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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut
Autoren: Shril Henke
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förmlich vor ihr.
    "Ich werde meine Pflicht tun."
    "Dieses Versprechen würde deinen Vater erfreuen, wenn er es hören könnte. Für deine Gemahlin sind diese Neuigkeiten ein Grund, dich zu hassen", erwiderte Sofia bosha ft.
    Ihm wurde kalt, als er sie in aller Ruhe betrachtete.
    Insgeheim schien sie sich zu freuen. Ohne auf ihre rätselhafte Bemerkung einzugehen, drehte er sich um, ging davon und schlug die schwere Eichentür hinter sich zu.
    Der Raum war wieder so dunkel und still wie ein Grab, nur das Klacken der Perlen während Dona Sofias ständiger Gebete durchbrach die Ruhe.
    Er hastete durch den Gang zu seinen Gemächern, als ein schlanker Mann aus einer der Seitentüren und ihm direkt in den Weg trat. Der schlohweiße Schimmer seiner schulterlangen Haare kontrastierte mit der schweren schwarzen Soutane, die er trug.
    "Pater Salvador. Ich hätte wissen müssen, dass Sie hier irgendwo lauern, wie ein kreisender Geier, der den Todeskampf abwartet. Haben Sie ihr schon die Letzte Ölung gegeben?"
    Der Pater hatte ein durchscheinend wirkendes Gesicht mit engstehenden eisblauen Augen, die er jetzt eindringlich auf ihn richtete. "Ich hätte wissen sollen, dass die Jahre Ihrer Abwesenheit Sie nicht verändern würden. Sie sind so gefühllos und so unehrerbietig wie immer, Lucero Alvarado."
    "Himmel, das hoffe ich", erwiderte er mit einem grimmigen Lachen.
    "Ihr Vater ist von uns gegangen zu seinem Richter, jetzt wird Ihre Mutter bald dem ihren begegnen." Pater Salvadors Gesichtsausdruck ließ keine n Zweifel an seiner Gewissheit, dass Luceros Eltern nicht am selben Ort weilen würden. "Sie könnten wenigstens etwas Mitleid zeigen, solange sie noch lebt."
    "Warum? Sie hat mir gegenüber auch nie welches gezeigt, nicht einmal, als ich ein Junge war."
    "Ich erinnere mich an den kleinen Jungen. Er stahl den Wein aus der Sakristei und kam betrunken in meinen Unterricht."
    "Das hatte ich vergessen", entgegnete er belustigt. "Ich übergab mich auf den Katechismus."
    "Und auf meine Soutane." In der Stimme des Priesters lag keine Spur von Heiterkeit.
    "Nur, weil Sie mich am Hals packten."
    "Sie haben auch Münzen aus der Armenkasse gestohlen."
    "So wie der Kaiser seine Untertanen bestiehlt."
    Pater Salvador erstarrte vor Zorn. "Sie haben für den Kaiser gekämpft!"
    "Das tat ich. Die Juaristas haben nicht so gut gezahlt", erwiderte er leichthin und genoss dieses Wortgefecht mit dem Priester.

    Pater Salvador durchschaute das Spiel, das Lucero spielte, und unterdrückte eine scharfe Erwiderung. "Sie sind der Patron von Gran Sangre. Ihr unverantwortliches Verhalten sollte der Vergangenheit angehören. Sie haben eine Pflicht zu erfüllen, Don Lucero." Er betonte den Titel.
    "Daran wurde ich bereits ein- oder zweimal erinnert. Aber das müssen meine Gemahlin und ich regeln."
    "Und das möglichst schnell. Dona Mercedes hat ihre Stellung überschritten. Sie ist nur eine Frau und gehört dem schwachen Geschlecht an, dazu bestimmt, Kinder zu gebären und das Haus zu versehen. Sie darf nicht wie der Patron mit wilden Vaqueros ausreiten, mit gewöhnlichen Händlern in Hermoslllo verkehren und sogar der Armee trotzen."
    Er zog die Brauen hoch. "Die scheue kleine Mercedes? Mein Mäuschen?" Er lachte leise. "Sie hat sich in der Tat verändert, aber ich vermute, dass seit dem Tod meines Vaters viele Lasten auf ihren Schultern ruhen."
    "Das war schon lange vor dem Tod Ihres Vaters so. Ich werfe ihr nicht wirklich etwas vor, obwohl ihr Benehmen höchst unpassend war", fügte der Priester gerechterweise hinzu. "Selbst als er noch am Leben und bei guter Gesundheit war, hat Don Anselmo sich recht unentschlossen verhalten, was die Führung Gran Sangres betraf. Er ging lieber fleischlichen Genüssen nach."
    "Vieles spricht für fleischliche Genüsse, Pater Salvador. Und ganz gewiss werden die Beichten durch sie viel interessanter, nicht wahr?" Der schmeichelnde Tonfall verhüllte kaum die Beleidigung, die in seinen Worten lag.
    Der Priester richtete sich auf. Es war offensichtlich, dass er sich wünschte, Lucero wäre wieder ein kleiner Junge, den er züchtigen konnte. Er schluckte seine Wut hinunter, bekreuzigte sich und sandte ein Gebet zum Himmel, in dem er um Geduld bat. "Gran Sangre ist verdammt, wenn die Alvarados von Ihnen abhängen, um ihr Erbe zu bewahren."

    "Vielleicht werde ich euch alle überraschen."
    Als Lucero in dem Zuber mit dampfend heißem Wasser saß, fielen ihm die Augen zu, und er dachte an seinen langen Weg nach Sonora.
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