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Werther, der Werwolf - Roman

Titel: Werther, der Werwolf - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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einzelne Sterne! Ihr werdet nicht fallen, der Ewige trägt euch an seinem Herzen, so wie mich. Ich sehe die Deichselsterne desWagens, des liebsten unter allen Gestirnen. Mit welcherTrunkenheit hab ich es oft angesehen, mit erhobenen Händen, da ich Dein gedachte, Lotte! – Liebes Schattenbild dort an derWand, das ich Deinen Zügen nachgerissen: Ich vermache es Dir zurück, Lotte, bitte Dich, es zu ehren.Tausend, tausend Küsse habe ich darauf gedrückt, tausend Grüße ihm zugewinkt, wenn ich ausging oder nach Hause kam.
    Ich habe DeinenVater in einem Brief gebeten, meine Leiche zu schützen.Auf dem Kirchhof sind zwei Lindenbäume, in der Ecke nach dem Felde zu; dort wünsche ich zu ruhen. In diesen Kleidern, die ich zurechtgelegt, will ich begraben sein, Du hast sie berührt, geheiliget. Ich habe DeinenVater auch darum gebeten, er kann, er wird es seinem Freund nicht abschlagen. Ich will frommen Christen nicht zumuten, ihren Körper neben einen armen Unglücklichen zu legen.Ach ich wollte, ihr begrübt mich amWege oder im einsamenTal, daß Priester und Levit vor dem bezeichneten Steine sich segnend vorübergingen und der Samariter eineTräne weinte.
    Die blaßrote Schleife, die Du am Busen hattest, als ich Dich zum ersten Male unter den Kindern fand – O küsse die Lieben tausendmal und erzähle ihnen nicht das Schicksal ihres unglücklichen Freundes. Die Kleinen! da ich dies schreibe, wimmeln sie um mich. Die Schleife soll mit mir begraben werden.Ach, ich dachte nicht, daß mich meinWeg hierher führen soll! Sei ruhig, ich bitte Dich, sei ruhig! Ich lade sie nun, die geschmeidigeWaffe, die Du mir anvertraut, stopfe das Pulver, lasse die Kugel in den Lauf – wie es von drunten blitzt! – ich setze das Hütchen auf.
    Es schlägt zwölfe! Und doch, nicht derWolf, der Mensch denkt, fühlt noch in mir, er bereut, schreitet zurTat, ich, ich!Werther bin es, noch bin ich’s! Bleibe der gute, der bessereTeil von mir, der beste! Bin Mensch, gebiete demWolfe Einhalt, will es tun, fasse den kalten Stahl, aus dem mir derTaumel desTodes erwachsen soll. Du schicktest ihn mir, Lotte! und ich zage nicht.All! all! damit sind all dieWünsche und Hoffnungen meines Lebens erfüllt. So klopf ich an die eherne Pforte desTodes. Sei es denn! – Lotte! Lotte, lebe wohl! leb wohl!

Der Herausgeber an den Leser.
    Alberts Reiter waren einige Zeit schon anWerthers Heimstatt herangekommen und hatten sich verschanzt. Sie saßen so nah vor dem Haus, daß sie sicher waren, würdeWerther, einWolf oder sonst ein Getier versuchen zu entspringen, abfangen würden sie es, festhalten, einsperren. Im übrigen harrten sieAlberts, dem sie anbefohlen waren, er hatte ihnen aufgetragen, selbst nichts zu unternehmen; auch derAmtmann hatte sie angehalten, alles zu tun, was der Herr aus dem Jagdhaus anordne.
    Die Männer saßen, genossen der warmenVollmondnacht, wußten nicht, was sie erwarten sollten, es kümmerte sie wenig.Als Minute um Minute nichts geschah, eine Stunde ereignislos verging und die Mitternacht näherrückte, legten sie ihre Flinten beiseite, lockerten den Gäulen die Riemen unter den Bäuchen und setzten sich ins Moos. Einer achtete sogar des Scheines nicht und steckte sich ein Pfeifchen an.Was sollte schon sein, dachten sie: im Haus ist es still, alles dunkel, wenngleich die Läden offen – jeden Kienspan hätte man aufglimmen sehen. Sie lehnten sich zurück und sagten zueinander, solcheAufträge sollte es häufiger geben.WoAlbert bliebe, fragten sie, wahrscheinlich lag er, ähnlich ihnen, irgendwo imVersteck und würde hervorknallen, kaum daß etwas sich regte. Die Sommernacht breitete sich über sie alle.
    Da war Geräusch, ein Rascheln, kein Hufgetrappel, zu Fuß kam eins, nicht übern Pfad, kam mitten durch denWald.
    – Halt! Steht! Zeigt Euch!Wer da? riefen sie durcheinander, und hätten in ihrerVerwirrung losgeschossen, wäre nicht ein strahlend helles Geschöpf zwischenTannen hervorgetreten. Die Jungfer vom Jagdhaus war’s, Charlotte, der Schönsten eine und im Dorf ob ihrer Freundlichkeit und ihresWesens sehr beliebt.
    – Ihr seid’s, Mamsell, sagte der mit der Pfeife. Nicht gut ist es, diese Nacht imWald zu streifen.Wir sind auf der Pirsch, die Hatz ist anbefohlen, leicht hätte eine Kugel Euch zum Üblen werden können.
    – Hatz und Pirsch? keuchte Charlotte, vom Laufen außerAtem. Sie hatte es im Forsthaus nicht ausgehalten, schlimmeAhnung quälte sie, noch gesteigert, als sieAlbert nicht auf seiner Stube
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