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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will
Autoren: John Green , David Levithan
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ganz sicher. aber egal, wie es ausgeht, ich zieh das jetzt durch, das ist der wichtige punkt.
    und als gideon und ich den zuschauerraum betreten, weiß ich, dass ich ziemlich nah dran bin, denn sie tragen gerade eine schaukel auf die bühne. und zwar nicht irgendeine schaukel. ich erkenne die schaukel wieder. es ist genau die schaukel. und das ist der moment, in dem auf einmal alles anfängt, in mir achterbahn zu fahren, ein unglaubliches gefühl.
     
    gideon: heilige scheiße.
     
    gideon weiß inzwischen über alles bescheid, was vorgefallen ist. nicht nur zwischen mir und tiny, sondern auch zwischen mir und maura und mir und meiner mutter, im grunde zwischen mir und der ganzen welt. und kein einziges mal hat er gesagt, wie dumm oder fies oder schrecklich oder völlig daneben das doch von mir gewesen ist. oder anders ausgedrückt: kein einziges mal sagt er irgendwas von dem, was ich selbst zu mir gesagt habe. stattdessen hat er während der autofahrt hierher gesagt
     
    gideon: ich versteh das alles.
    ich: ja?
    gideon: absolut. ich hätte mich genauso verhalten, wenn ich du gewesen wäre.
    ich: du lügst.
    gideon: ungelogen.
    dann reckte er auf einmal seinen kleinen finger hoch.
     
    gideon: ich schwör’s bei meinem kleinen finger.
     
    und ich hakte meinen kleinen finger in seinen. so fuhren wir eine kleine weile, mein kleiner finger an seinen kleinen finger geschmiegt.
     
    ich: als nächstes werden wir dann blutsbrüder.
    gideon: und dann machen wir eine pyjamaparty.
    ich: und schlafen im garten.
    gideon: aber mädchen laden wir dazu keine ein.
    ich: was für mädchen denn?
    gideon: na, die in frage kommenden mädchen, die wir nicht einladen werden.
    ich: grillen wir auch würstchen?
    gideon: sollen wir?
     
    ganz unbedingt würden wir würstchen grillen.
     
    gideon: du weißt schon, dass du total verrückt bist, oder?
    ich: als ob das was neues wäre.
    gideon: weil du das jetzt wirklich machen willst.
    ich: es war deine idee.
    gideon: aber du hast es getan. ich meine, du wirst es tun.
    ich: abwarten.
     
    und es war eigenartig, denn als wir weiterfuhren, dachte ich nicht an gideon oder tiny, sondern an maura. während ich mit gideon im auto saß, so vollständig im einklang mit mir
selbst, ging mir auf, dass sie wahrscheinlich genau das von mir wollte. dass sie genau das immer von mir gewollt hatte. gemeinsam mit mir. aber es hatte einfach niemals so sein können. und zum ersten mal begriff ich, warum sie es so unbedingt wollte. und warum tiny es so unbedingt wollte.
    und jetzt stehen gideon und ich hinten im zuschauerraum. ich spähe umher, wer sonst noch alles da ist, aber in der dunkelheit kann ich nichts erkennen.
    die schaukel steht im hinteren teil der bühne, während der chor sich in einer reihe davor aufstellt. alle, jungs wie mädchen, sind wie jungs angezogen. sofort wird mir klar, dass es sich dabei um eine parade von tinys ex-freunden handelt, was nicht besonders schwierig ist, denn während sie aufmarschieren, singen sie
     
    chor: wir sind die parade der ex-freunde!
     
    und genauso schnell wird mir klar, dass es sich beim letzten jungen in der reihe um mich handelt. (er ist von kopf bis fuß schwarz angezogen und wirkt wirklich depressiv.)
    einer nach dem anderen singen sie den satz, mit dem sie tiny den laufpass gegeben haben:
     
    ex-freund 1: du klammerst zu sehr.
    ex-freund 2: ich lieb dich nicht mehr.
    ex-freund 3: du bist mir zu fett.
    ex-freund 4: du erdrückst mich im bett.
    ex-freund 5: ich steh nicht auf footballspieler.
    ex-freund 6: mir ist ein musiker lieber.
    ex-freund 7: ich hab jemand kennengelernt.
    ex-freund 8: wir haben uns voneinander entfernt.
    ex-freund 9: der funke ist nicht mehr da.
    ex-freund 10: mir war das zu viel tralala.
    ex-freund 11: wie, du willst grade nicht?
    ex-freund 12: neben dir fühl ich mich wie ein wicht.
    ex-freund 13: ich hab keine zeit.
    ex-freund 14: ich bin noch nicht dafür bereit.
    ex-freund 15: unsere liebe war eine kopfgeburt.
    ex-freund 16: du hast alles gleich so festgezurrt.
    ex-freund 17: nichts kann mehr bewirken, dass ich bei dir bliebe.
    ex-freund 18: du liebst nicht mich, sondern meinen hunger nach liebe.
     
    das ist es also – hunderte von sms und gesprächen, tausende und abertausende wörter, die gesprochen oder abgeschickt wurden, alles zu einem einzigen, verletzenden satz zusammengedampft. ist es das, was von beziehungen übrig bleibt? nur die verletzungen, die einem zugefügt wurden, nicht mehr? aber es war mehr. ich weiß,
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