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Wiedersehen in Barsaloi

Wiedersehen in Barsaloi

Titel: Wiedersehen in Barsaloi
Autoren: Corinne Hofmann
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geschmückte Frau mit. Sie ist überglücklich, dass sie die weite Strecke in einem Auto zurücklegen darf. Hier ist es selbstverständlich, wenn in einem Fahrzeug noch Platz ist, fremde Personen mitzunehmen.

Von Maralal nach Barsaloi
    Endlich können wir starten. James fährt mit dem Motorrad vor uns her. Es gibt eine neue Straße nach Barsaloi, denn die alte ist definitiv nicht mehr befahrbar. Schade, denn ich hätte sie zu gerne meinen Mitreisenden vorgeführt. Die neue ist erst vor ein paar Monaten fertiggestellt worden und deshalb im Moment noch einigermaßen angenehm zu befahren. Die Jahre davor musste man einen fünfstündigen Umweg über Baragoi in Kauf nehmen.
    Wir durchqueren die letzten Regenpfützen und Schlammlöcher und bald steigt der Weg beträchtlich an. James hinterlässt mit seinem Motorrad eine dicke, schwarze Rauchwolke. Ab und zu kommen uns Männer und Frauen entgegen, die auf dem Weg in die kleine Stadt sind. Die Frauen tragen Kalebassen, gefüllt mit Milch für den Verkauf. Für dieses minimale Geschäft laufen sie täglich mehrere Stunden.
    Die Kalebassen sind leicht und werden seit Urzeiten aus einer Kürbispflanze oder aus Holz hergestellt und als Gefäß benutzt. Die Massai und die Samburu befestigen mit bunten Perlen bestickte oder mit kleinen Muscheln verzierte Lederbändchen daran. Damit die Kalebassen immer wieder gebrauchsfähig sind, werden sie am Abend von den Frauen mit einem glühenden Feuerholz ausgeräuchert und auf diese Weise sterilisiert. Deshalb riecht die Milch etwas rauchig, wodurch sie mir in Mamas Hütte immer besonders gut schmeckte.
    Die Männer führen meistens eine oder mehrere Ziegen im Schlepptau, manchmal auch eine Kuh, die sie in Maralal verkaufen wollen. Sie trennen sich nur von ihren Tieren, wenn sie dringend Geld für Ritualfeste, Hochzeiten oder Krankenhausrechnungen brauchen.
    Auch wenn unsere Fahrer bald den Vierradantrieb einschalten müssen, ist dieser Weg immer noch eine komfortable Angelegenheit im Vergleich zur alten Buschstraße. Keine Elefanten oder Büffel brechen durch den Busch und blockieren die Weiterfahrt. Nach gut einer Stunde Berg- und Talfahrt erreichen wir ein kleines Manyattadorf namens Opiroi. Einige Frauen sitzen mit ihren Kindern vor den Hütten und schauen unseren Fahrzeugen nach. Die kleinen Kinder, zum Teil nackt oder nur mit einem T-Shirt bedeckt, winken am Straßenrand. Eine halbfertige Kirche dominiert den kleinen Platz. Wir fahren ohne Halt weiter, denn wir wollen so schnell wie möglich nach Barsaloi. Immer wieder durchqueren wir kleinere ausgetrocknete Bachbette. Wasser ist in dieser Gegend Mangelware.
    Zu meinem Erstaunen sehe ich viele Kamele, die, aufgeschreckt durch unsere Autos, wie in Zeitlupe in die Büsche fliehen. Offensichtlich halten sich neuerdings die Samburu vermehrt diese Tiere.
    Wir erreichen eine Anhöhe zwischen zwei Steinhügeln. Sobald wir diese passiert haben, können uns die Menschen in Barsaloi auf Grund der Staubwolken am Horizont ausmachen, obwohl wir noch eine halbe Stunde Fahrt vor uns haben. Heute wird sicher das halbe Dorf auf uns warten.
    Bei einem letzten Halt unterbreitet Klaus den Vorschlag, mit einem unserer Fahrer ins Dorf vorauszufahren. So könne er in Ruhe die nötigen Vorbereitungen treffen, um meine Ankunft und Rückkehr filmisch festzuhalten. James ist einverstanden und wird versuchen, dieses Vorhaben Lketinga zu erklären. Albert und ich könnten uns in der Zwischenzeit vor dem großen Barsaloi-River die Schule anschauen. Sie wurde gerade erbaut, als ich das Dorf verließ. Außer ein paar Grundmauern stand damals noch nichts. Auch heute fehlt es noch an allem Möglichen, wie wir später feststellen, aber die Kinder der Gegend haben endlich eine eigene Schule.
    Kurz nachdem Klaus abgefahren ist, beschleicht mich doch ein mulmiges Gefühl. Was wird Lketinga sagen, wenn er als Erstes einen ihm Unbekannten trifft und dieser noch dazu mit einer Filmkamera ausgerüstet ist? Und die anderen Leute im Dorf? Wie sehen sie das? Die meisten wissen nicht, was ein Film ist, und Klaus will eine Kamera mit Stativ aufstellen.
    Mir ist nicht ganz geheuer bei diesem Vorhaben, doch werden die größten Zweifel durch meine Gedanken an Napirai zerstreut. Vor allem für sie wollte ich die Reise ausführlich dokumentieren, damit sie möglichst viel nacherleben kann. Schließlich treffen sich ihre Eltern nach Jahren wieder. Sie kann sich an die Zeit in Kenia nicht mehr erinnern und das alles ist in gewisser
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