Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition)
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
gemeinsam an Fuchsjagden teilgenommen oder sich im Hindernisreiten gemessen. Ein Dutzend Mal hatte Adare im Herrenhaus in Askeaton zu Abend gegessen. Im Gegensatz zu anderen Gutsbesitzern hatte der Earl sich bei allen Verhandlungen mit den O’Neills stets als gerecht erwiesen, nie hatte er wucherischen Pachtzins gefordert, niemals mehr verlangt, als ihm von Rechts wegen zustand.
    Devlin merkte, dass er und sein Bruder sich in der Aufregung an den Händen hielten. Atemlos beobachtete er, wie der Earl und seine Gefolgsleute in leichtem Trab das Zelt des Hauptmanns erreichten. Einige der Rotröcke mussten sogar zur Seite springen, da die Ankömmlinge es nicht für nötig befanden, langsamer zu reiten. Schließlich hielten die Reiter unmittelbar vor Hughes und dessen Offizieren an. Wie auf ein geheimes Zeichen hin bildeten die englischen Soldaten einen Kreis um die Schar des Earls und legten die Musketen an.
    Der Earl trieb seinen Rappen unbeirrt weiter. Er war ein großer dunkelhaariger Mann, dessen ganze stattliche Erscheinung Macht und Autorität ausstrahlte. Seine Gesichtszüge waren von Zorn verzerrt. „Wo ist Mary O’Neill?“, rief er donnernd.
    Hughes setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie von O’Neills vorzeitigem Ableben gehört haben?“
    „Von seinem vorzeitigen Ableben}“ Der Earl of Adare sprang förmlich aus dem Sattel und schritt in gebieterischer Pose auf den Hauptmann zu. „Mord wäre eine treffendere Beschreibung. Sie haben einen meiner Pächter ermordet, Hughes.“
    „Demnach gehören Sie also auch zu den Papisten? O’Neill drohte der Galgen, Adare, und das wissen Sie.“
    Bebend vor Wut starrte der Earl den Engländer an, und schließlich stieß er zwischen den Zähnen hervor: „Sie Bastard! Es hat immer die Aussicht auf das Exil oder eine königliche Begnadigung bestanden. Ich hätte Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um dies für einen meiner Untertanen zu erwirken. Sie anmaßender Hundesohn!“ Seine Hand umfasste den Knauf seines Degens.
    Hughes zuckte bloß die Schultern. „Wie ich schon sagte, Sie sind ein Papist und einer dieser Jakobiner. Wir leben in gefährlichen Zeiten, mein Freund. Selbst Lord Castlereagh würde nicht wollen, dass sein Name in einem Atemzug mit einem Anhänger der Radikalen genannt wird.“
    Für einen Moment sagte Adare kein Wort und rang nach Selbstbeherrschung. „Ich will die Frau. Wo ist sie?“
    Hughes zögerte. Ein Muskel zuckte in seiner Wange, und eine flüchtige Röte huschte über seine Züge.
    „Zwingen Sie mich nicht, etwas zu tun, was ich liebend gern tun würde – nämlich Ihnen den Hals umzudrehen, Hughes“, setzte Adare kalt nach.
    „Gut. Eine irische Schlampe vermag mich kaum zu fesseln. Man kann sie allenthalben für einen Penny bekommen.“
    Devlin war wie betäubt von dieser groben Unflätigkeit und verspürte ein leichtes Schwindeln. Am liebsten hätte er sich auf der Stelle auf Hughes gestürzt und ihn für diese Beleidigung getötet, aber das brauchte er nicht zu tun. Der Earl trat energischen Schrittes vor und baute sich ganz dicht vor Captain Hughes auf. „Unterschätzen Sie nicht die Macht der Herren von Adare. Ich rate Ihnen, von weiteren Verleumdungen Abstand zu nehmen, denn Sie könnten sich rasch in Kanada wiederfinden, wo Sie dazu verdammt wären, eine wilde Horde Rothäute zu befehligen. Ich speise mit Cornwallis noch am fünfzehnten dieses Monats zu Abend, und nichts würde ich lieber tun, als dem Vizekönig einige höchst unangenehme Dinge über Sie zu berichten. Haben Sie mich verstanden, Captain?“
    Hughes war nicht in der Lage, darauf etwas zu erwidern. Sein Gesicht war von einer tiefen Röte überzogen.
    Adare ließ von ihm ab und betrat das Zelt mit wehendem Umhang.
    Devlin und Sean tauschten Blicke – und dann rannten sie Hand in Hand an Hughes vorbei und folgten dem Earl in das Zelt. Sofort fiel Devlins Blick auf seine Mutter, die auf einem kleinen Stuhl kauerte. Er sah, dass sie bitterlich geweint hatte.
    „Mary!“, rief der Earl und blieb vor ihr stehen. „Geht es Ihnen gut?“
    Mary erhob sich. Ihre blauen Augen weiteten sich, die blonden Locken hingen ihr wirr um den Kopf. Ihre Blicke trafen sich. „Ich hatte gehofft, dass Sie kommen würden“, gestand sie unsicher.
    Adare eilte auf sie zu, umschloss ihre Schultern mit beiden Händen und schaute sie eindringlich an. „Sind Sie verletzt?“, fragte er behutsam.
    Sie vermochte nicht sogleich zu antworten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher