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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition)
Autoren: Lucia Hodinka
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ungleich bedeutender. Jamel war ihr Verbindungsmann zu der Stadtbevölkerung und bald schon würde sie Jamel für ihre Pläne brauchen.
    Da er jedoch ein Typ war, den sie nicht mit Argumenten würde überzeugen können, brauchte sie ein Druckmittel.
    Gute Argumente, das hatte sie schon gelernt, müssen auf fruchtbaren Boden fallen, um überzeugen zu können.
    Aber, und auch das hatte sie schon gelernt, auf fruchtbarem Boden entwickeln gute Argumente leider ein unkontrollierbares Eigenleben.
    Ihr letzter Verbindungsmann hatte aus ihren guten Argumenten plötzlich eigene Ideen und Argumente entwickelt und sich am Ende gegen sie gestellt.
    Das würde ihr nicht noch mal passieren!, hatte sie geschworen und deshalb war Jamel genau der Richtige.
    Bald schon würde er ihr einen Riesengefallen schulden, und ein Riesengefallen ist ja nur die höflicher ausgedrückte Form von Druckmittel.

6
     
    »Oh, Amanus!«
    »Oh, Willkürherrscher!«
    »Ach, Amanus!«
    »Ach, Willkürherrscher!«
    Der Willkürherrscher und Amanus saßen Händchen haltend auf dem großen Sofa.
    Amanus hatte inzwischen die nackten Frauen aus dem Sprudelbad verscheucht und der Willkürherrscher hatte eine Platte voller Käse- und Lachshäppchen bringen lassen, Käse- und Lachshäppchen waren ihm die liebsten, weit vor Leberwurst- und Schinken-Frischkäse-Häppchen, die aß er nämlich immer nur ganz zum Schluss, wenn er es nicht mehr ertragen konnte, dass noch Häppchen auf der Platte lagen, und offensichtlich hatte Gerolat mit seiner kleinen Zusatzinformation über den Beziehungsstatus der beiden genau ins Schwarze getroffen, denn darauf basierend führten sie nun eine wundervolle Unterhaltung.
    »Ach ja, Amanus!«
    »Ja, Willkürherrscher!«
    »Uh, Amanus!«
    »Ei, Willkürherrscher!«
    »Hmmm, Amanus!«
    »Ohhhh, Willkürherrscher!«
    »Wo warst du nur so lang, Amanus?!«
    »Und Sie, Willkürherrscher, wo waren Sie bloß so lang?«
    »So duze mich doch, Amanus.
    »Danke, Willkürherrscher, gerne werde ich dich duzen.«
    »Und sag: willst du meine Frau werden?«
    »Ja, mein Willkürherrscher, ich will deine Frau werden!«
    Sie nahmen sich einen kurzen Moment Zeit für einen Kuss, um dann wieder von vorne anzufangen.
    »Oh, Amanus!«
    »Oh, Willkürherrscher!«
    »Ach, Amanus!«
    »Ach, Willkürherrscher!«
    Und so weiter eben.

7
     
    Jamel war in großer Aufregung. Die Schwester des Willkürherrschers war wohl wirklich sauer. So ein Mist. Wegen eines blöden Buchs, das sie hatte liegen lassen. Einen Riesengefallen, hatte sie gesagt, würde er ihr schuldig sein, wenn er das Buch nicht wieder auftrieb.
    Er versuchte sich eine Lösung auszudenken, aber das Denken schmerzte nach kurzer Zeit in seinem Kopf so sehr, dass er es lieber abbrach.
    Ich zieh mich erst mal an, dachte er, und dann geh ich über zu wildem Aktionismus.
    Er durchsuchte seinen Kleiderschrank, doch er fand keine frische Unterwäsche mehr darin. Auch sein Dreckwäschesack gab nichts her. Keine einzige Unterhose darin war dazu geeignet, sie noch mal anzuziehen. Nicht mal, wenn er sie auf links drehen würde. Außerdem lockte der Geruch seiner gebrauchten Unterhosen automatisch jede Frau an, das wusste er aus Erfahrung, und dafür hatte er nun wirklich keine Zeit.
    Dann geh ich eben ohne Unterhose!, entschied er, und schaute nach einem passenden Outfit für seine anstehende Unternehmung.
    »Ich habe nichts, nichts, einfach gar nichts anzuziehen!«, ärgerte er sich laut mit einem Blick in seinen Schrank. »Blödes Scheißbuch!«
    Nur wegen dieses Buchs musste er doch jetzt aufstehen und sich anziehen. Eine Tätigkeit, die ihm grundsätzlich widerstrebte.
    Wenn er wenigstens wüsste, warum es so wichtig war, vielleicht könnte er sich dann besser motivieren, aber er wusste ja nicht mal, worum es in dem Buch überhaupt ging. Die Schwester des Willkürherrschers las es ja immer nur, wenn er nicht dabei war. Irgendwas mit unbewussten Handlungen und was sie bedeuten.
    So ein Blödsinn. Das hatte sicherlich ein gescheiterter Schauspieler geschrieben. Oder noch schlimmer, eine gescheiterte Wahrsagerin. Und die Schwester des Willkürherrschers war darauf reingefallen. Manchmal wunderte er sich, wie eine so intelligente Frau wie sie auf manch einem Gebiet wirklich richtig einfältig war.
    Bestimmt hatte sie sogar ein paar Interpretationen unbewusster Handlungen auswendig gelernt, um in ihren Quatsch-und-Tratsch-Runden, die sie regelmäßig mit ihren Freundinnen abhielt damit zu prahlen.
    »Ist es dir
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