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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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Natalie ist doch erst zwei Jahre alt und ziemlich lebhaft.“
      „ Das geht auf gar keinen Fall, Frau Sommer“, unterbrach er sie energisch. „Wie viel brauchen Sie denn, um vorerst über die Runden zu kommen?“
      Als sie ihm die Summe nannte, musste er kurz schlucken. Soviel hatte er gerade noch da. Dass er sich mit dem Geld eine neue Bestuhlung für sein Wartezimmer anschaffen wollte, musste er eben vorerst vergessen. Es war viel wichtiger, dieser Frau zu helfen, damit sie wieder ruhig schlafen konnte. Sie tat ihm leid. Er wusste, dass er keine Ruhe finden würde, wenn er sie einfach so wieder fortschickte.
      „ Ich werde Ihnen das Geld leihen, Frau Sommer“, sagte er. „Sobald Ihr Mann sich gemeldet hat, können Sie es mir ja wieder zurückgeben. Auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt es mir dabei aber nicht an“, versicherte er ihr gerührt, als er sah, wie ihr vor Freude die Tränen in die Augen schossen.
      „ Ich bin Ihnen ja so dankbar, Herr Doktor“, versicherte sie ihm, als er ihr das Geld gab. Blitzschnell ließ sie es in ihrer Handtasche verschwinden. „Sie können auch ganz sicher sein, dass Sie es zurückbekommen. Mein Mann lässt uns nicht im Stich, das weiß ich.“
      „ Das habe ich keinen Moment bezweifelt, Frau Sommer. Und jetzt beruhigen Sie sich“, sagte er mitfühlend. „Soll ich Ihnen noch etwas verschreiben? Ein Beruhigungsmittel?“
      „ Mir geht es schon viel besser, Herr Doktor“, versicherte sie ihm. Die schönen Augen noch voll Tränen strahlten ihn an. „Jetzt brauche ich mir ja keine Sorgen mehr zu machen. Ich kann für mein Kind etwas zu essen einkaufen, und für die Miete bleibt mir auch noch genügend übrig. Sie können sich kaum vorstellen, wie froh ich darüber bin.“
      Er brachte sie zur Tür. Dort stand er dann noch und schaute ihr nach, wie sie zu ihrem Wagen ging. Bevor sie einstieg, winkte sie ihm noch einmal zu.
      Michael fand seine Haushälterin in der Küche. Sie hatte gerade damit begonnen, sein Essen in einer Pfanne aufzuwärmen. Der Ausdruck in ihrem Gesicht erinnerte ihn wieder an alle seine Sünden. Ob sie wusste, dass er der jungen Frau Geld gegeben hatte? Aber wie sollte sie? Die Tür war zu, darauf hatte er die ganze Zeit geachtet. Trotz allem wurde er das Gefühl nicht los, dass seine Mama Lisa etwas wusste, das er lieber für sich behalten wollte.
    * * *
      Bettina Sommer hielt vor dem roten Backsteinhaus an. Sie nahm ihre Handtasche an sich und stieg rasch aus. Ihr erster Weg sollte zu Frau Köhler führen, der sie die längst fällige Miete geben wollte. Immer wieder drückte sie auf den Klingelknopf, aber die alte Dame schien nicht daheim zu sein. Dann bekommt sie das Geld eben später, entschied sie und stieg die Stufen zu ihrer kleinen Dachwohnung hinauf.
      Schaudernd erinnerte sie sich an ihren Besuch bei Doktor Baumann. Es war ihr nicht leicht gefallen, den Mann dazu zu bringen, ihr so viel Geld zu geben, aber sie hatte es geschafft. Harald würde staunen, wenn sie ihm gleich sagte, dass sie ihre Sorgen vorerst los waren. Jetzt konnte er sich in Ruhe nach einer Arbeit umsehen, ohne Angst haben zu müssen, dass Frau Köhler sie auf die Straße setzte.
      Sie schloss die Wohnungstür auf. Ihr erster Blick fiel auf ein Gitterbett, in dem ein blondlockiges kleines Mädchen stand, und sie mit einem lauten Jubelruf empfing.
      „ Mami ist da“, rief es. „Ich will da heraus.“ Erwartungsvoll streckte es seine Ärmchen nach ihr aus.
      „ Du musst noch warten, Natalie“, erklärte ihm die junge Frau. „Ich habe jetzt noch keine Zeit für dich.“
      Sie ging in den Nebenraum. Ein breites Polsterbett stand da, auf dem ein junger Mann im hellen Sommeranzug lag. Bettina wollte sich neben ihn setzen, als er sie bemerkte.
      „ Hast du das Geld?“, fragte er scharf und setzte sich auf. „Wie viel ist es?“
      „ Rate doch einmal, Liebling“, verlangte sie lächelnd.
      „ Du weißt, dass ich diese dummen Späße nicht mag, Bettina“, erwiderte er verärgert. „Gib das Geld her, damit ich selbst sehen kann, wie viel es ist.“
      Sie zog die Handtasche zurück, als er sie ihr entreißen wollte. „Ich gebe es dir gleich, Harald“, sagte sie weich. „Doktor Baumann hat mir genau das gegeben, was wir uns ausgerechnet haben, um die nächste Zeit über die Runden zu kommen. Ich wollte Frau Köhler gleich die Miete bezahlen, aber sie scheint nicht da zu sein.“
      „ Bist du wahnsinnig, Bettina?“, fuhr er
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