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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht?
Autoren: S Hogan
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Glasgow hat heute ein Heimspiel“, gab die Polizistin zurück. „In der Stadt geht es rund. Aber die Kollegen versuchen, einen Umweg zu fahren.“
    Das wunderte mich nicht. Ein Fußballspiel bedeutete in dieser schottischen Metropole mehr oder weniger Bürgerkrieg, daran hatte ich mich schon gewöhnt. Immerhin lebte ich schon fast zwei Jahre in Glasgow. Aber bisher hatte ich es immer geschafft, mich am Wochenende vom Stadion fernzuhalten. Also war ich zuversichtlich, dass auch der Polizist am Lenkrad die richtige Route wählen würde. Gerade die Ordnungshüter mussten doch am besten wissen, wie heftig die Kämpfe zwischen den verfeindeten Fans ausgetragen wurden. Soweit ich wusste, verabredeten sich die Hooligans ja regelrecht per Handy und Internet zu ihren Massenschlägereien. Also stellte ich mich auf eine etwas längere Fahrt in dem unbequemen Fahrzeug ein.
    Doch wenig später stoppte der Gefangenentransporter. Der Fahrer betätigte die Hupe und ließ sie gar nicht mehr los. Aber offenbar nützte das nichts. Und dann ertönten dumpfe Geräusche. Es klang, als würden Hunderte von Fäusten gegen das Stahlblech unseres Fahrzeugs trommeln. Wahrscheinlich war das auch so.
    „Das sind Celtic-Hooligans!“, rief Suzie. „Mann, diese Jungs sind völlig durchgeknallt. Ich war mal mit einem von ihnen zusammen!“
    In diesem Moment war mir das Liebesleben meiner übergewichtigen Mitgefangenen herzlich egal. Ich musste mich nämlich noch stärker festhalten, um nicht von der Bank zu fliegen. Die Kerle gaben sich offenbar nicht mehr damit zufrieden, wie die Irren gegen die Außenwände unseres Gefangenentransporters zu hämmern. Sie begannen nun auch noch damit, das Fahrzeug hin und her zu schaukeln. Das war eine beachtliche Leistung, denn der gepanzerte Wagen war gewiss kein Leichtgewicht. Es mussten Dutzende von Männern sein, die sich da an dem Auto vergriffen. Die begleitende Polizistin hatte schon längst zu ihrem Sprechfunkgerät gegriffen und sprach aufgeregt mit ihrer Leitzentrale. Allerdings konnte ich sie nicht verstehen, obwohl ich unmittelbar neben ihr saß. Die wüsten Fan-Gesänge, die von draußen hereindrangen, waren einfach zu laut.
    Suzie rutschte von der Sitzbank und krachte mit ihrem Kopf gegen meine Schulter. Es tat weh, aber es war auszuhalten. Im nächsten Moment bekamen wir ganz andere Probleme.
    Denn nun kippte der Gefangenentransporter um!
    Es kam mir vor, als ob ich alles in Zeitlupe miterleben würde. Ich wurde vorwärts und gleichzeitig nach oben geschleudert, während sich das behäbige Fahrzeug drehte wie ein sterbender Wal. Als der Wagen auf der Seite landete, krachte es entsetzlich. Die Hintertür am Heck sprang auf.
    Mein Knie tat weh, aber ich konnte gehen. Meine Knochen waren durchgeschüttelt worden, aber ansonsten fehlte mir nichts. Ich schaute mich um. Die Polizistin und Suzie waren bewusstlos, die ältere Drogentante wirkte zumindest benommen. Sie stöhnte vor sich hin.
    Und durch die offen stehende Doppeltür glotzte ein Haufen Typen mit Celtic-Schals und – Shirts in den kaputten Gefangenentransporter. Mir wurde klar, dass ich nun die einmalige Chance zur Flucht hatte. Diese Kerle würden mich gewiss nicht daran hindern. Wer einen Gefangenentransporter umkippt, ist in meinen Augen jedenfalls kein gesetzestreuer Bürger, der die Flucht einer Strafgefangenen vereitelt.
    Außerdem kriegten die Hooligans nun selbst Probleme.
    Ich hörte Polizeisirenen, die immer näher kamen, außerdem das Getrappel von zahlreichen Pferdehufen. Als ich aus dem umgekippten Fahrzeug krabbelte, fand ich mich mitten in einem unglaublichen Chaos wieder.
    Mehrere geparkte Autos brannten, Fensterscheiben von Geschäften waren eingeschlagen worden. Überall roch es nach Benzin und Alkohol. Links und rechts von mir standen Hunderte von Celtic-Fans. Sie skandierten immer noch ihre Parolen, einige von ihnen filmten sich selbst mit Handys. Viele von ihnen waren vermummt. Aus Richtung Süden rückte nun die berittene Polizei an. Steine flogen, ein paar Tränengasgranaten explodierten zwischen den Fußballrowdys. Es konnte nur noch Minuten dauern, bis die Ordnungskräfte und ihre Herausforderer zusammenknallen würden.
    Doch da hatte ich schon die Beine in die Hand genommen. Ich duckte mich, schlug ein paar Haken und rannte in eine ruhige Seitenstraße. Ich lief weiter, bis ich Seitenstechen bekam. Immer wieder warf ich einen Blick nach hinten. Ich war mir sicher, dass ich im nächsten Moment einen Polizisten
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