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Wie redest du mit mir

Wie redest du mit mir

Titel: Wie redest du mit mir
Autoren: Franz Thurmaier , Joachim Engl
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bestehen, dass Diana merkt, wie fruchtbar es für ihre Beziehung ist, wenn sie es schafft, länger in der aktiven Zuhörerrolle zu bleiben und dadurch mehr von ihrem Partner erfährt. Wo sie ihn vorher interpretierte, kann sie nun offen nachfragen und braucht sich die Antworten nicht mehr selbst zu geben. Dadurch verhindert sie Missverständnisse und erweckt nicht mehr den Eindruck, Karl zu bevormunden.
    Karl dagegen könnte die positive Erfahrung machen, dass er seine Bedürfnisse klar und offen ansprechen kann, ohne gleich unter Rechtfertigungsdruck zu geraten (und dabei seine argumentative Unterlegenheit zu spüren). Das macht es ihm gleichzeitig leichter, Diana besser zuzuhören. Beide haben es dann auch nicht mehr nötig, zur Abwehr kleine Spitzen oder allzu ironische Bemerkungen in ihren Dialogen einzusetzen. Wenn Diana und Karl im weiteren Kursverlauf diese Lernschritte vollziehen, wirkt sich das sicherlich ausgezeichnet auf das gegenseitige Verständnis und ihre Fähigkeit zur Tolerierung des Andersseins aus.
    4.   2.   2.   Friedemann und Clementia im EP L-Paargespräch
    Als Gesprächsbeispiel für unser idealisierendes Heger-Pfleger Paar wählen wir die dritte Partnerübung aus der zweiten EP L-Sitzung . Die zweite Sitzung hat zum Thema das »Äußern negativer Gefühle«. Während in den ersten beiden Übungen dieser Sitzung den Paaren noch Konfliktthemenvorgegeben werden, damit sie sich daran spielerisch mit den Kommunikationsregeln vertraut machen können, suchen sie sich für diese dritte Übung ein echtes eigenes Thema aus, um es nach allen Regeln miteinander zu besprechen.
    Friedemann und Clementia geraten zunächst in große Schwierigkeiten, überhaupt ein eigenes Problemthema zu finden. Sie haben in ihren sonst so unterschiedlichen Elternhäusern gelernt, dass Probleme, Meinungsverschiedenheiten, Unstimmigkeiten usw., kurz alles, was den Frieden stören könnte, unbedingt aus Partnerschaft und Familie herausgehalten werden muss. So haben beide sich »verboten«, in ihrer Beziehung Probleme auch nur zu sehen, geschweige denn sie anzusprechen.
    Clementia zermartert sich ihr Gehirn, denn sie möchte ja ernsthaft weiterarbeiten. Aber vergeblich: Sie findet beim besten Willen kein Problemthema in ihrer Beziehung.
    Als Trainer bin ich schon versucht, den beiden ein weiteres problembesetztes Rollenspielthema vorzugeben. Denn meine Erfahrung sagt mir, dass Paare instinktiv dazu neigen, für ihre Rollenspiele Themen auszuwählen, die sie unbewusst doch betreffen. Doch da sehe ich an Friedemanns Gesicht, dass ihm doch noch ein eigenes Thema eingefallen ist, das ihn sehr zu beschäftigen scheint.
    Er denkt daran, dass es immer wieder Situationen gab, z.   B. wenn er Ärger mit Arbeitskollegen hatte, in denen er sich nach dem Nachhause-Kommen gerne ein wenig zurückgezogen hätte, um in aller Ruhe darüber nachzudenken. Doch Clementia konnte ihm jedes Mal den Ärger vom Gesicht ablesen und tat alles, um ihn abzulenken und wieder aufzuheitern. Dabei hätte er seinem Ärger gerne nachgespürt, nicht um ihn wie sein Vater zu Hause hemmungslos auszuleben, sondern um ihn ganz allein für sich nocheinmal zu betrachten und zu bearbeiten, bis er ihn dann in einem nächsten Schritt seiner Clementia erzählt hätte.
    Für Clementia dagegen ist dieses stille zurückhaltende Verhalten Friedemanns schier unerträglich. Wie sie es in ihrem Elternhaus gelernt hat, hält sie sich allein verantwortlich für die Stimmung, in der sich ihre Lieben befinden. Also muss sie sich umso liebenswerter und fürsorglicher betragen, um »den Haussegen wieder gerade zu hängen«. Da kann ihr Friedemann tausendmal sagen, dass er nichts habe, und wenn, dass es nichts mit ihr zu tun habe. Ihr geht es erst wieder gut, wenn er wieder zufrieden lächelt. Und dafür legt sie sich mächtig ins Zeug.
    Friedemann ahnt ungefähr, was in solchen Situationen in Clementias Kopf vor sich geht. Deshalb nimmt er dieses Bedürfnis nach Rückzug auch nur mit einem schlechten Gewissen wahr. Trotzdem will er es diesmal riskieren. Er will die Chance, die das Gesprächstraining ihm dazu bietet, nützen, und dieses Thema endlich einmal ansprechen.
    Er zögert noch. In seinem Gesicht spiegelt sich der Widerstreit seiner Gefühle. »Soll ich meiner Partnerin wirklich sagen, was in mir in solchen Momenten vorgeht? Wie wird sie reagieren? Wie soll ich es ihr überhaupt sagen? Kann ich hier in diesem Rahmen eigentlich offen sein? Wird uns der Trainer weiterhelfen
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