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Wien

Wien

Titel: Wien
Autoren: Walter M. Weiss
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Großmutter umfasst.
    Andererseits genügt ein Blick auf Wiens Straßen, Plätze und Märkte, um sofort die pragmatische Toleranz zu erkennen, mit der diese Stadt ihre Zuwanderer integriert. Da verkaufen griechische und türkische Händler einträchtig nebeneinander Oliven und Fladenbrot. Viele Araber und Iraner, die zum Medizinstudium hierher kamen, praktizieren inzwischen als hoch angesehene Ärzte. Und zahlreiche Familien der seinerzeit aus Kroatien, Serbien und der Türkei herbeigeströmten Gastarbeiter sind längst Wiener mit Brief und Siegel, deren Kindern die weichen, gedehnten Vokale des hiesigen Dialekts perfekt von der Zunge gehen.
    Kein Wunder also, dass die Wiener stolz darauf sind, dass kein anderes europäisches Land in Relation zu seiner Einwohnerzahl 1956 so viele Ungarn, 1968 so viele Tschechen und in den 1990er-Jahren so viele Flüchtlinge aus Exjugoslawien aufgenommen hat wie Österreich. Und dass Pöbeleien oder gar Tätlichkeiten dumpfer Chauvinisten gegen Ausländer in Wien bis heute glücklicherweise nur ganz selten passieren.
MUSIK
    Für jugendliche Stadtbesucher mögen Strauß-Walzer und Staatsoper alte Hüte sein. Als eine Weltmetropole der Musik hat Wien jedoch auch bei der House- und Hip-Hop-Generation keineswegs abzudanken. Denn außer Hörweite der viel gepriesenen klassischen Klänge hat sich hierorts – fast möchte man sagen still und heimlich – eine zeitgenössische Topszene etabliert. Den Anfang machten schon in den 1970er-Jahren Popbarden wie die bis heute hoch aktiven Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich. In den 1980ern bewies dann Falco als Nummer eins der US-Charts, dass es auch so etwas wie genuines Rap-Feeling Marke Rotweißrot gibt. Und um die Jahrtausendwende schwangen sich örtliche Sampling- und Remixing-Götter wie Kruder & Dorfmeister, Pulsinger & Tunakan, Makossa oder The WAZ Experience ganz hinauf in den internationalen Elektronikhimmel. Seither endet kaum ein Tauchgang ins Wiener Nachtleben, ohne dass man ob der schrägen Soundkreationen solcher Star-DJs, aber auch so mancher Nachwuchsdesperados am Pult nachhaltig in Verzückung gerät.
TRINKWASSER
    Welch hohe Lebensqualität Wien auszeichnet, merkt man auch beim Öffnen des Wasserhahns. Denn da rinnt einem nicht etwa, wie in den allermeisten Großstädten, chlorreich aufbereitetes Nass aus dem Untergrund oder gar der Kläranlage entgegen, sondern kristallklares, schmackhaftes Quellwasser aus dem Hochgebirge. Zu verdanken haben die Wiener dieses Privileg einem Geologen namens Eduard Suess, der vor 130 Jahren – übrigens gegen heftigen behördlichen Widerstand – das visionäre Projekt einer Hochquellenwasserleitung verwirklichte. Seit 1873 nun schon fließt das kostbare Nass aus dem Kaiserbrunnen im Rax- und Schneeberggebiet ohne Unterlass 90 km weit durch zahlreiche Stollen und über Aquädukte direkt in die österreichische Hauptstadt. Und seit 1910 befördert eine zweite, ähnlich lange Leitung zusätzlich Gebirgswasser aus dem steirischen Hochschwab-Gebiet Richtung Wien. Gemeinsam drücken die beiden wegweisenden Anlagen nachhaltig die Umsätze der regionalen Mineralwassererzeuger.
WEIN
    Eine wenig beachtete Attraktion Wiens ist sein Wein. Zwar sind die gemütlichen Heurigenlokale, in denen man zum Wein deftige „Schmankerln” vom Büfett und schmalzige Livemusik genießt, legendär und viel besucht. Doch dass an den Rändern der Stadt edle Tropfen nicht nur getrunken, sondern auch angebaut und gekeltert werden, beginnt sich erst langsam herumzusprechen. Sogar renommierte Preise heimsen die Weine mittlerweile ein. Wohl keine andere Hauptstadt der Welt verfügt über eine ähnlich reiche, tief in der Vergangenheit wurzelnde Winzerkultur. Und in keiner zweiten sind heutzutage so innovative Weinbauern am Werk.
    Für den Rebbau genutzt wurden die fruchtbaren Böden und das warme, trockene Klima am Ostende der Alpen schon vor 2500 Jahren von den Kelten. In der Römerzeit führte Kaiser Probus neue Sorten und Kultivierungsmethoden ein. Und im Spätmittelalter schwammen die Wiener gleichsam im Rebensaft, sodass sie, wie alte Chroniken überlieferten, pro Kopf und Jahr bis zu 120 Liter „soffen”. Sogar zum Anrühren des Mörtels für den Stephansdom verwendeten sie den Rebensaft.
    Im 19. Jh. hatte dann die Reblaus im Verbund mit hohen Steuern und der
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