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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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aussprechen können, auf die Lippen, und er sprach ihn aus, ganz ruhig diesmal. Die strahlende Helligkeit vor ihm öffnete sich, und er sah die Wiese, wo sie Baseball gespielt hatten, die Ulmen und Eichen auf dem fernen Hang, die Scheune zur Linken und ein paar braun - weiße Kühe, die am Zaun standen und verwundert zus a hen, wie der Mann und der Junge den Ball schlugen und ihn auffingen und rannten.
    Doch aus der Helligkeit über ihnen, ob es nun die Sonne war oder das große Wesen, das der Frieden war, kam eine befehlende Stimme, die in festem Ton seinen Namen sprach. Sie kam aus einer großen Ferne, doch der Befehl klang wie ein Gong zum letzten Akt.
    »George Beaumont!«
    Auf seinem Kopf, dort, wo eben noch warm die Sonne gelegen hatte, wo weiß sich in sein schwarzes Haar misc h te, spürte Bo die Kraft, die ihn aufwärts zog. Sie kam von oben und riß ihn aus der Wiese empor, wo Charles stand. Bos letzter Blick auf seinen Sohn zeigte ihm das lächelnde Gesicht seines Jungen, der ihm nachwinkte, als wäre dies nur eine kleine Unterbrechung, als käme Bo gleich wieder zurück.
    »George Beaumont!«
    Bo fühlte, wie er wieder in die Dunkelheit hineinges o gen wurde, fühlte, wie der Schmerz ihm wie eine tosende, donnernde Masse von Stein entgegenbrandete, wie der E r drutsch von der Höhe einer Felswand heranjagte, während er wieder durch die Dunkelheit geschleudert wurde, und er wollte schreien, doch der heftige Wind, der ihm in den o f fenen Mund drang, erstickte den Schrei. Und dann umhül l te ihn wieder die Finsternis der Welt, das, was Dunkelheit schien nach jenem überirdischen Licht, in dem er gewesen war. Sein Körper hockte schwankend auf dem Bett und murmelte Worte vor sich hin. Er stürzte aus der Schwerel o sigkeit wieder in den Schmerz hinunter, so daß er laut au f schrie, als er in seinen Körper eintrat. Es war, als stürzte er in siedendes Öl. Er schrie, und sein Schrei fing sich in dem kleinen Raum, wo eine Frau mit kurzem dunklen Haar und großen geängstigten Augen ihn bei den Schultern hielt und schüttelte.
    »Nein!« schrie er.
    »George! Bo! Komm zurück. Sei jetzt hier!«
    Der zottige Kopf mit dem graugesprenkelten schwarzen Haar fiel auf die Brust. Sein Körper zitterte, während seine Lippen sich in Lauten bewegten, die keine Worte mehr waren. George Beaumont kehrte in sein Leben zurück und in den Schmerz, der ihm die Hände verkrampfte, so daß sie sich wie Steine ins Fleisch seines Unterleibs drückten.
    Die Frau, klein, beinahe eine Generation jünger als er, drückte seine Schultern, streichelte sein tränennaßes G e sicht, flüsterte ihm Worte ins Ohr.
    »Das ist Verzweiflung, Bo«, sagte sie, während sie, n e ben ihm auf dem Bett sitzend, ihn hin und her wiegte. »Du weißt, daß Verzweiflung etwas Schlimmes ist. Sie wird dich dahinraffen, wenn du es zuläßt.«
    »Ich hab ’ ihn gesehen.«
    »Ja, ich weiß. Jetzt kehr zurück und lebe wieder.«
    »Wir waren dort, auf der Weide.«
    »Du bist noch nicht zum Sterben bereit, Bo«, sagte sie.
    Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. Sie hatte große, leuchtend grüne Augen, das Schönste an ihr, wie man ihr häufig g e sagt hatte.
    »Du bist doch noch nicht bereit, aus der Welt fortzug e hen, oder?«
    »Darüber kann ich nicht bestimmen«, erwiderte er, se i nen Schmerz in sich hineinpressend. »Diese Krankheit bringt mich um, und diese ganzen verrückten Übungen, dieses Fasten, diese magischen Worte …« Er machte eine Pause, blickte die Frau an, während Wut sich in seinem Gesicht zusammenballte, seinen Mund in einer höhnischen Grimasse verzerrte. »Dieser ganze -Scheißdreck!« spie er. »Mach dich fort und laß mich sterben.«
    »Nein, das tu ich nicht«, entgegnete sie. Ihr Gesicht zeigte Furcht, doch ihre Stimme war ruhig. »Du hältst dich sehr gut, Bo, ob sich das nun so anfühlt oder nicht. Du wirst die Krankheit besiegen, und sie wird niemals zurüc k kommen.«
    Sie versuchte, den Kopf des Mannes an ihre Schulter zu ziehen, doch er widersetzte sich ihr hartnäckig und weige r te sich, ihr ins Gesicht zu sehen.
    »Zorn ist etwas Gutes«, sagte sie, und setzte sich auf der abgewetzten alten Decke gerade. »Zorn ist Kraft, und die brauchst du.«
    »Was kümmert dich das«, versetzte er, den Mund noch immer verkniffen. »Was, zum Teufel, kümmert das dich?«
    »Das Leben ist etwas Gutes, und wir müssen es leben, soweit es in unserer Macht steht«, erwiderte sie.
    »Du
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