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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch
Autoren: Juergen Kehrer
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...«
    »Gut. Dann bräuchte ich noch Ihre Adresse und die Ihres Schwagers.«
    Franka notierte Straßennamen und Hausnummern.
    »Prozessionsweg, ist das nicht ...«
    »In Sankt Mauritz«, nickte Klotz. »Der Stadtteil passt zu Rainer. In Sankt Mauritz ist es schon ein Ereignis, wenn eine Mülltonne umfällt.«
    »Seit wann entscheidest du, welche Fälle wir übernehmen?«, meckerte ich los, als wir wieder unter uns waren.
    »Georg ...«
    »Noch ist das meine Firma ...«
    »Georg!«
    »Wenn dir das nicht passt ...«
    »Georg!«, brüllte Franka. »Hör mir zu!«
    Ich hörte zu.
    »Mir ist klar, dass die Frau nicht zahlen wird. Mir ist ebenfalls klar, dass die Aussichten, diesen Rainer zu überführen, nicht allzu gut stehen. Aber andererseits ist dieser Fall vielleicht die letzte Chance, das Detektivbüro zu retten. Und ich bin bereit, in den nächsten Tagen kostenlos dafür zu arbeiten. Falls es uns gelingt, einen Mord zu beweisen, den die Polizei nicht einmal als solchen erkannt hat, ist das die beste Werbung, die wir bekommen können. Unser Name wird in den Zeitungen stehen, jeder in Münster, der einen Privatdetektiv braucht, wird sich an uns erinnern. Sieh die Sache nicht als normalen Fall an, sondern als eine PR-Aktion.«
    Mit der Farbe in ihren Haaren hatte Franka auch einen Teil ihrer liebenswert unangepassten Ansichten verloren. Sie studierte jetzt Jura und vermutlich sah sie sich in ihren Träumen als erfolgreiche Rechtsanwältin, die mich als eine Art Matulla im Dienste ihrer Mandanten auf die Straße schicken würde. Eine Vorstellung, die mir ganz und gar nicht behagte.
    Franka schenkte mir ein triumphierendes Lächeln. »Was sagt du dazu?«
    »In Ordnung.«
    »Gut. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich jetzt Rainer Wiedemann besuchen.«
    »Nein.« Ich stand auf. » Ich werde mit Rainer Wiedemann reden.«
    »Aber ...«
    »Auf dein Angebot, kostenlos zu arbeiten, komme ich zurück. Aber vorläufig bestimme immer noch ich, wie wir unsere Fälle bearbeiten. Einverstanden?«
    Franka schluckte. »Einverstanden.«

II

    Sankt Mauritz lag im Osten von Münster, zwischen der Umgehungsstraße und dem Flüsschen Werse. Die Straßen trugen so putzige Namen wie Eichelhäherweg, Birkhahnweg oder Tannenhofallee. Manche Bungalowbesitzer hatten ihre schlichten Eigenheime mit korinthischen Säulen und antikisierenden Portalen verziert, und wer noch mehr Geschmack und Geld besaß, versteckte beides hinter hohen Hecken und dichtem Buschwerk. Weiter im Osten erstreckten sich Felder und Reitplätze. Dort hetzten, zumindest bei besserem Wetter, die jungen und die nicht mehr ganz so jungen Mädchen des Stadtteils ihre Pferde über bunt lackierte Hindernisse und gingen anschließend mit ihren Reitlehrern in Gaststätten, die Zur Trippelbarre oder Pleistermühle hießen.
    Rainer Wiedemann wohnte auf der billigeren Seite des Prozessionsweges, in einem grauen Haus, das mehr als die in Sankt Mauritz üblichen ein bis zwei Familien beherbergte.
    Ich musste ein paarmal schellen, bis eine hagere Gestalt öffnete. Wiedemanns Gesicht war eingefallen, er trug einen Dreitagebart und auch die Flecken auf seinem hellblauen Businesshemd passten nicht zu dem Bild des erfolgreichen Mörders.
    »Ja?«
    »Mein Name ist Willbradt. Ich komme von der Allkuranz-Versicherung.« Ich hielt ihm eine Visitenkarte unter die Nase.
    Er schaute sich die Karte nicht einmal an. »Und?«
    »Dürfte ich hereinkommen?«
    »Ich brauche keine Versicherung.«
    Ich lächelte. »Ich möchte Ihnen keine Versicherung verkaufen. Sie haben Anspruch auf die Auszahlung eines größeren Betrages.«
    Er riss die Augen auf. »Was? Wieso?«
    Ich schaute zur Seite. »Sollen wir das wirklich hier draußen bereden? Ihre Frau hatte bei uns eine Police.«
    »Meine Frau?«, stammelte er und wich einen Schritt zurück. Ich folgte ihm in den Wohnungsflur.
    »Aber ... Meine Frau ...«
    »Ihre Frau ist verstorben. Darum geht es ja. Sie hat bei uns eine Todesfallversicherung abgeschlossen.«
    »Davon weiß ich ja gar nichts.« Benommen geleitete er mich ins Wohnzimmer. Auf der Polstergarnitur lagen benutzte Kleidungsstücke, auf dem staubigen Glastisch standen eine Flasche Weinbrand und ein großes, halb gefülltes Glas. Es roch säuerlich nach Schweiß.
    »Entschuldigung! Ich habe nicht aufgeräumt.« Wiedemann entfernte seine Sachen von den Möbeln und warf sie hinter das Sofa.
    »Das macht doch nichts.« Ich setzte mich unaufgefordert. »In Ihrer Situation ...«
    Er zeigte auf die
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