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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet
Autoren: Roman Krznaric
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der herkömmlichen Welt der Frau«, nämlich der Kindererziehung und der Hausarbeit, nicht einmal heraus, wenn sie eine Arbeit haben. 53
    De Beauvoir lenkte die Aufmerksamkeit auf das, was seither als »Doppelbelastung« bezeichnet wird: Frauen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen, beginnen nach der Heimkehr von der Arbeit häufig ihre »zweite Schicht«, da sie verglichen mit den Männern in der Regel den weitaus größeren Teil der Hausarbeit leisten. Das geht von der Zubereitung des Abendessens bis zum nächtlichen Aufstehen, wenn ein Kleinkind schreit und getröstet werden muss. Kein Wunder, dass Erica Jong erklärte, emanzipierte Frauen hätten sich in erster Hinsicht das Recht erkämpft, zu Tode erschöpft zu sein. Eine von der Psychologin Paula Nicholson durchgeführte Untersuchung erbrachte ein aufschlussreiches Ergebnis: Erstgebärende, die glaubten, die Väter ihrer Kinder würden einen gleichgroßen Anteil bei der Kinderbetreuung übernehmen, lagen mit ihrer Vorhersage fast immer falsch. Nach der Geburt des Kindes kehrten die Männer regelmäßig schon bald in die herkömmliche Rolle des Familienernährers zurück und machten nur ungern Abstriche an ihrem alten Sozialleben, um mehr häusliche Verantwortung zu übernehmen. Lassen Sie sich von den Zeitschriftenartikeln über Superväter nicht täuschen: Der Hausmann mag zwar ein neuer Trend sein, doch in Ländern wie Großbritannien ist nur einer von zwanzig Vätern der Hauptbetreuer seines Kindes. Wir leben in Kulturen, die die Kinderbetreuung im Wesentlichen als Frauensache ansehen und die voraussetzen, dass die Mutter – mehr als der Vater – ihre Karriere der Familie unterzuordnen habe.
    Erschwerend kommt hinzu, dass die Strukturformen der Arbeit nicht zu den Realitäten des Lebens mit Kindern passen. Wenn Väter sich zum Beispiel stärker an der Kinderbetreuung beteiligen wollen, gewährt das Arbeitsrecht ihnen in vielen Ländern nur wenige Wochen Vaterschaftsurlaub. Es wäre schön, lebten wir alle in Norwegen, wo Elternpaare selbst entscheiden können, wie sie die ihnen zustehenden sechsundvierzig Wochen Elternzeit unter sich aufteilen, was dazu führt, dass 90 Prozent aller norwegischen Väter mindestens drei Monate davon in Anspruch nehmen. Einige Länder ziehen allerdings allmählich nach: Auch in Großbritannien sollen Männer künftig ein halbes Jahr Vaterschaftsurlaub nehmen können.
    Ein weiteres Problem ist, dass Angestellte in den meisten Ländern vier Wochen Jahresurlaub bekommen, Schulkinder übers Jahr zusammengenommen aber etwa zwölf Wochen Ferien haben. Wie sollen Eltern diese Lücke schließen, ohne dass zumindest einer von beiden seine Berufstätigkeit zurückstellt? Zumal die Schule im Durchschnitt zwei Stunden vor Büroschluss endet und nur eine Minderheit der Angestellten das Privileg der Gleitzeit hat, die es ihnen erlaubt, früher Schluss zu machen und die Kinder abzuholen. In einem so verrückten, so dringend reformbedürftigen System sollte man es sich wahrhaftig nicht selbst anlasten, wenn der Versuch, Beruf und Familie zu vereinbaren, zu Frustrationen führt.
    »Können Frauen beides haben?« ist die falsche Frage
    Unausgesprochen unterstellen die meisten Bücher und neueren Artikel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, es handele es sich dabei um ein Thema, das primär Frauen interessiert und Frauen angeht. Üblicherweise interviewt man dafür ausgewählte Frauen, von denen manche den Spagat, ein Unternehmen zu leiten und zu Hause eine Göttin zu sein, mit Leichtigkeit schaffen, während andere mit Schwierigkeiten kämpfen und sich abstrampeln. Was ist das große Geheimnis der Frauen, die beides gut hinbekommen? Die eine ist vielleicht ein Dynamo in Menschengestalt, steht jeden Morgen um fünf Uhr auf und ist ein Genie des Zeitmanagements, eine andere ist eine glänzende Multitaskerin, die erst flink einen Auftrag eintütet und dann eine Gourmet-Mahlzeit zaubert. Frauen, die es nicht schaffen, in ihrem Beruf und als Mütter zu glänzen, so die kaum verhüllte Botschaft, sind inkompetent und haben wohl irgendwie nicht das Zeug dazu. Die britische Autorin und Journalistin Shirley Conran, Verfasserin des Buchs Superwomen , stellte schon vor zwanzig Jahren fest, dass diese fatale Botschaft ihre Wirkung nicht verfehlt:
    Mir war aufgefallen, das Angst und Depressionen bei ganz normalen Frauen zunahmen infolge der medialen Propaganda über Geschlechtsgenossinnen, die mühelos Karriere (nicht bloß einen »Job«), häusliches
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