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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Autoren: Elizabeth George
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Also aß sie den Keks so langsam wie möglich auf, indem sie jeden Bissen auf der Zunge zergehen ließ, nahm ihr Handy heraus und versuchte erneut, Laurel zu erreichen.
    Wieder hörte sie nur die Nachricht: »Dieser Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar.« Becca schrie frustriert auf und stopfte das Handy wieder in die Tasche. Sie wollte wütend auf ihre Mutter sein, aber das hätte sie auch nicht weitergebracht. Am liebsten wäre sie zu Diana Kinsales Haus zurückgegangen, um sie um Hilfe zu bitten. Aber dass sie auch ohne AUD-Box ihre Gedanken nicht hören konnte, beunruhigte sie. Sie hatte keine Ahnung, was es bedeutete, wenn sie vor jemandem stand, aber trotzdem sein Flüstern nicht hörte, und wusste deshalb nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Aber auf dem Baumstamm konnte sie auch nicht sitzen bleiben, also stand sie auf und ging zu ihrem Fahrrad zurück.
    Vor einer kleinen blauen Hütte in der Nähe von Carol Quinns Haus stand ein Ahornbaum, und darauf ging Becca jetzt zu. Er trug noch viel Laub und das Licht einer Straßenlaterne leuchtete durch die Äste. Hier war sie ein wenig vor dem einsetzenden Regen geschützt und packte ihre Karte von Whidbey Island aus.
    Sie suchte die Straße nach Langley, denn das war die nächstgelegene Stadt, und sie war nicht sehr weit entfernt. Sie musste zurück zur Clyde Street, ein paar Kilometer bis ans Ende der Sandy Point Road fahren und rechts abbiegen, dann würde sie in das Stadtzentrum gelangen, oder zumindest das, was hier als Stadtzentrum galt. Aber sie wusste nicht, was sie dort erwarten würde, und sie war so müde, dass sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, wenn sie dort ankam. Sie faltete die Karte wieder zusammen und ging zu ihrem Fahrrad zurück. Irgendetwas musste sie tun, deshalb stieg sie erst mal wieder aufs Rad.
    Als sie an Diana Kinsales Einfahrt vorbeikam, blieb Becca stehen. In der Dunkelheit konnte sie hinter dem Haus die silbernen Umrisse des Zwingers erkennen, wo die Schatten der Hunde zu sehen waren, die umherliefen und sich ein Plätzchen für die Nacht suchten. Als Becca an die Hunde dachte, wurde ihr warm ums Herz. Sie waren so brav gewesen und hatten nur an ihr herumgeschnüffelt, anstatt sie anzuspringen.
    Sie sah sich um. Im gleichen Augenblick ging das Licht auf Dianas Terrasse aus, und das wirkte auf Becca wie eine Einladung, näher zu kommen.
    Neben Dianas Einfahrt wuchs ein riesiger Busch. Im Dunkeln konnte sie nicht erkennen, was es für ein Busch war. Aber er war dicht und wildwüchsig und hatte viele Dornen, mit denen sie Bekanntschaft machte, als sie die Satteltaschen von ihrem Fahrrad heruntergenommen hatte und das Rad zwischen seinen Ästen versteckte.
    Als sie sich dem Zwinger näherte, fingen die Hunde an zu bellen. Da ging die Hintertür des Hauses auf und Becca suchte im Schatten Schutz. Sie hörte Dianas Stimme: »Das reicht, Jungs. Still!«, woraufhin das Bellen erstarb. Die Hunde liefen aber weiterhin unruhig im Zwinger hin und her. Dann ging die Haustür wieder zu.
    Becca wartete ab. Sie musste die Hunde irgendwie beruhigen, damit Diana Kinsale nicht noch einmal an die Tür kam. Ihr war kalt und sie steckte die Hände in die Taschen, wo sie den letzten Keks ertastete. Da wusste sie, wie sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte.
    Sie ging zum Zwinger und streckte ihre Hände aus, die von den Plätzchen und dem Zuckerguss ganz klebrig waren. Die Hunde stürmten herbei und jeder versuchte, ihr den Zucker von den Fingern zu schlecken. Begeistert beobachteten sie, wie Becca über den Zaun stieg und den Keks in Stücke brach, von denen sie eins für sich behielt und die anderen an die Hunde verteilte.
    In der hinteren Ecke des Zwingers stand eine Hundehütte. Weil alle Hunde von Diana hineinpassen mussten, war sie so groß wie ein Hühnerstall und bot durchaus noch Platz für ein weiteres Tier. Und darauf hatte Becca es abgesehen: Sie kroch durch die Öffnung und schon hatte sie ein trockenes Plätzchen gefunden, an dem sie vor dem Regen geschützt war.
    Die Hunde kamen ebenfalls herein und scharten sich um sie. Der Gestank war fürchterlich. Nichts roch schlimmer als nasse Hunde, außer vielleicht nasse Hunde auf ungewaschenen Hundedecken. Aber Becca war froh, dass sie überhaupt einen Schlafplatz gefunden hatte. Außerdem hätte sie sich die Hunde vermutlich sowieso als Schlafgefährten für ihre erste Nacht auf Whidbey Island ausgesucht. Denn während sie sich in ihrer Nähe ein Plätzchen suchten, kam einer der
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