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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Autoren: Sylvie Wolff
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Warumwecksumich?“
    „Muss los, mein Zug nach Frankfurt geht in einer Stunde.“
    „Fahr doch mit dem Auto, dann können wir beide länger schlafen.“
    „Besser nicht, vor Aufregung würde ich mich bestimmt verfahren oder mit Kaffee bekleckern, und dann? Nein, lass gut sein, Bahnfahren ist gar nicht so übel und vor allem entspannter.“ Wenn man von meiner Flirt-Wette absah. Ich griff ein paar achtlos verstreute Kleidungsstücke und legte sie ordentlich über den Bürostuhl.
    „Mama! Lass mein Zimmer in Ruhe und geh jetzt!“
    „Bin ja schon weg. Nach der Schule gehst du am besten zu Lotta, die kocht. Was Indisches, glaube ich, Sascha kann ja mitkommen.“
    „Tschüss!“
    Ich schloss leise die Tür und wandte mich zum Gehen.
    „Viel Glück noch.“
    „Kann ich brauchen, Große, danke.“
    Ich holte ein letztes Mal tief Luft, schloss Beelzebub irgendwo ein, wo er mir nicht in die Quere kommen konnte, und vergewisserte mich, dass die Fahrkarte an ihrem Platz in meiner Handtasche war. Das Abenteuer PEPITA konnte beginnen.
     
    Die Fahrt nach Frankfurt verlief ganz gut, wenn man von den vielen Besuchen auf der Damentoilette absah und der Tatsache, dass meine schwarzen Pumps seit dem letzten Sommer enger geworden waren.
    Seit wann nimmst du an den Füßen zu?
    Guten Morgen, Beelzebub! Hast du gut geschlafen?
     Um nicht noch öfter zum Klo zu müssen, begann ich meine Frau-von-Welt-Studien bei einem Kaffee im Speisewagen, wo mein Edel-Look nicht weiter auffiel. Für die perfekte Tarnung fehlten zwar noch Tablet-PC und VOGUE, doch für mich tat es auch die aktuelle Morgenzeitungaus dem Bahnhofskiosk.
    Anni hatte recht, an Studienobjekten mangelte es nicht. In knitterfreien, top sitzenden Business-Anzügen saßen und standen sie da, die Leute von heute. Sie hielten eng bedruckte Journale in der Hand und tippten auf ihren Blackberrys herum. Mich interessierten vor allem die weiblichen Mitreisenden: Wie hielt Frau von Welt ihre Tasse? Welche Zeitschriften las sie und mit welchem Gesichtsausdruck? Was machte sie mit ihren Fingern und diesen makellosen, endlos langen Beinen?
    Nur zu , wisperte der Anni-Engel auf meiner linken Schulter. Was die können, kannst du schon lange!
    Ich versuchte, Haltung und Gestik der Damen möglichst unauffällig zu kopieren. Mit dem Erfolg, dass der Steward über meine seitlich in den Gang drapierten Beine stolperte und der Rock eine Kaffedusche bekam. Warum nochmal hatte ich mich für die Bahn entschieden?
    Der Kellner rappelte sich mühsam auf und hätte beinahe ein Kännchen Sahne hinterher gekippt. Seine Entschuldigung war laut, gestenreich und ziemlich italienisch, was natürlich alle Blicke auf uns zog.
    Wer für den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung , gackerte Anni.
    He, wo blieb die versprochene Unterstützung?
    Alles zu seiner Zeit, ein bisschen Spaß will man ja auch haben.
    Der Kellner redete weiter bedrohlich laut auf mich ein. Da ich nicht reagierte, griff er nach meinem Arm und versuchte, mich vom Sitz zu ziehen.
    „He, was fällt Ihnen ein?“, schimpfte ich.
    Frau von Welt, ja?, gluckste Beelzebub. Ein geborgtes Ballkleid macht eben doch noch keine Prinzessin.
    „Aber nicht doch, Signora!“, drängte sich da ein angenehm dunkles Timbre durch die Menge, das einen Schwarm längst vergessener Honigbienen in meinem Magen weckte. „ Scusi , der nette Steward möchte sich nur bei Ihnen entschuldigen, per favore !“
    Ich suchte noch nach einer gepfefferten Antwort, als der zur Stimme gehörende Mund nebst Besitzer hervortrat und mich anlächelte. Äußerst charmant anlächelte und dabei mit leuchtend grünen Augen taxierte.
    Versenkt !, gluckste Anni.
    Er war vielleicht Ende Dreißig und ein paar Zentimeter kleiner als ich, was an meinen hochhackigen Pumps liegen mochte. Um mein Gegenüber nicht allzu offensichtlich anzustarren, ließ ich den Blick über den interessanten Rest gleiten: Sportlich schlank und gepflegt, das halblange dunkle Haar mit Gel modisch in Form gebracht, strahlte er die Eleganz eines Fotomodels aus. Dazu passten das weiße, offen getragene Hemd und die ebenfalls tadellos sitzenden Jeans von Hugo Boss.
    Ich schnappte nach Luft. In seinen grünen Augen leuchteten Glühwürmchen - und die Arroganz des erfolgsverwöhnten Jägers. Trotzdem zerfloss ich augenblicklich und lächelte belämmert zurück.
    „Sehen Sie, Signora , so ist es schon besser. Und nun tun Sie dem netten jungen Mann dort den Gefallen und nehmen seine Entschuldigung an, sonst
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