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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen
Autoren: Nora Roberts
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Überraschung schloss er seine Augen ebenfalls nicht, auch nicht, als ihre Lippen sich berührten.
    Es war ein sanfter Kuss, ohne Drängen, fast nur ein Hauch. Fasziniert spürte Jo die Erde unter ihren Füßen beben und fragte sich, ob die Elefanten wohl schon zur Manege hinausgeführt wurden. Aber das konnte unmöglich sein, es war noch viel zu früh. Mit den Lippen strich er leicht über ihren Mund, ohne den Blick von ihr zu wenden, und Jos Puls begann zu hämmern.
    So standen sie da, berührten einander kaum, während hinter ihnen tosender Applaus aus dem Zelt drang. Ohne Eile zeichnete er mit der Zungenspitze ihre Lippenkonturen nach und lockte sie dazu, die Lippen zu öffnen. Noch immer drängte er nicht, neckte nur. Und doch spürte Jo, wie ihr Atem schneller ging. Mit einem leisen Seufzer schloss sie die Lider.
    Für einen Augenblick gab sie sich völlig dem wunderbaren neuen Gefühl hin. Sie lehnte sich an ihn und seufzte zufrieden, während der Kuss andauerte.
    Nach einer kleinen Ewigkeit löste er sich ein wenig von ihr, hob jedoch kaum den Kopf, als er die Lippen von ihrem Mund nahm.
    In ihrem Kopf drehte sich alles, und erstaunt stellte Jo fest, dass sie sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte, um den Größenunterschied zwischen ihnen auszugleichen. Seine Hand lag noch immer an ihrem Nacken, im Licht der Dämmerung glänzten seine Augen golden.
    Â»Was für eine außergewöhnliche Frau Sie sind, Jolivette«, murmelte er. »Sie stecken voller Überraschungen.«
    Jo fühlte sich lebendig wie nie. Ihre Haut prickelte, und das Blut rauschte in ihren Adern. »Ich kenne nicht einmal Ihren Namen«, meinte sie lächelnd.
    Er lachte leise und ergriff ihre andere Hand. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, hörten sie Duffy vom Hauptzelt zu ihnen herüberrufen. Und da kam er auch schon auf sie zu.
    Â»Sieh einer an«, meinte er jovial. »Ich wusste ja nicht, dass ihr euch schon getroffen habt. Hat Jo Sie herumgeführt?« Er war bei ihnen angekommen und legte eine Hand auf Jos Schulter. »Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann, Mädchen.« Jo sah ihn verdattert an, doch bevor sie ihn fragen konnte, fuhr er fort: »Ja, unsere Kleine hier zeigt eine wirklich tolle Show, nicht wahr? Sie wusste schon immer ganz genau, was sie wollte. Und sie kennt den Zirkus besser als jeder andere. Ist im Zirkus geboren und aufgewachsen.«
    Jo lächelte. Wenn Duffy in dieser Werbelaune war, konnte ihn so oder so niemand aufhalten. »Wenn Sie irgendeine Frage haben, Jo kann sie Ihnen beantworten. Natürlich stehe ich Ihnen ebenfalls zur Verfügung. Alles, was Sie über Verträge oder die Buchführung wissen wollen – fragen Sie mich nur.« Duffy paffte an seiner Zigarre, und zum ersten Mal meldete sich eine ungute Ahnung in Jo.
    Wieso redete Duffy von Buchführung und Engagements? Jo sah zu dem Mann, der noch immer ihre Hände hielt und Duffy mit einem amüsierten Lächeln betrachtete.
    Â»Sind Sie etwa Buchhalter?«, fragte sie perplex, doch da klopfte Duffy ihr lachend auf die Schulter.
    Â»Du weißt doch, Mr Prescott ist Anwalt, Jo. Also, verpass deinen Einsatz nicht, Mädchen.« Damit nickte er den beiden fröhlich zu und trollte sich wieder davon.
    Bei Duffys leicht dahingeworfener Bemerkung hatte Jo sich unmerklich versteift, doch Keane war es nicht entgangen. Mit zusammengezogenen Brauen musterte er sie. »Jetzt kennen Sie meinen Namen.«
    Â»Ja.« Alle Wärme, die sie zuvor verspürt hatte, schwand mit einem Schlag. »Würden Sie bitte meine Hände loslassen, Mr Prescott.« Ihre Stimme war so kühl wie ihr Blut.
    Keane zögerte kurz, doch dann folgte er ihrem Wunsch. Hastig steckte Jo die Hände in die Taschen des Bademantels. »Meinen Sie nicht, dass wir uns inzwischen mit Vornamen anreden können, Jo?«
    Â»Ich versichere Ihnen, Mr Prescott, hätte ich vorher gewusst, wer Sie sind, wäre es nie so weit gekommen«, erwiderte sie würdevoll. Innerlich jedoch fühlte sie sich betrogen und erniedrigt.
    Die frohe Stimmung des Abends war dahin. Der Kuss, bei dem sie sich vorhin noch so lebendig gefühlt hatte, erschien ihr mit einem Mal billig und abgeschmackt. Nein, sie würde diesen Mann nicht mit Vornamen ansprechen, niemals, das schwor sie sich. »Wenn Sie mich dann bitte entschuldigen wollen, ich habe noch ein paar Dinge zu
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