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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
Autoren: Gmeiner-Verlag
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seiner Brieftasche, meistens Restaurants, in denen er essen gegangen ist, und einen Tankbeleg.« Schilling nahm den Papierstapel in die Hände und stieß ihn einige Male auf Kante. »Frau Schwarz bemerkte an besagtem Morgen, dass die Hintertür des Hotels, die in den Innenhof führt, nur einmal abgeschlossen war. Sie selbst dreht den Schlüssel immer zweimal um.«
    Â»Das ist nicht viel als Hinweis. Genaugenommen gar nichts.«
    Â»Da haben Sie recht!« Sorgfältig packte Schilling die Unterlagen in eine Mappe.

    *

    Â»Hat Ihr Mann Schlafmittel verschrieben bekommen?«, fragte Katinka. Sie stand auf den Arkaden beim Hofgarten und blickte hinunter auf das Treiben auf dem Schlossplatz. Die Gourmets pendelten bereits zwischen Weizenbier, Prosecco, Fischbrötchen und Spanferkel. Die Zelte und Sitzgruppen wucherten zwischen Landestheater und Ehrenburg  7  wie weiße Pilze. Trotz des Tumults strahlte das herzogliche Ensemble unten auf dem Platz etwas Feierliches aus. Der Duft nach Gebratenem machte Katinka einen umwerfenden Appetit.
    Â»Ich habe es der Polizei schon gesagt!«, regte Wilma Koch sich auf. »Er hat keine Medikamente genommen. Nicht ein einziges. Er ist auch nie zum Arzt gegangen.«
    Katinka glaubte, ein kurzes Zögern in Wilmas Stimme zu hören.
    Â»Womöglich hat er Ihnen nichts davon erzählt?«
    Â»Ausgeschlossen.«
    Es war nicht anders als üblich: Hinterbliebene, insbesondere von Suizidopfern, mussten sich erst ganz langsam an die Erkenntnis herantasten, dass sie den Menschen, den sie verloren hatten, eben nicht so genau gekannt hatten, wie sie sich das einredeten.
    Â»Wie sieht es mit Alkohol aus?«
    Â»Er liebte Wein. Rotwein. Abends machten wir uns schon mal eine Flasche auf. Er genoss das.« Wilma legte eine Pause ein. Katinka hörte, wie sie sich schnäuzte. »Aber wir tranken nicht, um uns zu betäuben. Verstehen Sie?«
    Â»Ich melde mich wieder.« Katinka legte auf und marschierte die Treppen hinunter auf den Schlossplatz. Zeit für ein Brötchen mit Bismarckhering musste sein. Eine Musikkapelle blies sich warm. Dixieland. Ein schmissiger Rhythmus.

    *

    Frau Schwarz, die Hotelwirtin, rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hinter dem Rezeptionstresen herum.
    Â»Verstehen Sie doch! Das ist eine Katastrophe für uns. Ein echtes Desaster! Wir sind nur ein kleines Haus. Von den Einnahmen kann man kaum leben, wir sind angewiesen auf die großen Events wie das Sambafest  8  oder das Schlossplatzfest. Coburg liegt eben immer noch ein bisschen am Ende der Welt.«
    Â»Ich kann Ihr Problem nachvollziehen, Frau Schwarz. Dennoch: Meine Klientin ist überzeugt, dass ihr Mann nicht Selbstmord begangen hat.«
    Â»Die Polizei hat mich auch gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass da jemand nachgeholfen hat. Aber woher soll ich das wissen? Ich habe niemanden gesehen, niemanden gehört. Ich stehe morgens um fünf Uhr auf, um das Frühstück für meine Gäste zu richten, deswegen schlafe ich mit Ohropax. Außerdem, wenn ich es recht überlege, dann war der Herr Koch schon so ein Typ, von dem man sich vorstellt, dass er mit seinen Problemen nicht mehr zurechtkommt.«
    Â»Inwiefern?«
    Â»Er war immer allein, sprach mit keinem, auch nicht im Frühstücksraum, er sagte nicht mal ›Guten Morgen‹, nickte nur, freundlich wirkte er, das allerdings, aber geredet hat er mit niemandem. Las auch keine Zeitung. Hatte immer nur ein Buch dabei und darin vertiefte er sich, sobald ich ihm den Kaffee serviert hatte.«
    Â»Hat er getrunken?«
    Â»So wirkte er nicht. Und er kam ja früh nach Hause. Er war bestimmt nicht in Coburg, um die große Sause auf dem Schlossplatz mitzumachen. Ich nehme an, er hatte hier beruflich zu tun. Trug eine Aktentasche mit sich herum. Einen PC besaß er allerdings nicht. Hat mich gar nicht nach dem WLAN-Code gefragt. Danach erkundigen sich die Gäste immer als Erstes. Also, er war wirklich nett! Es machte ihm auch gar nichts aus, in dem Einzelzimmer im Erdgeschoss zu schlafen, obwohl es zur Straße geht.« Frau Schwarz schürzte die Lippen. »Nicht alle Gäste sind so zuvorkommend. Ich schlug ihm vor, sich doch mal was Schönes in der Umgebung anzuschauen. Vielleicht das Naturkundemuseum  9 , das ist wirklich einen Besuch wert! Ich gehe ab und zu hin. Ich mag die völkerkundliche Abteilung, die wurde von unseren Coburger Herzögen
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