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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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vergessen und wäre auf sie losgegangen. »Wage es nie wieder, das zu tun!«, rief sie zornig. »Du wirst nicht für immer schwanger bleiben!«
    Bridget ließ sich nicht beirren. »Du bist genau wie dein Vater!«, erklärte sie aufgebracht.
    »Und du bist wie deiner!«
    »Ihr benehmt euch wirklich wie erwachsene Damen«, erklang Caneys Stimme aus dem Hintergrund. »Vermutlich wollt ihr einander als Nächstes die Zungen herausstrecken.«
    Die Zurechtweisung kühlte die erhitzten Gemüter ein wenig. Christy und Bridget gingen einige Schritte zurück, obwohl beide noch immer die Fäuste geballt hielten.
    Caney trat zwischen sie. »Bridget, geh nach Hause, bevor du dich noch so sehr aufregst, dass die Wehen vor der Zeit einsetzen. Und du, Christy, hältst besser den Mund und tust deine Arbeit. Wenn ihr überhaupt jemandem aus der Familie nachschlagt, dann eurem Großvater. Und da liegt auch die Wurzel allen Übels: Ihr seid einander zu ähnlich.«
    Ich soll Bridget ähneln? Christy unterdrückte den undamenhaften Wunsch, auf den Boden zu spucken, gehorchte jedoch Caneys Anordnung und fuhr damit fort, Jennys Windeln auszuwringen und sie zum Trocknen über die Büsche am Flussufer zu breiten.
     
    Sie kamen am Nachmittag, mindestens zwanzig Paiute-Indianer in Kriegsbemalung, bewaffnet mit Speeren, Bogen und Gewehren. Ihr Anblick rief in Christy die Erinnerung an die Arrons wach, die in ihrem eigenen Haus ermordet worden waren.
    Caney hielt immer eine Schrotflinte griffbereit, und auch dieser Tag bildete keine Ausnahme. Sie nahm die Waffe, entsicherte sie, und die Geste ließ in Verbindung mit Caneys grimmigem Gesichtsausdruck keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass sie es ernst meinte. Megan starrte die Krieger verblüfft an, und als Christy endlich wieder mehr wahrnehmen konnte als ihren eigenen dröhnenden Herzschlag, hörte sie den begeisterten Ausruf ihrer Schwester.
    »Indianer!«
    Wir werden sterben, dachte Christy, und eine eigentümliche Gelassenheit ergriff von ihr Besitz. Keine von ihnen würde je wieder einen Sonnenaufgang sehen. Nie wieder lachen oder miteinander streiten. Nie wieder Brathähnchen oder frisches Quellwasser kosten.
    Sie ging auf die Indianer zu, hörte Megans ängstlichen Seufzer und Caneys leisen Fluch und war nur wenig erleichtert, die alte Frau zu entdecken, die ihr Jenny gebracht hatte. Die Alte ritt an der Spitze der Gruppe, und ihr langer grauer Zopf hing ihr über die Schulter.
    »Singendes R eh, geht es ihr gut?«
    Singendes R eh, wiederholte Christy stumm. So lautete also Jennys wirklicher Name. »Ja«, antwortete sie. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihre Augen brannten, als hätten sie Feuer gefangen.
    »Bring sie!«, befahl die Alte. Offenbar verfügte sie in ihrem Stamm über großen Einfluss, daran konnte kein Zweifel bestehen. Die Krieger waren nur gekommen, um die Forderungen der alten Frau durchzusetzen.
    Christy nickte und ging zur Hütte. Jenny - Singendes R eh - lag zufrieden in einem Korb, der auf dem Bett stand. Sie war sauber, frisch gewickelt und offenbar überaus fasziniert von den Zehen an ihrem rechten Fuß. Christy hatte damit gerechnet, dass dieser Tag kommen würde, dennoch fühlte sie sich, als hätte sie einen heftigen Schlag in die Magengegend erhalten. In der kurzen Zeit, in der das Kind in ihrer Obhut gewesen war, hatte sie die Kleine lieb gewonnen und würde sie nun vermutlich nie wiedersehen.
    Sanft hob sie Singendes Reh aus dem Korb, wickelte sie in eine saubere Decke, die sie eigentlich nur schwerlich entbehren konnte, und trug die Kleine nach draußen.
    Die alte Frau beugte sich vor, um das Kind in Empfang zu nehmen. Vielleicht handelte es sich um ihre Enkelin oder gar Urenkelin.
    Christy übergab ihr die Kleine, ohne eine Miene zu verziehen. »Sie isst gern Kartoffelbrühe«, sagte sie, obwohl es sehr unwahrscheinlich war, dass ihre Besucher sie verstanden oder sich für ihre R atschläge interessierten.
    Die Frau nickte ruhig. Sie gab einige Befehle in der Sprache ihres Stammes, und einer der Krieger stieß einen mit Federn geschmückten Speer in die Erde unmittelbar vor Christys Füßen. Hinter sich nahm sie eine Bewegung wahr. Sie wusste, dass Caney die Flinte angelegt hatte und bereit war zu schießen.
    »Nein!«, rief Christy mit einem Blick über die Schulter. »Nicht schießen, Caney!«
    Zwischen der alten Frau und einigen der sehr grimmig dreinblickenden Krieger kam es zu einem kurzen Wortwechsel, dann wendeten die Indianer ihre Pferde und
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