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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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Dabei waren Sie es.«
    Freund nahm die Fotos wieder an sich, stellte sich neben Dorin und breitete sie vor ihm auf dem Fensterbrett aus.
    »An Florians Range Rover fanden wir seine verschmierten Fingerabdrücke, verbunden mit Gewebe aus Komeskas Kopf. Deshalb verdächtigten wir zuerst ihn. Aber das bewies nur, dass er mit dem Gewebe in Berührung kam, nicht, dass er zur Tatzeit bei Komeska im Wagen saß. Und schon gar nicht, dass er womöglich Schuld an Komeskas Tod hatte.«
    Er sagte nicht, dass Florian Dorin den Mord gestanden hatte. Sicher wusste der Alte über die Anwälte trotzdem davon. Offenbar wollte der Sohn den Vater decken.
    »In Ihrer Limousine dagegen fanden wir etwas viel Besseres: Sie wissen sicher, dass ein Gewehr beim Abfeuern Schmauchspuren hinterlässt, an den Händen sowieso, in so engen Räumen wie einem Auto auch an anderen Körperpartien. Mikroskopische Reste dieser Spuren haben sich von Ihren Händen aufs Lenkrad abgerieben, als Sie vom Tatort oder vom Haus Ihres Sohnes wegfuhren. Ausnahmsweise selber, ohne Chauffeur.«
    Endlich bewegte sich Dorin, sah Freund mit seinem Raubtierblick an.
    »Die können auch bei anderen Gelegenheiten dorthin gelangt sein.«
    »Bei welchen? Danach nicht. Da hatten wir die Waffe. Und davor war sie bei Ihrem Sohn im Schloss in einem Kasten eingesperrt.«
    »Müssten Sie dann nicht auch meine Fingerabdrücke auf der Waffe gefunden haben?«
    »Die lassen sich leicht wegwischen. Das werden Sie getan haben.«
    Dorin sah wieder zum Fenster hinaus, verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    »Sie können gern Ihren Anwalt anrufen«, sagte Freund.
    Dorin fuhr herum, stierte ihn an.
    »Wozu?«
    Freund zuckte mit den Schultern, sammelte die Bilder ein.
    »Was ist geschehen? Erzählen Sie es mir?«
    Dorin betrachtete den Hof des Palais eine Weile, bevor er tonlos zu sprechen begann: »Er kam zu uns. Oskar hielt ihn für Florian und ließ ihn ein. Ich fand ihn in der Bibliothek, wie er die Briefe meines Onkels las. Der Professor hatte ihm gesagt, wo er sie finden würde. Er zeigte mir das Schriftstück seines Großvaters daneben. So wie Sie es getan haben. Dabei war das gar nicht notwendig. Ich wusste seit dem Tod meines Vaters davon.«
    Noch einmal flackerte sein Raubtiergrinsen auf, als er sich Freund zuwandte.
    »Das ist neu für Sie, nicht? In seinem Nachlass entdeckte ich rätselhafte Geldanweisungen der Bank aus den dreißiger und vierziger Jahren. Wie ich herausfand, waren sie auf Umwegen an Rudolf Komeskas Mutter gegangen. Irgendwie mussten mein Vater oder Großvater von der Beziehung und dem Kind erfahren haben. Sie wollten es wohl nicht in der Familie haben, andererseits war es doch ihr Blut. Also spielten sie die anonymen Gönner. Es war genug Geld, um der alleinstehenden Mutter das Überleben zu sichern. Sie hat wohl nie erfahren, von wem die Unterstützung stammte. Ein paar Jahre nach dem Krieg, mit Komeskas sechzehntem Geburtstag, hörten die Überweisungen dann auf. Mein Vater hatte mir nie davon erzählt. Mit ihm sollte das Geheimnis zu Grabe getragen werden. Aber er hatte die alten Papiere vergessen. Ich habe sie dann vernichtet.«
    »Warum?«
    »Sollte ich unser Erbe mit einem Kommunisten teilen? Als der junge Komeska bei uns auftauchte, wusste ich, dass die Geschichte hier zu Ende sein musste. Möchten Sie etwas trinken?«
    »Danke, nein.«
    Dorin öffnete einen Schrank hinter seinem Schreibtisch, der sich als kleine Bar entpuppte, und schenkte aus einer Kristallkaraffe honigfarbene Flüssigkeit in ein schweres Glas. Er nippte, fuhr mit seiner Erzählung fort: »Ich erkannte sofort, dass er nicht Florian war. Natürlich überraschte mich die Ähnlichkeit. Ich hatte von Komeskas Kindern gewusst, sie aber nie gesehen. Von der Bekanntschaft Florians mit dem jungen Komeska erfuhr ich erst an diesem Abend. Zuerst versuchte ich, ihn davon zu überzeugen, dass er sich irrte. Doch er drohte mir, vor jedes Gericht dieser Welt zu ziehen, wollte einige der Briefe meines Onkels als Beweisstücke mitnehmen. Daraufhin lenkte ich ein.«
    Er nahm einen ordentlichen Schluck, begann im Raum auf und ab zu gehen.
    »Ich hieß ihn in der Familie willkommen, und wir stießen darauf an. In seinem Hochgefühl konnte ich ihn schnell betrunken machen. Ein paar Schlaftabletten, die ich zwischendurch holte und in seine Getränke mischte, taten das ihre. Irgendwann musste ich ihn fast ins Auto tragen.«
    »Oskar hatten Sie nach Hause geschickt.«
    Er nickte. »Ich rief Florian an
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