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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)
Autoren: Sabine Ludwig
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ist zurück, und sie war nicht sehr erbaut, als ich plötzlich bei ihr in der Wohnung stand. Sie hat sich beim Skifahren erkältet und gerade ein heißes Bad genommen. Deshalb hat sie auf mein Klingeln nicht aufgemacht.»
    «O nein, wie peinlich!» Mama kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund. «Setzen Sie sich doch, Herr Dobelmann.»
    Der Dobelmann ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er sah ziemlich fertig aus.
    «Dürfte ich wohl um ein Glas Sherry bitten, gegen den Schreck?»
    «Natürlich», sagte Papa. «Sie können gern auch etwas von der Mousse au Chocolat haben.» In der Mousse waren noch die Abdrücke von Bübchens Klauen, aber Herrn Dobelmann hat sie trotzdem geschmeckt. Er nahm gleich zweimal und erzählte dabei, wie er Frau Moll in der Badewanne überrascht hatte. «Ich hab gar nicht gewusst, dass die so schimpfen kann, dabei hab ich sie immer für eine Dame gehalten.»

    «Tja, so kann man sich täuschen», sagte Mama.
    «Sie können ihr ja Ihren selbstgemachten Hustensaft geben», schlug ich vor, «vielleicht beruhigt sie sich dann wieder.»
    «Das ist eine gute Idee», sagte Herr Dobelmann.
    Anscheinend gefiel es Bubi nicht, dass sich keiner mehr um ihn kümmerte. Er fing an zu husten. Und wie!
    Der Dobelmann sprang auf wie von der Tarantel gestochen.
    «Da! Da ist es ja wieder, das Husten! Es ist der Baum! Der Baum hustet!» Er zeigte anklagend auf den Weihnachtsbaum, dabei hatte der ihm ja gar nichts getan.
    «Das ist nicht der Baum, das ist Bubi, mein Wellensittich», erklärte ich. «Er gehörte einem alten Mann, der dauernd hustete, und das macht er jetzt nach, und ich hatte ihn in der Wohnung von Frau Moll versteckt, weil meine Mutter allergisch ist gegen Vögel …»
    Mama seufzte. «Bin ich nicht.»
    Hatte ich da richtig gehört? «Aber du hast doch immer behauptet …»
    «Ich weiß, aber das hab ich doch nur gesagt, weil ich kein Haustier in der Wohnung wollte. Ich hatte Angst, dass die ganze Arbeit und der Dreck an mir hängenbleiben und –»
    Luzie und ich riefen laut: «Niemals!»
    «Ich hab jetzt ja auch schon die ganze Zeit für Bübchen gesorgt. Ihn gefüttert, den Käfig saubergemacht und alles», beteuerte ich.
    Herr Dobelmann ließ sich von Papa noch einmal Sherry nachfüllen und sah Bübchen nachdenklich an.
    «Als ich ein kleiner Junge war, hatten wir auch einen Wellensittich. Er hieß Hansi, aber meine Mutter mochte ihn nicht, weil er immer geflucht hat.»
    «Was für Flüche?», wollte Luzie prompt wissen.
    «Schlimme Flüche. Die hatte Hansi von seinem Vorbesitzer, einem Matrosen.»
    «Da können wir ja froh sein, dass Toms Opa nur gehustet hat», sagte Mama.
    «Dann können wir Bübchen also behalten?», fragte ich aufgeregt.
    Mama sah Papa an, und Papa nickte.
    Herr Dobelmann nahm nun schon zum dritten Mal von der Mousse.
    «Hmm, die Schokoladencreme ist wirklich köstlich.»
    «Da hat Bübchen auch schon von gegessen», sagte Luzie.
    Aber Herr Dobelmann war gar nicht sauer.
    «Das beweist nur, dass der Vogel Geschmack hat. Und ich hab ihn für eine Art Gespenst gehalten, das über mir herumspukt und mir Kanonenschläge auf den Balkon wirft. So was aber auch.» Er schüttelte den Kopf.
    Ich beschloss, nun auch mit der Wahrheit rauszurücken. «Das mit dem Kanonenschlag war ich, Herr Dobelmann.»
    «Aber deine Mutter hat doch gesagt …»
    «Da hab ich geschwindelt», sagte Mama und wurde rot.
    «Mir scheint, in letzter Zeit wurde wohl ziemlich viel geschwindelt», sagte Tante Traudl.
    «Aber jetzt ist ja alles auf dem Tisch», sagte Papa.
    «Nur die Schokoladenmaus ist alle», sagte Luzie.
    Mama holte eine Dose mit Weihnachtsplätzchen, die schon etwas hart waren, aber trotzdem noch schmeckten, ich lockte Bubi mit etwas Petersilie aus dem Baum, und wir konnten die Kerzen wieder anzünden.
    Luzie sang ein Weihnachtslied nach dem anderen. Dass auch «Alle Vögel sind schon da» dabei war, fiel keinem weiter auf.
    Plötzlich verzog Tante Traudl das Gesicht. «Irgendwas drückt mich hier die ganze Zeit.» Sie griff unter das Stuhlkissen und zog ein Osterei heraus. Eins von denen, die Luzie versteckt hatte.
    «Das ist ja nett, ist das für mich?» Sie öffnete das Ei.
    «Da sind ja meine Ohrringe!», rief Mama. «Die suche ich schon die ganze Zeit.»
    Tante Traudl hielt ein Paar schnörkelige Ohrringe mit roten Steinen hoch. «Wenn du so etwas magst, Gabi, dann hab ich was für dich, den Granatschmuck meiner Mutter nämlich. Den hättest du schon längst haben können,
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