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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet
Autoren: Roman Krznaric
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Your Life: Transforming Your Relationship with Money and Achieving Financial Independence . New York: Penguin 1999.
    53 Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau . Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 1968, S. 639.

6 Eine Berufung heranreifen lassen

Der Gewinn seelenvoller Arbeit
    »Ohne Arbeit verdirbt das Leben, aber wenn die Arbeit seelenlos ist, erstickt und stirbt das Leben«, schrieb Albert Camus. Eine Arbeit zu finden, die eine Seele hat, gehört zu den großen Sehnsüchten unserer Zeit. Die Fraktion des »lächelnden Ertragens« hat zwar immer noch ihre Anhänger, aber zumindest im Westen wächst die Zahl derer, die mehr von ihrer Arbeit verlangen: Sie wollen sich mit ihrer Persönlichkeit in ihrem Tun wiederfinden und erstreben Tätigkeiten, die sie als Menschen reifen lassen. Wer sich dieser Bewegung anschließen und so arbeiten möchte, dass es sein Leben bereichert, muss sich abschließend zwei Fragen stellen.
    Ein Anliegen dieses Buches war es aufzuzeigen, was einen erfüllenden Beruf im Kern ausmacht. Wir haben festgestellt, dass es im Wesentlichen drei Elemente sind: Sinn, Flow und Freiheit. Ihre Tätigkeit als erfüllend erleben diejenigen, die an ihrem Arbeitsplatz eine Kombination dieser drei Elemente vorfinden und denen die Gefahren übermäßiger Gier nach Geld oder Status bewusst sind. Sie wissen aber auch, dass es über die drei Grundbestandteile erfüllender Arbeit hinaus noch größeren Gewinn gibt, einen Heiligen Gral, könnte man sagen, einen Beruf nämlich, der einen Menschen nicht nur erfüllt, sondern den der Betreffende als seine »Bestimmung« oder »Berufung« erlebt. Daraus ergibt sich die erste Frage: Wie finden wir unsere wahre Berufung im Leben?
    Bisher ungelöst ist auch das Problem, wie die Überführung unseres Ideals der Erfüllung in die Realität eines neuen Berufs praktisch gelingt. Die wichtigsten Schritte auf diesem Weg kennen wir inzwischen. Wenn wir aus der Vielfalt möglicher Jobs die ausgewählt haben, die verschiedene Aspekte unseres Ichs widerspiegeln, unterziehen wir sie durch ein radikales Sabbatical, Nebentätigkeiten oder mündliche Recherche dem Praxistest. Wir machen uns die revolutionäre Philosophie des »erst handeln, dann nachdenken« zu eigen und folgen Leonardo da Vincis Maxime, uns von der Erfahrung leiten zu lassen.
    Doch sogar wenn wir durch diese Experimente den Beruf, von dem wir uns Erfüllung versprechen, schon gefunden haben, kann es sein, dass wir unschlüssig verharren und Angst haben, den letzten Schritt ins Unbekannte zu tun, durch den wir endgültig mit unserer Vergangenheit brechen und uns neu erfinden. Daraus ergibt sich die zweite Frage: Wie überwinden wir, was uns an Veränderung hindert?
    Für die Antwort auf diese beiden Fragen reisen wir zunächst in ein wissenschaftliches Labor nach Paris und dann weiter zu einer kleinen Insel vor der Küste Griechenlands.
    Marie Curie und der Sinn des Lebens
    In den Kursen, die ich gebe, klagen immer wieder Teilnehmer, sie suchten noch »nach ihrer Berufung« oder beneideten andere, die ihre »endgültige Bestimmung gefunden« hätten. Diese Unzufriedenen sehnen sich offenbar nach einem Beruf, der ihnen in einem umfassenden Sinn Lebenszweck oder -aufgabe sein soll. Ihre Suche wird, so viel lässt sich mit ziemlicher Gewissheit sagen, nicht von Erfolg gekrönt sein. Nicht weil es so etwas nicht gäbe, sondern weil man eine Berufung nicht finden kann wie einen Schatz. Eine Berufung ist vielmehr etwas, das entsteht und heranreift; etwas, das wie ein Pflanze wächst und mit dem wir in diesem Prozess verwachsen. Bevor wir das Geheimnis enthüllen, wie man das anstellt – eine Berufung heranreifen lassen –, müssen wir uns der Frage zuwenden, was Berufung eigentlich bedeutet und warum sie so wichtig ist.
    Nach landläufiger Vorstellung handelt es sich bei einer Berufung um eine Tätigkeit, die für den, der sie ausübt, »wie gemacht« ist. Meine persönliche Definition lautet ein wenig anders: Ich möchte vorschlagen, Berufung als eine Tätigkeit zu verstehen, bei der man nicht nur Erfüllung – Sinn, Flow, Freiheit – findet, sondern die auch ein festumrissenes Ziel oder einen klaren Zweck hat, dessen Erreichen man anstrebt und von dem man sich im Leben leiten lässt; dafür steht man jeden Morgen auf. Wer auf dem Gebiet der Medizin forscht, findet sein Ziel oder seinen Zweck vielleicht darin, ein Heilmittel gegen die Motoneuronenerkrankung zu entdecken; ein Umweltaktivist
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