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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft
Autoren: F. Paul Wilson
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Zustand deutlich verschlechtert. Wahrscheinlich übersteht sie die Nacht, aber es würde mich wundern, wenn sie morgen Abend noch hier ist. Kennst du sie?«
    »Ich arbeite zurzeit für ihren Enkel.« Wie den meisten Menschen, die ihn persönlich kannten – und davon gab es nicht viele –, hatte er auch Marta den Eindruck vermittelt, es sei so etwas wie ein »Sicherheitsberater«. Kusum kam gerade aus dem Krankenzimmer. »Da ist er ja. Wir sehen uns später.«
    Jack führte Kusum zu einem Fenster am Ende des Korridors, wo sie außer Hörweite der Patienten und des Krankenhauspersonals waren.
    »In Ordnung. Ich werde es versuchen. Aber ich kann nicht mehr versprechen, als dass ich mein Bestes tun werde.« Jack hatte beschlossen, es diesem Mistkerl heimzuzahlen.
    Kusum atmete auf und murmelte etwas vor sich hin, dass in Jacks Ohren wie ein Gebet klang.
    »Mehr kann man von niemandem verlangen. Aber wenn sie die Kette bis morgen früh nicht gefunden haben, ist es zu spät. Danach ist die Kette bedeutungslos. Trotzdem sollen Sie dann weiter nach dem Angreifer suchen. Und wenn Sie ihn finden, dann wünsche ich, dass Sie ihn töten.«
    Jack verkrampfte innerlich, aber er behielt sein Lächeln bei und schüttelte den Kopf. Dieser Bursche hielt ihn für so etwas wie einen Auftragskiller.
    »So etwas tue ich nicht.«
    Kusums Blick zeigte deutlich, dass er das nicht glaubte.
    »Na gut. Dann bringen Sie ihn mir, und ich werde …«
    »Ich werde bis morgen früh für Sie arbeiten«, sagte Jack. »Solange werde ich alles in meiner Macht Stehende tun. Danach sind Sie auf sich gestellt.«
    Ärger zuckte über Kusums Gesicht. Du bist es nicht gewohnt, dass jemand so mit dir redet, nicht wahr?, dachte Jack.
    »Wann werden Sie anfangen?«
    »Heute Abend.«
    Kusum griff in sein Gewand und brachte einen dicken Umschlag zum Vorschein. »Hier ist die Hälfte der Bezahlung. Ich werde hier mit der anderen Hälfte warten, für den Fall, dass Sie heute Nacht noch mit der Halskette zurückkommen.«
    Jack hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil er so viel Geld für eine dermaßen aussichtslose Sache kassierte. Trotzdem faltete er den Umschlag zusammen und steckte ihn in die rechte hintere Hosentasche.
    »Ich zahle Ihnen zehntausend extra, wenn Sie den Kerl töten«, fügte Kusum hinzu.
    Jack lachte, um kein böses Blut zu wecken, aber er schüttelte erneut den Kopf. »Vergessen Sie’s. Aber etwas anderes: Glauben Sie nicht, es würde die Sache erleichtern, wenn ich wüsste, wie die Kette aussieht?«
    »Natürlich!« Kusum öffnete den Kragen seines Gewands und entblößte eine schwere, ungefähr 40 Zentimeter lange Kette. Die einzelnen Glieder waren halbmondförmig und mit exotischen Schriftzeichen verziert. Auf den beiden Seiten der Kette lagen sich zwei leuchtend gelbe ellipsenförmige Steine mit schwarzen Punkten in der Mitte gegenüber.
    Jack streckte seine Hand danach aus, aber Kusum schüttelte den Kopf.
    »In meiner Familie trägt jedes Mitglied eine solche Kette. Wir nehmen sie nie ab. Daher ist es sehr wichtig, dass meine Großmutter die ihre zurückerhält.«
    Jack betrachtete die Halskette. Sie irritierte ihn. Er wusste nicht, warum, aber in seinem Bauch und an seinem Rückgrat entlang ließ ein primitiver Instinkt die Warnglocken schrillen. Die beiden Steine sahen aus wie Augen. Das Metall war silbrig, aber es war kein Silber.
    »Woraus besteht sie?«
    »Eisen.«
    Jack sah genauer hin. Ja, da war ein Hauch von Rost an den Rändern von ein paar Gliedern.
    »Wer würde eine Halskette aus Eisen haben wollen?«
    »Ein Dummkopf, der geglaubt hat, sie bestände aus Silber.«
    Jack nickte. Zum ersten Mal seit Kusums Anruf sah er eine kleine – eine winzig kleine – Chance, die Kette zurückzubekommen. Ein Schmuckstück aus Silber wäre inzwischen bei einem Hehler, der es entweder gebunkert oder direkt in einen anonymen kleinen Barren eingeschmolzen hätte. Aber so etwas wie das hier, ein Erbstück ohne materiellen Wert…
    »Hier ist ein Bild«, sagte Kusum und reichte ihm ein Foto der Halskette. »Einige Freunde von mir suchen bereits in den Pfandhäusern Ihrer Stadt danach.«
    »Wie viel Zeit bleibt ihr noch?«
    Kusum schloss langsam wieder seinen Kragen. Seine Miene war finster. »Zwölf Stunden, meinen die Ärzte. Vielleicht fünfzehn.«
    Toll. Nicht mal Wunder dürfen mehr länger dauern.
    »Wo kann ich Sie erreichen?«
    »Hier. Sie werden doch wirklich danach suchen, nicht wahr?« Kusums braune Augen bohrten sich in seine.
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