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Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition)

Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition)

Titel: Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition)
Autoren: Peter Ensikat , Dieter Hildebrandt
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runter. Sag mal, wolltest du mal Pastor oder Pfarrer sein?
    E NSIKAT: Abgesehen von der Beerdigungsmusik, muss das ja kein trauriger Beruf sein. Ich kenne ein paar davon. In den lustigsten Anekdoten, die sie erzählen, geht es übrigens meistens um Beerdigungen.
    H ILDEBRANDT: Ich hatte einen guten Freund, Walter Netzsch, der ganz plötzlich mitten auf der Straße tot umgefallen war …
    E NSIKAT: Beneidenswert!
    H ILDEBRANDT: Sagst du so. Der war erst einundsechzig und hätte noch so lange weiterleben müssen. Jedenfalls hatte er sich ausbedungen, dass bei seiner Trauerfeier nur gelacht werden darf. Er war ja so ein urkomischer Bayer, da konnte man sich das auch gar nicht anders vorstellen. Die Rede hat dann der stellvertretende Landesbischof der evangelischen Kirche von Bayern gehalten, ein Freund von ihm. Und er hat zunächst mal lauter Dinge erzählt, von denen niemand sonst etwas wusste. Über die Zeit des Dritten Reiches. Da war der Walter Bote zwischen der »Roten Kapelle«, dieser Widerstandsgruppe, und der evangelischen Kirche. Er befand sich da ständig in Lebensgefahr und hat später niemandem was davon erzählt.
    E NSIKAT: Stell dir vor, der Biermann wäre das gewesen. Wir wüssten alles! Wir wüssten mehr, als er getan hat.
    H ILDEBRANDT: Oh ja! Aber dann hat dieser Bischof noch etwas Wunderbares getan: Er hat lauter Sätze vom Walter, die besonders komisch waren, in einen Zusammenhang gebracht – und wir haben nur noch gelacht. Wir sind dann lachend aus der Kirche rausgegangen. Links die Träne im Auge, aber mit offenem Mund gelacht. So … so hätt ich’s auch gerne.
    E NSIKAT: Vor fünf oder sechs Jahren gab es einen mecklenburgischen Kirchentag. Da hatten sie mich gebeten, bei der Vorbereitung mitzumachen. Mich Atheisten! Sie hatten sich nämlich ein Motto ausgesucht, von dem sie meinten, dass ich da kompetent sei: »Und Abraham lachte«. Als Abraham von Gott erfährt, dass er mit über hundert Jahren noch einen Sohn bekommen soll, da lacht er. Steht so in der Bibel.
    H ILDEBRANDT: Ein Ungläubiger!
    E NSIKAT: Ja, darum geht’s. Der Schweriner Bischof wollte unter diesem Motto keine Predigt halten; dann machte es eben ein anderer. Der erzählte da fast nur Kirchenwitze, und der Dom zu Schwerin wackelte vor Lachen. An den schönsten kann ich mich erinnern: Geht der Papst in die Sauna, zum ersten Mal in seinem Leben. Er ist ganz begeistert und sagt am nächsten Tag zu seinem Prälaten: »Morgen will ich wieder in die Sauna!« Darauf der Prälat: »Äh, Eure Heiligkeit, morgen ist gemischte Sauna.« Entgegnet der Heilige Vater: »Na und? Die paar Protestanten stören mich doch nicht.«
    H ILDEBRANDT: Irgendwann wurde ich mal aufgefordert, in einer Kirche über die Frage »Humor in der Kirche« zu reden. Im Vergleich zu sonst war da die Kirche voll. Und die Lachsaison war spätestens eröffnet, als ich zu der Frage kam: »Hat Jesus gelacht?« – nicht Abraham, Jesus. Natürlich hat er gelacht. Und zwar in dem Moment, als Petrus versucht hat, über das Wasser zu laufen.

HERR UND HUND

    E NSIKAT: Du hast ja einen Hund, der wichtig für dich ist. Wir sollten über Tiere sprechen. Ich glaube, dass man sich da entscheiden muss: Hat man ein Kind, braucht man auch ein Tier. Hat man aber ein Tier, braucht man kein Kind. Nur Kind ohne Tier ist schlecht.
    H ILDEBRANDT: Aber Tier ohne Kind ist auch nicht gut. Weil das Tier sich des Kindes sehr gut annimmt. Man kann dann weggehen, ins Kino etwa. Kind und Hund hüten sich dann gegenseitig. Dann kommt man wieder, und …
    E NSIKAT : … der Hund hat das Kind gefressen.
    H ILDEBRANDT: Ganz selten. Man guckt dann, wer von beiden ins Zimmer gepinkelt hat. Ich sag dir, ich bin ein großer Wegwischer! Sehr routiniert bin ich im Wegwischen.
    E NSIKAT: Bist du auch ein großer Erzieher? Man kann Tier und Kind ja auch zum Nichtirgendwohinpinkeln erziehen.
    H ILDEBRANDT: Beim Kind geht das irgendwann von ganz allein. Für den Hund gibt es die Hundeschule. Die halte ich für sehr, sehr nötig. Da gibt es ja dieseHundeflüsterer. Ähnlich wie die Pferdeflüsterer. Wahrscheinlich gibt’s für alle Tierarten Flüsterer. Nur für die Menschen nicht.
    E NSIKAT: Doch, die gibt’s. Demagogen nennt man die.
    H ILDEBRANDT: Ja, okay. Der Lafontaine, der ist ein Sozialistenflüsterer. Aber eigentlich waren wir bei den Hundeschulen, die ich für so wichtig halte. Weil es so viele Menschen gibt, die glauben, ihre Hunde einfach leben lassen zu können, ohne ihnen mitzuteilen, wie sie
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