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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch
Autoren: Juergen Kehrer
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er misstrauisch.
    »Dass es für den Tod eines Menschen verschiedene Gründe geben kann. Wenn jemand die Überdosis eines Medikamentes einnimmt, beispielsweise, sieht das gewöhnlich auch wie ein friedlicher Tod aus.«
    »Aber der Arzt ...«
    »Auch ein Arzt kann sich irren, oder?«
    »Hören Sie doch auf!«, heulte er auf. »Jessica hat nie von Selbstmord geredet. Müssen Sie das alles fragen? Ich bin ... Ihr Tod hat mich total aus den Schuhen gehauen. Ich bin völlig fertig. Und jetzt kommen Sie und erzählen etwas von Selbstmord. Das ist nicht fair!«
    »Der Tod eines Menschen ist selten fair. Ich habe mit der Schwester der Verstorbenen gesprochen, Susanne Klotz.«
    Sein Unterkiefer klappte nach unten. »Diese Hexe. Jetzt verstehe ich.«
    »Was denn?«
    Er griff nach der Flasche und füllte sein Glas. »Susanne kann mich nicht leiden. Sie ist drogensüchtig, seit mindestens zehn Jahren. Sie kam oft hierher und hat um Geld gebettelt. Bis ich sie hinausgeworfen habe. Danach hat sie Jessica aufgelauert, wenn ich nicht da war. Jessica hatte Mitleid mit ihr, sie hat ihrer Schwester Geld zugesteckt, obwohl ich es ihr verboten habe.«
    »Frau Klotz hat mir gegenüber Eheprobleme erwähnt.«
    »Das ist nicht wahr!«, schrie Wiedemann. »Das ist gelogen!«
    »Es stimmt also nicht, dass Ihre Frau Sie verlassen wollte?«
    »Nein. Kein Wort.«
    »Frau Klotz denkt noch einen Schritt weiter«, sagte ich ruhig. »Sie hält es für möglich, dass Sie Ihre Frau ermordet haben.«
    Wiedemanns Hand, die das gefüllte Schnapsglas zum Mund führte, zitterte so stark, dass sie die Hälfte verschüttete. »Verschwinden Sie!«, sagte er tonlos.
    »Sie wollen doch, dass ich einen positiven Bericht schreibe.«
    »Ihr Bericht ist mir scheißegal. Verschwinden Sie aus meiner Wohnung! Sofort!«
    »Gut.« Ich stand auf. »Möglicherweise habe ich noch weitere Fragen. Vielleicht in einigen Tagen, wenn Sie sich beruhigt haben.«
    »Geben Sie mir Ihre Karte!« Er stand vor mir. »Ich werde mich über Sie beschweren.«
    Ich gab ihm die Karte. Falls er die Nummer anrief, würde er feststellen, dass eine Allkuranz-Versicherung gar nicht existierte.
    Der Schnee hatte sich in einen Dauerregen verwandelt, begleitet von einem heftigen Wind. Ich verspürte ein gewisses Hungergefühl und beschloss, einen der zerfledderten Zwanzigmarkscheine auszugeben, die Susanne Klotz hinterlassen hatte.
    Auf der Mondstraße, gleich um die Ecke, gab es einen Laden, der sich Asia Fast Food nannte. Ich parkte am Straßenrand und ging hinein. Der Imbiss machte seinem Namen alle Ehre, es dauerte nur zwei Minuten, bis ein Teller Hühnchen süß-sauer vor mir auf dem Tresen stand.
    Ein bisschen plagte mich wegen Rainer Wiedemann das schlechte Gewissen. Der Mann schien mit den Nerven am Ende zu sein und vielleicht hatte ich ihn zu hart angefasst. Andererseits, da hatte seine Schwägerin nicht ganz Unrecht, gehörte er in die erste Reihe der Verdächtigen, falls Jessica tatsächlich ermordet worden war. Und die Schlampigkeit, mit der Arzt und Kripo den Tod der jungen Frau behandelt hatten, stank zum Himmel.
    »Hat's geschmeckt?«, fragte die freundlich lächelnde Asiatin.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass der Teller schon leer war. »Ja, sehr gut.«
    »Das freut mich. Sie sind zum ersten Mal hier, nicht wahr?«
    Ich war der einzige Gast und sie schien nicht gerade im Arbeitsstress zu stecken. Ich probierte es einfach: »Ich bin zufällig hier, aus einem traurigen Anlass. Eine alte Bekannte von mir ist gestorben, Jessica Wiedemann. Sie hat im Prozessionsweg gewohnt.«
    »Ich habe davon gehört. Sie war noch so jung.«
    Ich nickte düster.
    »Sie war manchmal hier«, sagte die Asiatin. »Sie hat immer zwei Portionen mitgenommen. Wirklich traurig.«
    »Es gibt Gerüchte«, raunte ich und schaute mich demonstrativ um. »Aber bitte, erzählen Sie es nicht weiter!«
    Ihre großen Mandelaugen lechzten nach Klatsch.
    »Sie soll Selbstmord begangen haben.«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Ich habe es auch nicht geglaubt, aber jemand, der ihr sehr nahe stand, hat es mir gesagt.«
    »Sie war so fröhlich in letzter Zeit, als ob ...«
    »Ja?«
    »... sie verliebt gewesen wäre.« Sie beugte sich über den Tresen. »Nicht in ihren Ehemann, verstehen Sie. Ich denke, da war ein anderer Mann im Spiel.«
    »Sind Sie sicher? Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein. Nur ein Gefühl. Weibliche Intuition, wenn Sie so wollen.«
    Ich rutschte vom Hocker. »Ich komme bestimmt wieder. Es war nett mit Ihnen zu
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