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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie
Autoren: Valentin Zahrnt
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gerundeten Gummischuppen sah aus wie eine Schlange, die regungslos auf Beute lauert. Mit einem Summen setzte sich das Band in Bewegung. Anna griff nach ihrem Koffer, der als einer der ersten heranbefördert wurde, doch Ralph nahm ihn ihr ab und reichte ihn an einen seiner Begleiter weiter. Der andere trug bereits Jans Rucksack.
    An der Einreisekontrolle stauten sich die Passagiere. Ralph marschierte zum Schalter für Piloten und Flugbegleiter. Die Agenten zeigten die FBI-Ausweise, Jan und Anna die Pässe und schon wurden sie durchgewunken. Anna zwinkerte Jan zu.
    Im Gehen wandte sich Ralph zu ihnen um. „Dann hoffen wir mal, dass ihr euer LSD nicht mit den Zöllnern teilen müsst. Oder was habt ihr mitgebracht, um den Winter hier auszuhalten?“
    Jan dachte an die psychogenen Pilze, die Anna Greg verabreicht hatte, bevor sie ihn folterte. Greg war in jener Nacht in ihr Zimmer eingedrungen, um sie zu vergewaltigen. Die Gruppe sah weg, sie brauchte und fürchtete Greg, wohingegen Anna sich mit allen außer Jan zerstritten hatte. Er verstand ihren verzweifelten Versuch, sich vor Greg zu schützen – und doch hatte ihn ihre Grausamkeit verschreckt. Damals kannte er Vergleichbares nur aus den Nachrichten. Er hatte noch nicht vor Sarahs Leiche im Wald gestanden, noch nicht Jennys Bericht gehört, wie sie Laura in der Höhle vorgefunden hatte, ohne sie aus ihrem Käfig retten zu können. Ob Laura noch lebte? Was sie erlitten haben mochte? Jan eilte den Anderen hinterher. Er durfte nicht an Laura denken, das hielt er nicht aus.
    Sie passierten den Zoll, vor ihnen öffnete sich die Empfangshalle. Draußen war es dunkel, obwohl die Uhren auf den Ankunfts- und Abflugstafeln bereits 09:02 Uhr zeigten. Hinter der Glasfront hoben sich gedrungene Bürotürme gegen den sternlosen Himmel ab, die Ausläufer von Anchorage zogen sich wie ein Lichterteppich die fernen Hänge hinauf.
    Zwei Pick-ups warteten direkt am Ausgang. Ralph öffnete die Tür des vorderen und ließ Anna und Jan auf der Rückbank Platz nehmen. Er selbst hievte sich auf den Beifahrersitz. Kaum hatte der Fahrer den Motor angelassen, entschuldigte sich Ralph: Er dürfe kein Sterbenswörtchen sagen, bis sie die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hätten, allerdings werde er sich darüber hinwegsetzen und ihnen alles über die Sehenswürdigkeiten der Stadt erzählen, was es nur irgendwie zu sagen gäbe, auch wenn das für ihre fünfzehnminütige Fahrt keinesfalls ausreichend Gesprächsstoff bieten könne.
    Jan warf Seitenblicke auf Anna, die vor sich hindämmerte. Er musste erst fassen, dass sie sich aus seinen Erinnerungen und Träumen wieder in einen realen Menschen verwandelt hatte. Und er dufte nicht enttäuscht sein: Natürlich war sie nicht mehr so anhänglich wie während der letzten Tage im Chix-Tal.
    Vor drei Monaten hatte er sie zuletzt gesehen. Für eine Stunde, in einem Bahnhofsrestaurant, vor ihrer Abreise nach Paris. Und selbst wenn es ihr damals tatsächlich schwergefallen war, sich von ihm loszureißen ... so viel Zeit in einer neuen Stadt, in einem neuen Leben, das sie augenscheinlich geprägt hatte ... da wäre es lächerlich zu erwarten, dass sie sich ihm an den Hals werfen würde, wie er sich das allzu oft vor dem Einschlafen ausgemalt hatte.
    Der Wagen bog in die Zufahrt einer Tiefgarage ein. Der Fahrer wies sich vor einer Kamera aus, das Tor öffnete sich. In einer Pförtnerkabine am anderen Ende wachte ein verstrubbelter Alter über den Zugang zu einer Stahltür. Er blickte kurz auf und nickte ihnen zu. Die Tür glitt zur Seite. Durch einen breiten Flur mit weißgetünchten Betonwänden erreichten sie einen ebenso funktionalen Innenraum, von dem aus sie den Lift in den ersten Stock nahmen.
    Ralph führte sie in sein Büro. Nur wenige Meter trennten sein Fenster von der nächsten Glasfassade und den Büroräumen dahinter. „Wir sind das FBI!“ Ralph beugte sich über den Schreibtisch, klopfte an die Scheibe und machte eine Fratze. „Sehen, aber nicht gesehen werden. Alles verspiegelt.“
    Mit einer Geste lud er sie ein, sich an ein Tischchen zu setzen, das zwischen zwei Aktenschränken eingequetscht an der Wandseite stand. Anna drückte sich durch den schmalen Durchlass zum hinteren Stuhl, Jan setzte sich auf den gegenüberliegenden.
    „ Das FBI hat ein Jahresbudget von acht Milliarden und für mich fallen nur dreizehn Quadratmeter ab.“ Ralph rollte auf seinem Bürohocker hinzu und warf eine Mappe auf das Tischchen. „Wir haben mehr
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