, in den bewaffneten Kampf aufzusteigen. Das war der Ritterschlag, dessen man sich würdig erweisen musste. Kampf bis zum Tod, wie Holger Meins geschrieben hat.«
    »Welche Namen hat Felizia noch bei Ihnen gefunden?«, fragte ich.
    »Keine. Hören Sie, ich werde Ihnen keine Namen nennen. Diejenigen, die ich kannte, sind entweder tot oder haben eine neue Identität angenommen. Einige leben in arabischen Ländern, soviel ich weiß. Die Einzige, zu der ich überhaupt Kontakt hatte, war Regina Fuchs.«
    Ich lehnte mich zurück. »Und wie soll ich, Ihrer Meinung nach, weitermachen? Wo soll ich Ihre Tochter suchen?«
    Er leckte sich über die Lippen. »Sie sind der Fachmann.«
    »Was ist mit Ihrer Exfrau, Henrike Sanddorn? Felizia hat sich angeblich bei ihr gemeldet.«
    »Wer sagt das?«
    »Felizias Freund.«
    Fahle schaute mich entgeistert an. »Sie hat einen Freund?«
    »Es war offenbar nur eine kurze Beziehung, die sie schon vor Monaten beendet hat. Sein Name ist Stefan Weingärtner.«
    »Wo haben Sie ihn aufgetrieben?«
    »Er war in ihrer Wohnung, als ich mich dort umsehen wollte.«
    Fahle kniff die Augen zusammen. »Das gefällt mir nicht, Herr Wilsberg. Seien Sie vorsichtig!«
    »Sie denken, der Junge war nicht zufällig in der Wohnung?«
    »Feli hat vielleicht schon zu viel Schlamm aufgewühlt. Da kommen die Ratten aus ihren Löchern. Die RAF ist zwar tot, aber noch nicht vergessen.«
    »Hm«, sagte ich, »ein interessanter Aspekt. Weingärtner hat mir jedenfalls erzählt, dass er zur Polizei gegangen sei, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Daraufhin habe er erfahren, dass sich Felizia bei ihrer Mutter gemeldet hat.«
    »Auszuschließen ist das nicht«, sagte Fahle nachdenklich. »Gut, versuchen Sie es bei ihr!«
    »Noch eine Frau, die nicht mit Ihnen redet?«
    »Richtig. Henrike hat mich abgeschrieben. Als wir uns kennenlernten, wusste sie nicht, was ich machte. Im Laufe der Zeit hat sie sich dann einiges zusammengereimt. Sie denkt, ich hätte ihr Leben zerstört.«
    »Warten Sie mal!«, sagte ich. »Wenn Felizia heute fünfundzwanzig ist, ist sie doch während Ihrer aktiven Zeit geboren worden.«
    »Ja. Aber damals war ich noch nicht illegal. Henrike gehörte zu meiner Legende. Ich habe ein normales Leben geführt und mich nur an einzelnen Aktionen beteiligt. In den Untergrund bin ich erst Mitte der Achtzigerjahre gegangen.«
    »Als die RAF nur noch ein versprengter Haufen ohne jegliche Unterstützung war.«
    »Das weiß ich heute auch«, sagte er müde. »Sie müssen mir meine Fehler nicht erklären.«
    Ich trank den Rest von meinem Kaffee. »Ich komme nur weiter, wenn ich auf demselben Stand bin wie Ihre Tochter. Nur dann kann ich ihre Schritte nachvollziehen.«
    »Was heißt das?«
    »Sie müssen mir alles erzählen, was Sie ihr erzählt haben!«
    Fahle schaute auf seine Uhr. »Haben Sie schon gegessen?«
    »Seit heute Morgen nicht mehr.«
    »Das Museum schließt sowieso gleich. Ich schlage vor, wir gehen in ein Restaurant.«

    Ich hatte nicht erwartet, dass er mich zum Leidseplein führen würde, wo Dutzende von Restaurants jeglicher Nationalität mit blinkenden Reklamen und Türstehern nach Touristen fischten.
    »Ist besser so«, erklärte Fahle. »Hier fallen zwei Deutsche nicht auf. Da, wo ich wohne, könnte man sich Ihr Gesicht merken.«
    Wir entschieden uns für ein indisches Restaurant. Ich bestellte ein Lammgericht und Wasser, er orderte Bier zu seinem Huhn.
    »Wollen Sie noch heute nach Münster zurückfahren?«
    »Nein, ich habe ein Hotelzimmer. Aber ich möchte einen klaren Kopf behalten.«
    »Verstehe.« Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. »Sie sind ja bei der Arbeit.«
    »Woher stammen eigentlich die fünftausend Euro, die Sie mir gegeben haben?«
    »Ach
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