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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Autoren: Agatha Christie
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Shakespeare-Theater und auf Burg Warwick und habe gesehen Clovelly und Kathedrale in Exeter und Torquay – sehr hübsch – und jetzt komme zu berühmtem Naturschönheitsplatz – und morgen über Fluss nach Plymouth, wo Entdeckung von neuer Welt wurde begonnen von Plymouth Hoe.«
    »Und Sie, Signorina?«
    Poirot wandte sich an das andere Mädchen. Aber das lächelte nur und schüttelte seine Locken.
    »Sie nicht sprechen viel Englisch«, bemerkte die Holländerin gutmütig, »aber wir beide sprechen bisschen Französisch, und so wir unterhalten im Zug. Sie kommen aus Mailand, hat Verwandte in England, verheiratet an Herrn mit Geschäft für Lebensmittel. Sie gestern gekommen nach Exeter mit Freundin, aber Freundin gegessen zu viel Kalbfleischpastete aus schlechtem Laden und muss bleiben in Exeter. Fleischpastete nicht gut, wenn Wetter heiß.«
    In diesem Augenblick kamen sie zu einer Straßenkreuzung, und der Fahrer hielt an. Die Mädchen stiegen aus, bedankten sich in zwei Sprachen und bogen nach links ein. Der Fahrer vergaß für einen Augenblick seine olympische Überlegenheit und sagte gefühlvoll zu Poirot:
    »Man muss sich nicht nur bei Kalbfleischpasteten vorsehen, andere sind ebenso gefährlich; in der Ferienzeit verwenden sie alles, was ihnen unter die Finger kommt, für die Füllung – aber auch alles.«
    Er ließ den Wagen wieder an und bog in die Straße zur Rechten ein, die bald darauf in einen dichten Wald führte. Dabei gab er ein zusammenfassendes Urteil über die Bewohner der Jugendherberge Hoodown Park ab: »Ganz nette Mädchen in der Herberge«, sagte er, »leider lassen sie sich nur absolut nicht daran hindern, unbefugt fremden Grund und Boden zu betreten, und man kann ihnen auch nicht begreiflich machen, was Privateigentum bedeutet. Immer wieder kommen sie in unsere Wälder und behaupten, nicht zu verstehen, was man zu ihnen sagt.« Er schüttelte missbilligend den Kopf.
    Sie fuhren weiter – durch den Wald, einen steilen Hügel hinunter, dann durch ein schmiedeeisernes Tor und hielten schließlich vor einem großen, weißen georgianischen Haus, mit der Aussicht auf den Fluss.
    Der Fahrer öffnete die Wagentür, und auf den Stufen erschien ein großer, schwarzhaariger Butler.
    »M. Hercule Poirot?«
    »Ja.«
    »Mrs Oliver erwartet Sie, M. Poirot; sie ist unten beim Rondell. Darf ich Ihnen den Weg zeigen?«
    Er wies auf einen gewundenen Pfad, der am Wald entlangführte und von dem aus man gelegentlich den Fluss sehen konnte. Der Pfad ging allmählich bergab und mündete schließlich in einen offenen, runden Platz, der von einer Steinbrüstung umgeben war. Auf der Brüstung saß Mrs Oliver.
    Sie stand auf, um ihn zu begrüßen, und dabei rollten mehrere Äpfel von ihrem Schoß auf die Erde. Äpfel schienen nun einmal unweigerlich zu Mrs Oliver zu gehören …
    »Ich weiß nicht, warum ich immer alles fallen lasse«, murmelte Mrs Oliver etwas undeutlich, denn sie kaute gerade ein großes Stück Apfel. »Wie geht es Ihnen, M. Poirot?«
    »Très bien, chère Madame«, erwiderte Poirot. »Und Ihnen?«
    Mrs Oliver sah etwas anders aus als bei ihrer letzten Begegnung, und das lag daran – wie sie schon am Telefon angedeutet hatte –, dass sie mit ihrem Haar neue Experimente gemacht hatte. Als Poirot sie zuletzt gesehen hatte, machte Mrs Olivers Frisur einen sturmzerzausten Eindruck; heute war ihr Haar tiefblau gefärbt, und unzählige Löckchen türmten sich im Pseudo-Marquise-Stil auf ihrem Kopf. Dieser Stil endete bei ihrem Nacken, und den Rest hätte man wohl eher als »praktische Landmode« bezeichnen können. Sie trug ein dottergelbes, raues Tweedkostüm und einen giftgrünen Pullover.
    »Ich wusste, dass Sie kommen würden«, bemerkte Mrs Oliver fröhlich, als sie wieder ungehindert sprechen konnte.
    »Das können Sie unmöglich gewusst haben«, sagte Poirot streng.
    »O doch.«
    »Ich frage mich noch immer selbst, warum ich eigentlich hier bin.«
    »Diese Frage kann ich Ihnen leicht beantworten: aus Neugierde.«
    Poirot sah sie belustigt an.
    »Ihre berühmte weibliche Intuition hat Sie ausnahmsweise einmal in die falsche Richtung geführt.«
    »Machen Sie sich nicht über meine weibliche Intuition lustig. Habe ich den Mörder nicht immer sofort entdeckt?«
    Poirot schwieg galant; er hätte ihr antworten können: »Vielleicht beim fünften Versuch, und auch dann nicht immer.«
    Statt dessen sah er sich um und bemerkte: »Sie haben hier ein wirklich herrliches Grundstück.«
    »Finden Sie?
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