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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition)
Autoren: Brenda Joyce
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Beine und zog ihn hinter sich her. Keuchend sanken die Brüder in eine kauernde Haltung. Und jetzt, von der leichten Anhöhe des Feldes aus, konnten sie sehen, dass der Kampf wirklich zu Ende war.
    So viele Männer waren gefallen.
    Devlin wusste, dass sein Bruder den Tränen nahe war. Aufmunternd legte er einen Arm um Sean, vermochte den Blick jedoch nicht vom Schlachtfeld loszureißen. Das Herrenhaus lag zu seiner Rechten, und auch dort hinten lagen Tote in dem gepflasterten Vorhof. Devlin schaute nach links. Und dort, gar nicht weit entfernt, gewahrte er den grauen Hengst seines Vaters.
    Der Junge versteifte sich. Sein Vater war nirgends zu sehen. Ein Soldat hielt das Pferd am Zügel.
    Doch plötzlich lenkten mehrere berittene englische Offiziere ihre Tiere zu dem grauen Hengst. Gerald O’Neill, an den Händen gefesselt, musste zu Fuß gehen und wurde mit üblen Tritten vorwärts getrieben.
    „Vater“, hauchte Sean.
    „Gerald O’Neill, nehme ich an?“, erkundigte sich der befehlshabende berittene Offizier mit spöttischem Unterton.
    „Und mit wem habe ich die Ehre?“, gab Gerald ebenso herablassend und spöttisch zurück.
    „Lord Captain Harold Hughes, Seiner Majestät stets ergebenster Diener“, entgegnete der Offizier und bleckte die Zähne zu einem kalten Lächeln. Er hatte ein ansprechendes Gesicht und schwarze Haare, doch seine blauen Augen blitzten eiskalt auf. „Haben Sie die Nachricht nicht vernommen, O’Neill? Die Defenders wurden vernichtend geschlagen. General Lake hat Ihr lächerliches Hauptquartier bei Vinegar Hill erfolgreich gestürmt. Mir wurde zugetragen, dass sich die Zahl der toten Rebellen auf fünfzehntausend beläuft. Sie und Ihre Männer sind ein unbedeutender, zusammengewürfelter Haufen.“
    „Verflucht sei dieser Lake“, stieß Gerald grimmig hervor, „und auch Charles Cornwallis!“ Devlin wusste, dass der Zorn seines Vaters sich gegen den Vizekönig Irlands richtete. „Wir kämpfen bis zum letzten Atemzug, wenn es sein muss, Hughes. Bis wir unser Land und unsere Freiheit zurückgewonnen haben.“
    Verzweifelt wünschte Devlin, sein Vater würde nicht in dieser anmaßenden Weise mit dem englischen Offizier sprechen. Doch Hughes zuckte nur gleichgültig die Schultern. „Brennt alles nieder“, sagte er beiläufig, als spräche er über das Wetter.
    Sean stieß einen unterdrückten Schrei aus, und Devlin wurde von jähem Entsetzen gepackt.
    „Wir sollen alles niederbrennen, Captain?“, fragte ein Unteroffizier nach.
    Hughes bedachte Gerald, der vor Schreck aschfahl geworden war, mit einem bösen Lächeln. „Alles, Smith. Jedes Feld, jede Weide, die Stallungen, das Vieh – das Haus.“
    Ohne Umschweife gab der Leutnant den Befehl weiter. Devlin und sein Bruder wechselten entsetzte Blicke. Ihre Mutter und die kleine Meg waren noch im Herrenhaus! Was sollten sie jetzt tun? Das Verlangen, aufzuspringen und den Engländern mit einem verzweifelten „Nein!“ Einhalt zu gebieten, war überwältigend.
    „Hughes!“, rief Gerald aufgebracht. „Meine Frau und meine Kinder sind noch im Haus.“
    „Wirklich?“ Der Kommandant schien davon unbeeindruckt. „Vielleicht bringt ihr Tod andere dazu, genau abzuwägen, ob Verrat sich lohnt.“
    Geralds Augen weiteten sich vor Angst.
    „Brennt alles nieder“, wiederholte Hughes den Befehl lauter. „Und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles.“
    In seinem Zorn wollte Gerald sich auf den englischen Offizier stürzen, wurde jedoch von starken Armen festgehalten. Devlin dachte nicht lange nach, sondern wirbelte herum, um durch das Feld zurück zum Haus zu laufen. Abrupt hielt er inne, als er seine Mutter Mary mit dem Kind auf dem Arm in der offenen Haustür erblickte. Vor Erleichterung wäre er beinahe gestrauchelt. Er ergriff die Hand seines kleinen Bruders und wagte wieder zu atmen. Dann schaute er zurück zu seinem Vater und Captain Hughes.
    Hughes drohender Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Mit hochgezogenen Brauen schaute er neugierig auf die Frau, die im Hauseingang stand. „Ihre Gemahlin, nehme ich an?“
    Gerald riss an seinen Fesseln und stemmte sich gegen die drei Männer, die ihn festhielten. „Sie Bastard! Wenn Sie sie auch nur anrühren, werde ich Sie töten, das schwöre ich!“
    Hughes lächelte bloß, den Blick unverwandt auf Mary geheftet. Als habe er Geralds Drohungen gar nicht vernommen, murmelte er: „Sieh an, was für eine interessante Wendung. Bringt die Frau in mein Quartier.“
    „Zu Befehl,
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