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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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und sehen sich alles an. Morgen früh ist die Klinik voller Leute.«
    Timothy fuhr in den Arbeitsraum zurück. Der Professor hockte ungeduldig vor seinem Gerät.
    »Nun, was ist, Tiny?«
    »Ich komme jetzt auf keinen Fall. Aber die Sache interessiert mich. Keine Spuren, sagten Sie? Wer hat untersucht?«
    »Inspektor Hopkins.«
    »Hopkins ist gut. Wenn er nichts findet, dann gibt es auch keine Spuren. Rufen Sie ihn an, und lassen Sie ihn weiter untersuchen. Und besuchen Sie mich morgen. Gute Nacht.«
    2.
    Timothy bat den Professor in den Arbeitsraum.
    »Im Wohnzimmer wäre es gemütlicher«, sagte er, »aber ich habe noch nicht aufgeräumt. Es ist einfach zu früh.«
    Paddington überhörte den Vorwurf. Er musterte die Einrichtung. »Ich hatte es mir viel größer vorgestellt«, sagte er. »Ihr berühmter Napoleon befindet sich woanders, ja?«
    »Sie stehen direkt vor ihm. Darf ich vorstellen: Napoleon – Professor Paddington.«
    Paddington betrachtete verwirrt Napoleons stumpfgrauen Bauch, trat einen Schritt zurück, ging zur Seite, um Napoleons Tiefe zu begutachten, dann blickte er Timothy mißtrauisch an. »Er sieht nicht gerade sehr leistungsfähig aus.«
    Timothy schmunzelte vergnügt. »Sie sind nicht der erste, der darauf hereinfällt, Edward. Die meisten lasse ich in ihrem Irrtum, aber Ihnen will ich die Wahrheit verraten. Napoleon ist ziemlich betagt, aber erstaunlich leistungsfähig; er bringt siebzehn Megadat.«
    »Siebzehn? Dieser Zwerg? Unser Computer hat vier Megadat und nimmt fast einen Saal ein!«
    »Der gute alte Napoleon stammt noch aus der Zeit der Minimisierung«, erklärte Timothy. »Er repräsentiert nicht einmal das kleinste Modell seiner Leistungsgruppe. Es soll Computer mit über zwanzig Megadat gegeben haben, die noch nicht einmal halb so groß waren. Überrascht? Sie fragen sich jetzt, warum man heute nicht mehr so niedliche Computer baut, nicht wahr? Weil das Metall knapp geworden ist.«
    »Das ist doch absurd, Tiny. Gerade weil das Metall immer knapper wird, muß man bestrebt sein, sowenig wie möglich davon zu verbrauchen.«
    »Im Gegenteil, Edward! Gerade weil Metall immer knapper, also immer teurer wird, ist man bestrebt, immer mehr davon zu verwenden. So absurd ist die Welt, zumindest unsere. Wie schwer ist Ihr Computer etwa, dreißig Tonnen? Nehmen wir einmal an, er hätte nur fünfundzwanzig Tonnen Übergewicht, das ergäbe allein durch den Metallpreis einen Profit von – nun, Napoleon?«
    Napoleons Geber spuckte einen kurzen Streifen aus: + + ca. 4750,00 % + n. + + +
    »Ich wollte es eigentlich in Dollar wissen«, maulte Timothy. »Und wir können nur einen Bruchteil der möglichen Untersuchungen durchführen, weil wir uns keinen größeren Computer leisten können«, stöhnte Paddington. »Aber sprechen kann Ihr Napoleon noch nicht.«
    »Im Prinzip schon«, erwiderte Timothy. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Einen Schluck Wasser vielleicht?«
    »Arktis, Missouri, Delaware, Chippewa...?«
    »Es scheint Ihnen ja blendend zu gehen, Tiny!«
    »Im Moment kann ich nicht klagen. Das Wasser bekomme ich allerdings umsonst.«
    Paddington blickte mißtrauisch, doch Timothy gab keine weitere Erklärung. Er holte eine Dose Arktis-Wasser, riß den Verschluß auf und stellte dem Professor ein Glas hin; mit dem Eingießen mußte er warten. Paddington drehte das Glas zwischen den Fingerspitzen und betrachtete das eingeschliffene Muster.
    »Richtiges Glas! Tiny, Sie sind ein Snob.«
    »Warum sind Sie eigentlich sicher, daß es sich um Diebstähle und nicht um dumme Streiche handelt?« fragte Timothy. »Vielleicht ist auch das dritte Bein wieder da, wenn Sie nachher in die Klinik kommen.«
    »So ein Transplantat ist ein äußerst kompliziertes Ding«, erläuterte Paddington. »Es wird einem Gefrierschock ausgesetzt, dann lagern wir es bei minus achtzig Grad. Wenn es aus dem Freezer genommen wird, muß es sofort an ein transportables System angeschlossen werden, sonst treten Gewebeveränderungen auf, vor allem in den Nervenbahnen, und machen es wertlos. Ich war heute nacht nicht untätig, Tiny. Ich habe die beiden zurückgebrachten Transplantate noch einmal gründlich untersucht: Wer auch immer sie sich ausgeborgt hatte, er hat sie ordnungsgemäß behandelt.«
    »Vielleicht hatten Ihre Eisbeine die Klinik überhaupt nicht verlassen, sondern wurden nur an einem anderen Ort aufbewahrt?«
    »Nein. Wir kühlen immer noch mit Ammoniaklösungen. Wir sind ein öffentliches Institut und
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