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Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Titel: Wer fuerchtet sich vor Stephen King
Autoren: Uwe Anton
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Blütezeit vor der Einführung des Comic-Codes hatte. Hierbei handelt es sich um gradlinige Horrortexte, die einem Höhepunkt, einer überraschenden, vielleicht moralisierenden, aber immer mehr oder weniger schrecklichen Pointe entgegenstreben. Inwieweit diese Pointen zünden, hängt von der Phantasie und Fabulierkunst des Autors ab.
    Beispiele dafür sind etwa „Das Schreckgespenst“, in der Lester Billings die Hilfe des Psychiaters Dr. Harper sucht. Ein Schreckgespenst hat seine drei Kinder umgebracht, seine Frau will sich scheiden lassen, er steht kurz vor dem Zusammenbruch. Allerdings bittet Billings genau den Falschen um fachlichen Rat …
    In „Graue Masse“ verwandelt sich der Protagonist in einen Blob, der den B-Filmen der 50er Jahre nachempfunden ist, und in „Schlachtfeld“ wird ein Profi-Killer seiner gerechten Strafe zugeführt, als Spielzeugsoldaten zum Leben erwachen. „Ich bin das Tor“ beschreibt das unglückliche Ende des ersten bemannten Flugs zur Venus. Jahre später wachsen einem überlebenden Astronauten kleine Augen und übernehmen seinen Körper … „Der Rasenmähermann“ entpuppt sich als Abgesandter des Gottes Pan, der ungehalten reagiert, wenn man sich darüber beschwert, wie er den Rasen mäht, und „Einen auf den Weg“ führt nach Jerusalem’s (auch bekannt als ’Salem’s) Lot. Mitten in einem Sturm taumelt ein Fremder in eine Bar und bittet die Einheimischen um Hilfe, weil sein Wagen mit Frau und Tochter darin von der Straße abgekommen ist. Die Einheimischen haben jedoch weniger Angst vor dem Blizzard als vor den Vampiren, die in der Stadt ihr Unwesen treiben …
    Die zweite Kategorie von Geschichten beschreibt das Übersinnliche, Übernatürliche, das langsam auf unsere moderne, hochtechnisierte Welt übergreift; ganz eindeutig liegt hier ein übersinnlicher oder übernatürlicher Einfluss vor. Paradebeispiele dafür sind „Der Wäschemangler“, eine der konsequentesten, brutalsten Horrorgeschichten überhaupt: Eine Wäschemangel scheint Appetit auf Menschen zu entwickeln, und es stellt sich heraus, dass eine übersinnliche Besessenheit nicht auf Lebewesen beschränkt ist. Die Geschichte löst pure Angst aus. Als King in einer Wäscherei arbeitete, fragte er sich, was passieren könnte, wenn so eine Maschine ein Eigenleben entwickelte, und es gelingt ihm, seine Ängste vor diesem Alptraum an den Leser weiterzugeben.
    „Lastwagen“ folgt einem ähnlichen Plot: Fünf Männer und eine Frau werden in einem Truckstop-Imbiss von Lastwagen belagert, die plötzlich zum Leben erwacht sind. Auch „Kinder des Mais“ gehört dazu, in der es ein Ehepaar in eine abgelegene Kleinstadt verschlägt, in der die Kinder die Erwachsenen getötet haben und den „Gott, der hinter den Reihen geht“ verehren, der sich als übernatürliches, aber nichtsdestotrotz reales Wesen entpuppt – eine der spannendsten Geschichten des Autors. Hier zeigt sich King erneut als meisterhafter Erzähler, der den Leser nicht aus seinem Bann lässt. Gerade aus der Alltäglichkeit des ersten Teils der Geschichte – Eheschwierigkeiten, das Unbehagen, sich verfahren zu haben – entsteht eine Vertrautheit mit den Charakteren, die den nachfolgenden phantastischen Teil umso glaubhafter geraten lässt.
    In „Spätschicht“ gerät der Wanderarbeiter Hall mit seinem Vormann Warwick aneinander, der seine Arbeiter schikaniert und schlecht behandelt. Doch der vordergründig wahre Schrecken in Form von mutierten Riesenratten lauert im Keller … Das Ende der Geschichte bleibt offen; ein sehr wirkungsvoller Kniff, denn da der Leser mehr weiß als Kings Protagonisten, bleibt es seiner Phantasie überlassen, sich den Fortgang auszumalen. (Diese drei Geschichten wurden übrigens verfilmt, wobei die Kinoversionen leider aufzeigen, dass die Handlung einer Kurzgeschichte wahrlich nicht für 90 Minuten auf der großen Leinwand ausreicht.)
    „Briefe aus Jerusalem“ führt den Leser wieder in die aus dem gleichnamigen Roman bekannte Stadt, in der das Grauen bereits 1850 geherrscht hat. In Briefform erfährt der Leser von dem merkwürdigen Ort in Maine, der irgendwie böse zu sein scheint. Von Ratten in den Mauern bis hin zu einem riesigen Wurm und Vampiren reicht das Spektrum des Grauens, das sich Charles Boone, dem Verfasser der Briefe, langsam und hervorragend in Szene gesetzt, Schritt um Schritt offenbart. King erweist hier H.P. Lovecraft Tribut, doch man kann die Geschichte auch als Prolog zu BRENNEN MUSS SALEM
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