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Wie ich mir das Glück vorstelle

Wie ich mir das Glück vorstelle

Titel: Wie ich mir das Glück vorstelle
Autoren: Martin Kordić
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Schwestern sagen: Wir glauben für dich.
    Ich sage: Ich glaube.
    Die Schwestern sagen: Wir sehen Maria für dich.
    Ich sage: Ich sehe.
    Die Schwestern sagen: Sag uns, wer du bist.
    Ich sage: Ich bin ein neuer Mensch. Hier bin ich neu geboren. Mein Herz ist rein und sauber. Die Königin des Friedens ist auch meine Königin. Die Frau aller Völker macht keinen Unterschied. An ihrer Hand steige ich auf in den Himmel. Die Mutter der Barmherzigkeit nimmt mich auf in ihrem Schoß und tröstet mich. Sie ist die Liebe. Ich bin ihr Zeuge.
    Die Schwestern sagen: Maria, o Maria.
    Ich sage: Maria, o Maria.
    Eine Schwester schüttet mir mit einem Kelch dreimal Wasser über den Kopf.
    Sie sagt: Ich taufe dich auf den Namen der Miterlöserin Maria.
    Sie beugt sich zu mir runter, küsst mich auf die Stirn und sagt: Amen.
    Ich sage: Amen.
    Die Schwester nimmt mich an die Hand und bringt mich jetzt zum ersten Mal ins Schlaflager zu den anderen Kindern. Das ist ein großes Zelt. In dem Zelt stehen viele Hochbetten. Alle Kinder schlafen hier. Der Raum ist dunkel. Die Schwester hat eine Kerze in der Hand und bringt mich zu meinem Bett. Ich schlafe unten. Oben liegt schon der dicke Dim. Der ist noch wach. Als die Schwester weg ist, höre ich, wie er was zu mir runterflüstert. Ich kann das nicht verstehen. Ich haue von unten gegen die Matratze. Ich mache die Augen zu. Ich kann nicht schlafen. Ich glaube, dass der dicke Dim die ganze Zeit wach ist und auf mich aufpasst.
    Nach dem Frühstück teilen die Schwestern uns in Zweiergruppen ein. Der dicke Dim und ich sind eine Gruppe. Jede Gruppe bekommt eine Aufgabe, die sie auf dem Gelände machen muss.
    Das Gelände von der Gemeinschaft von den Söhnen Marias kannst du dir so vorstellen: In der Mitte ist die Kapelle. Daneben ist das große Haus. Da schlafen die Schwestern drin. Außerdem schlafen da die Kinder, die neu dazukommen. In meiner Zeit in der Gemeinschaft sind das ganz schön viele. Dazu kommen noch die verletzten Krieger. Aber das erkläre ich dir später. Die Neuen dürfen im großen Haus schlafen und bekommen von ihrem Freund die Gebete beigebracht. Neben dem großen Haus ist das Schlaflager. Das ist ein großes Zelt. Dahinter ist das Werkhaus. Daneben ist der Acker. Dahinter ist ein Stall für die Tiere. Da ist auch der Brunnen. Dahinter ist die Mauer.
    Das Gelände ist riesig. Wir haben viel Platz. Das Gelände ist so groß, dass du nicht mal bis zum Ende gucken kannst. Dahin, wo die Steinmauer ist. Keiner von uns darf auf diese Mauer klettern oder rüberspringen. Wenn das einer von uns macht, fangen die Schwestern den sofort wieder ein.
    Wir beten und arbeiten. Wir bauen einen zweiten Stall. Die Aufgabe vom dicken Dim und mir ist es, den anderen Kindern Bretter zu bringen. Vor dem Werkhaus steht ein Traktor mit einem Anhänger. Der hat hintendrauf ganz viel Holz. Latte für Latte schleppen wir zusammen ins Werkhaus. Da stehen unsere Brüder und die helfen den Schwestern beim Sägen. Als das Wetter wieder besser ist, ziehen wir mit den Holzlatten Wände hoch. Immer mit einem Abstand von einer Armlänge. Dann kommen ein paar alte Männer und gießen Zement in die Lücke zwischen die Latten. Wenn der trocken ist, machen wir die Bretter ab und haben eine Mauer vom Stall. So machen wir das immer weiter, bis der Stall fertig ist. Dann bekommen wir die Ziegel und bauen Häuser für die Kinder.
    Der dicke Dim und ich sind nicht stark. Als wir ein paar Tage lang Bretter ins Werkhaus schleppen, können wir nicht mehr.
    Wir sagen: Schwester, wir können das nicht. Schauen Sie sich unsere Hände an. Schauen Sie sich unsere Knie an. Immer wieder fallen wir hin.
    Die Schwester nimmt uns raus aus der Arbeit. Der dicke Dim bekommt die Aufgabe, mit zwei Schwestern zusammen auf den Erscheinungsberg zu steigen. Dort muss er Wasser für die Pilger verteilen und Spenden einsammeln. Da kommt immer was zusammen. Ich darf den ganzen Tag im großen Haus sitzen. Eine Schwester gibt mir ein Heft mit Buchstaben und ich muss die alle abmalen. Ich kann das schon aus der Schule. Aber jetzt lerne ich das alles noch besser. Die Schwester gibt mir ein Buch mit Geschichten über Maria und ich darf das lesen. Manchmal darf ich auch den Schwestern in der Küche beim Kochen helfen. Irgendwann kann ich das alles sehr gut. Ich bekomme eine neue Aufgabe. Nach dem Frühstück darf ich aus einem Buch Gebete und Lieder raussuchen. Nach dem Mittagessen darf ich mir ein Heft nehmen und da reinschreiben. Ich soll über
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