Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
Licht an. Das kostet mich mehr Kraft, als ich erwartet habe, deshalb gehe ich nicht mehr zu meinem Fensterplatz zurück. Ich setze mich und betrachte die Fotos auf dem Schreibtisch. Familienfotos, Ferienfotos, Kinderfotos. Fotos von Allie und mir. Ich denke an vergangene Zeiten zurück, und wieder wird mir bewußt, wie alt ich bin.
    Ich öffne eine Schublade und finde dort Blumen, die ich ihr vor langer Zeit geschenkt habe, alt und vertrocknet und mit einem Band zusammengebunden. Sie sind, wie ich, mürbe und schlecht zu halten, weil sie so leicht zerbrechen. Aber sie hat sie aufbewahrt. »Ich verstehe nicht, warum du sie behalten willst«, habe ich damals gesagt, aber sie hat nichts darauf erwidert. Und manchmal sah ich sie abends, wie sie die Blumen in ihren Händen hielt, fast ehrfürchtig, als würden sie das Geheimnis des Lebens enthalten. Frauen…
    Da dies eine Nacht der Erinnerungen ist, suche ich nach meinem Ehering. Ich finde ihn, in ein Tüchlein gewickelt, in der obersten Lade. Ich kann ihn nicht mehr tragen, weil meine Fingerknöchel geschwollen sind. Ich wickle den Ring aus; er ist unverändert. Er ist voller Kraft, ein Symbol, ein Rund, und ich weiß, ich weiß, es hätte nie eine andere geben können. Ich wußte es damals und weiß es heute. Und ich flüstere: »Ich bin immer noch der Deine, Allie, meine Königin, meine zeitlose Schönheit. Du warst und bist das größte Geschenk in meinem Leben.«
    Ich frage mich, ob sie das hören kann, und warte auf 1 ein Zeichen. Vergebens.
    Es ist jetzt halb zwölf, und ich suche nach ihrem Brief, den ich lese, wenn mich die Sehnsucht überkommt. Er liegt noch da, wo ich ihn das letzte Mal abgelegt habe. Ich betrachte den Umschlag, bevor ich ihn öffne, und dabei zittern mir die Hände. Dann schließlich lese ich:
    Lieber Noah, ich schreibe diesen Brief bei Kerzenlicht, während Du schon lange im Schlafzimmer bist, das wir seit unserer Hochzeit teilen. Und obwohl ich die sanften Laute Deines Schlummers nicht hören kann, weiß ich doch, daß Du da bist und daß ich bald, wie immer, bei Dir liegen werde. Ich werde Deine Wärme fühlen, und Deine Atemzüge werden mich langsam dorthin geleiten, wo ich von Dir, diesem wundervollen Mann, träumen kann.
    Beim Anblick der Flamme auf meinem Schreibtisch sehe ich ein anderes Feuer, ein Feuer, das vor Jahrzehnten brannte. Damals wußte ich, daß wir immer zusammenbleiben würden, auch wenn ich am nächsten Tag für einen Moment schwankend wurde. Mein Herz war gefangen, an einen Dichter gefesselt, und ich wußte tief in meinem Innern, daß es schon immer Dir gehört hatte. Wer war ich, daß ich an einer Liebe hätte zweifeln können, die auf Sternschnuppen reiste und wie die Meeresbrandung toste. Denn so war es damals zwischen uns, und so ist es bis heute geblieben.
    Ich weiß noch, wie ich zurückkam zu Dir an dem Tag, als Mutter unverhofft aufgetaucht war. Ich hatte Angst, wie noch nie in meinem leben, weil ich sicher war, Du würdest mir nicht verzeihen, daß ich Dich verlassen hatte. Ich zitterte, als ich aus dem Auto stieg, doch Dein lächeln und die Art, wie Du mir die Hände entgegen strecktest, ließen mich sofort alle Angst vergessen. »Wie war's mit einem Kaffee?« Mehr sagtest Du nicht. Und Du kamst nie mehr darauf zu sprechen in all unseren gemeinsamen Jahren.
    Und auch als ich an den folgenden Tagen allein fortging, hast Du mir nie Fragen gestellt. Und jedes Mal, wenn ich tränenüberströmt zurückkam, wußtest Du, ob ich Deine Nähe brauchte oder allein sein wollte. Ich weiß nicht, woher Du es wußtest, doch es war so und hat mir alles sehr viel leichter gemacht. Als wir dann später zu der kleinen Kapelle gingen, unsere Ringe tauschten und uns die Treue schworen, erkannte ich, während ich Dir in die Augen schaute, daß ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nein, mehr noch, ich wußte, wie töricht es von mir gewesen war, jemals einen anderen in Betracht gezogen zu haben. Seither habe ich niemals mehr geschwankt.
    Unser gemeinsames Leben war wunderschön, und ich denke jetzt oft darüber nach. Manchmal schließe ich die Augen und sehe Dich vor mir, wie Du auf der Veranda sitzt und Gitarre spielst, während die Kleinen um Dich herumsitzen und zu Deiner Musik klatschen. Deine Kleider tragen Spuren von harter Arbeit, und Du bist müde, und obwohl ich Dich bitte, Dich auszuruhen, lächelst Du nur und sagst: »Das tue ich gerade.« Deine Liebe zu unseren Kindern ist rührend. »Du bist ein weit besserer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher