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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman
Autoren: Katri Dietz
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nach dem vierten Semester und wurde als Volontärin der Musikredaktion bei Hanseradio eingestellt, wo sie schon bald die Titel kompletter Sendungen planen durfte. Inzwischen arbeitete sie seit zwei Jahren als feste Mitarbeiterin beim Sender und hatte damit ihre Karrierepläne schon umgesetzt. Ich hatte dagegen noch zwei Jahre weiterstudiert, dazu noch zwei Praktika absolviert und ein Jahr an einer Medienakademie in Bayern drangehängt. Vor einem Jahr war ich Mona dann wieder zurück in den Norden gefolgt, wo ich mich ebenfalls bei Hanseradio bewarb und anscheinend aufgrund meiner Vorkenntnisse, und zu unserer großen Freude, als Volontärin eingestellt wurde. Wie es mit meiner Karriere weiterging, würde sich zeigen. Monas Ziel war nun, einen Mann zu finden, der mit ihr eine Familie gründete. Leider fand sie keinen.
    Während sie auf den » Richtigen« wartete, nahm sie immer mal wieder den » Falschen« mit nach Hause. Probleme bei unseren Schnittchen, die wir uns auf dem Hamburger Kiez zum Feiern oder Knutschen oder Kennenlernen suchten, gab es nie. Da Mona klein und schlank war und kurze schwarze Haare hatte– ich dagegen groß und, ich möchte mal sagen, kurvenreich, mit langen, blonden Haaren–, stand nie derselbe Typ auf uns beide, und wir fuhren nicht auf dieselben Typen ab.
    Ich liebte Mona. Sie lachte gerne und laut, gab freche und patzige Antworten und wusste oft nicht, was sie wollte; kurz: sie war wie ich. Wir verstanden uns gut, zum Teil sogar ohne Worte.
    » Wollen wir dann mal…«, sagten wir beide jetzt wie aus einem Mund, als Rike gerade eine kurze Pause machte, um Luft zu holen. Wir sahen uns an und lachten.
    » Wir könnten doch…«, sagten wir wieder gleichzeitig.
    Ich drängelte mich verbal vor und sprach einfach weiter. » Wir könnten doch gleich noch zum Winterwunderland fahren, ich denke, über den Sender kommen wir ja umsonst rein.«
    Abwartend schaute ich Mona an. Für so was war immerhin sie zuständig. Hanseradio präsentierte das Winterwunderland auf dem Hamburger Heiligengeistfeld zusammen mit einem anderen Sender. Dort gab es Eiskunstlauf und Alkohol, mehr wusste ich nicht, das klang aber als erste Anlaufstelle des Abends ganz gut. Zumal wir den Alkohol umsonst bekamen. Als feste Mitarbeiterin hatte Mona, was Pressekarten betraf, sehr viel mehr Rechte als ich als Volo oder gar Rike, die nur für drei Monate Praktikum bei uns machte. Es lohnte sich für die anderen ja kaum, sich ihren Namen zu merken.
    Mona nickte und sagte: » Ich kümmere mich drum«, und schickte der PR-Frau des Senders eine kurze SMS. Nicht mal eine Minute später kam die Antwort, dass wir auf der Gästeliste standen und VIP-Ausweise auf uns warteten. Boah! Ich war so was von neidisch. Mona hatte die » Macht«.
    Wir schmissen uns in unsere schicken Mäntel, kurz darauf ins Taxi und düsten los Richtung St. Pauli. Etwas besser gelaunt als noch beim Essen quatschte ich eine Zeit lang mit dem Taxifahrer über die unzumutbar vereisten Straßen Hamburgs, als Mona von hinten schrie: » Musik lauter!«, Rike starrte deprimiert aus dem Fenster auf die matschigbraunen Schneereste an den Straßenrändern. Wie so oft im Februar kam einem der Winter unerträglich lang vor. Genauso lang erschien uns auch die Schlange vor dem Veranstaltungsort. Am Wochenende sprach man von einer Wartezeit von bis zu drei Stunden.
    Dabei war das Winterwunderland eigentlich gar nicht so spektakulär– fand ich zumindest. Es bestand aus einer riesigen überdachten Schlittschuhbahn, die auf dem zwanzig Hektar großen Platz zwischen Michel und Reeperbahn aufgebaut war. Dort gab es jede Menge Bierbuden, Würstchenstände und » Spiel und Spaß für Groß und Klein«– eben eine typisch hamburgische Massenveranstaltung. Zum Glück standen wir ja auf der Gästeliste und quetschten uns– hui, wichtig, wichtig!– an den wütenden Wartenden vorbei.
    Endlich im Winterwunderland -Zelt angekommen und mit VIP-Anhängern ausgestattet, konnten wir uns die Langeweile für lau schöntrinken. Mit entsprechend lauwarmem Alster, weil die Kühlung nicht funktionierte. Und das bei minus fünf Grad Außentemperatur. Aber warmes Bier ist ja bekanntlich gut gegen Erkältung, also taten wir damit auch noch etwas für unsere Gesundheit. Am Bierstand lehnend sah ich mich in der Halle um. Auf der Schlittschuhbahn zogen nur ein Mann und zwei Frauen albern kichernd ihre Kreise, der Großteil der Besucher tummelte sich an den bunten Buden, gönnte sich lauwarmes Bier,
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