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Werke

Werke

Titel: Werke
Autoren: Adalbert Stifter
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quollen Tränen hervor.
    Gerlint ging wieder in ihre Wohnung.
    Als nach diesem Tage noch zehn Tage vergangen waren, wurden Adam und zwei reichgekleidete Diener in einem schönen Wagen mit einem Briefe zu Dietwin nach Weidenbach geschickt. In dem Briefe war die Einwilligung zur Eheverbindung mit Gerlint enthalten. Dietwin war die ganze Zeit ununterbrochen in Weidenbach gewesen. Er bewirtete die Abgesandten köstlich, und entließ sie mit reichen Geschenken. Zwei Tage darauf fuhren die Tante und der Oheim im Prunke zu Dietwin nach Weidenbach, und fünf Tage nach diesem Besuche war die feierliche Verlobung in Biberau.
    Nun begann die eifrigste Tätigkeit von allen Seiten. Adam reichte die Schrift zur Behebung des Verwandtschaftshindernisses in der zierlichsten Art, wie solche Schriftstücke verfaßt werden, ein. Arbeiterinnen wurden nach Biberau berufen, um in zwei Gemächern in allem möglichen Flitter beschäftigt zu sein. Jeder Bewohner des Schlosses bis auf die Frau Judith herab mußte bei den Vorbereitungen helfen. Die Tante und der Oheim fuhren wiederholt in die Stadt, um Einkäufe zu machen. Dietwin ließ in Weidenbach abbrechen und herstellen, um die junge Gattin würdig empfangen zu können. Er fuhr auch öfter in die Stadt und war in Briefwechsel mit der Hauptstadt. In Weiden suchte der Oheim eine niedliche Wohnung für Besuche des jungen Ehepaares herzurichten. In kurzen Zwischenzeiten wurden auch Brautbesuche bei Nachbarn gemacht.
    Mitten in diese Dinge fiel die Bewerbung des Grafen Steinheim um Augusten. Es wurde die gewöhnliche Bedenkzeit gefordert.
    Unter diesen Dingen sprachen die Tante und der Oheim von ihrer Reise nicht mehr, und sonst redete auch niemand davon.
    Dietwin begab sich auch in die Hauptstadt, und kam nach einiger Zeit wieder zurück.
    Die Tante und der Oheim fuhren ein paar Male nach Weiden, um von den dortigen Dingen das Geeignete auszuwählen.
    Nachdem die Bedenkzeit in Bezug auf die Werbung des Grafen Steinheim abgelaufen war, wurde an ihn und die Seinigen die bejahende Antwort eingesendet. Bald darauf kamen der Vater und die Mutter desselben zum feierlichen Besuche nach Biberau, und die Tante und der Oheim erwiderten den Besuch in Steinheim. Nach einigen Tagen war die Verlobung in Biberau.
    Es kamen nun zu dem, was ohnehin vorzukehren war, noch die Vorbereitungen zu der Vermählung Augustens, und wurden auf das eifrigste betrieben. Auch die Brautbesuche dieses neuen Paares wurden inzwischen auf die herkömmliche und entsprechendste Weise gemacht.
    So nahte endlich der Tag, der zu der Vermählung Dietwins und Gerlints festgesetzt worden war.
    Die Vermählung wurde mit jener Festlichkeit, die in dem Geschlechte derer von der Weiden gebräuchlich war, in der Kirche von Biberau vollzogen. Der greise, weißlockige Pfarrer von Biberau hielt an das Brautpaar eine Anrede, die durch seine eigenen Tränen und durch sein Schluchzen unterbrochen wurde. Die Kirche war von Menschen gedrängt voll, und manche von denen, welche herbei geströmt waren, mußten außerhalb derselben stehen bleiben. Die Wägen der Gäste und sonstiger Besucher standen in drei Reihen fast bis zu dem Schlosse hin. Gerlint hatte an der Haftstelle ihres Schleiers die Diamanten, welche Dietwin aus der Hauptstadt gebracht hatte. Nachdem die kirchliche Feierlichkeit vorüber war, erhielt jede der Freundinnen Gerlints, welche in weißen Seidenkleidern das Fest mitgefeiert hatten, ein auserlesenes Schmuckstück, die jungen Männer edle Gaben, und die Zeugen wurden mit wertvollen Erinnerungszeichen bedacht.
    Der Oheim sagte: »Gott sei Dank, jetzt ist die Grenze für die Rosen gefunden, daß sie nicht das ganze Gebiet unserer Güter bedecken.«
    Am Nachmittage war ein Mahl, wie es seit den ältesten Zeiten in dem Geschlechte gebräuchlich gewesen ist, für die Gäste, für die Besucher, für die Dienerschaften, für das Volk. Am nächsten Tage zog das junge Ehepaar nach Weidenbach, eine lange Reihe von Wägen fuhr mit, an allen Stellen, die nur irgend paßten, waren Empfangsfeierlichkeiten, und Dietwin und Gerlint wurden von den Verwandten, von den Freunden und von den Leuten des Gutes in ihre Wohnung geleitet.
    In der Zeit, die nun nach diesen Festlichkeiten kam, fuhr an manchen Tagen ein Frachtwagen von Biberau oder von Weiden nach Weidenbach, mit Brautgütern beladen, bis das ein Ende hatte.
    Nachdem auch die Zeit vorüber war, die bis zur Vermählung Augustens mit Steinheim vergehen mußte, wurde diese Vermählung gleichfalls
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