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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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nun kam er nicht. Wenn er sich noch lange Zeit ließ, würden sie wie Gummi schmecken.
      Lisa Krämer stand am Küchenfenster und spähte angestrengt hinaus. Erleichtert sah sie den Wagen ihres Doktors in den Hof einbiegen. Er hatte sich also doch noch rechtzeitig an sein Versprechen erinnert, einmal ausnahmsweise pünktlich zum Mittagessen zurückzukommen.
      Sie ging zur Haust ür, um ihm aufzumachen. Woher kamen auf einmal die lauten aufgeregten Stimmen? Die Haushälterin trat auf das Podest hinaus und sah einige Leute aus dem Dorf, die heftig aufeinander einredeten. Doktor Baumann musste sich jetzt natürlich auch noch einmischen. Plötzlich sah sie die kleine Tina. Sie stand nur wenige Schritte von den Leuten entfernt. Kein Zweifel, das Kind weinte bitterlich. Die Haushälterin beschloss herauszufinden, was da passiert war.
      Sie kam aber nicht mehr dazu, denn Doktor Baumann bückte sich auf einmal und hob etwas vom Boden auf. Eine Katze, durchzuckte es die Haushälterin, als er sich zu ihr umwandte und zum
    Haus ging. Wie tot lag sie auf seinem Arm. Die Hinterl äufe hingen leblos herab. Tina, deren Katze es offensichtlich sein musste, folgte dem Arzt.
      „ Da sind Sie ja schon, Frau Krämer“, sagte Michael erleichtert, als er seine Haushälterin erblickte. „Legen Sie mir doch bitte eine Decke auf den Tisch. Das Kätzchen hier hat beide Beine gebrochen. Ich muss sie schienen.“
      „ Dazu haben wir doch einen Tierarzt“, entrüstete sich die Haushälterin. „Soll ich ihm sagen, dass wir einen Patienten für ihn haben?“
      „ Doktor Schöller ist über Land. Der Unglücksfahrer hat schon von seinem Autotelefon bei ihm angerufen. Bitte beeilen Sie sich, Frau Krämer. Hab keine Angst, Tina“, wandte er sich dann an das unglückliche Kind. „Dein Kätzchen wird bald wieder so munter herumspringen, als wäre dieser Unfall gar nicht passiert. In Zukunft wird es sich bestimmt nie wieder unter ein parkendes Auto schlafen legen.“
      „ Minka darf nie wieder auf die Straße“, sagte Tina schluchzend. „Sie muss immer in meinem Zimmer bleiben.“
      „ Du kommst jetzt besser mit mir, Tina“, bestimmte die Haushälterin, nachdem sie die Decke ausgebreitet hatte. „Ich mache dir einen Kakao, während der Doktor sich um deine Mieze kümmert.“
      „ Morgen kannst du deine Minka sicher schon wieder nach Hause holen, Tina“, versprach der Arzt. „Du siehst doch ein, dass ich sie noch so lange hierbehalten muss?“
      Das Mädchen nickte tapfer. Ohne zu protestieren ließ es sich von der Haushälterin aus dem Zimmer führen. „Der Doktor braucht jetzt Ruhe, damit er deine Katze wieder gesund machen kann“, erklärte ihr die alte Dame. „Komm mit in die Küche.“
      „ Ich möchte nichts. Meine Mutti weiß ja noch nicht einmal, was mit Minka passiert ist“, fiel Tina ein. „Ich muss sofort zu ihr. Sie wird einen schönen Schrecken bekommen, wenn ich ihr alles erzähle.“ Blitzschnell war sie verschwunden.
      Die Haushälterin ging ins Esszimmer. Wehmütig glitt ihr Blick über ihre Knödel. Fast so weiß wie Schneebälle hatten sie vorhin ausgesehen, als sie sie aus dem kochenden Wasser genommen hatte. Grau und unappetitlich lagen sie jetzt da, nur weil ihr Doktor es wieder einmal nicht richten konnte.
      Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Michael endlich zum Mittagessen kam. „Unser kleiner Patient wird bald wieder auf Bäume klettern können“, meinte er zufrieden, während er sich den Teller vollud. „Mein Essen habe ich mir jetzt wohl ehrlich verdient. Es sieht ja einfach köstlich aus, Frau Krämer. Ich habe aber auch einen Bärenhunger.“
      Der Arzt übersah geflissentlich, dass seine Haushälterin wieder einmal äußerst missgestimmt war. Er verstand ja, dass sie allen Grund dazu hatte. Sie hatte es bestimmt nicht immer leicht mit ihm.
      „Die Knödel schmecken genauso, wie meine Mutter sie früher immer gemacht hat“, schwärmte er mit vollen Backen, um sie wieder zu versöhnen.
      Er wollte noch mehr dazu sagen, als es auf einmal an der Haustür klingelte. „Doch nicht schon wieder“, stöhnte die Haushälterin auf. „Die Leute scheinen sich nicht vorstellen zu können, dass auch ein Doktor gelegentlich seine Ruhe braucht. Die Sprechstunde fängt erst in zwei Stunden an. Das steht doch deutlich an der Tür.“
      „ Ich werde selbst nachsehen“, sagte Michael rasch, als sie aufstehen wollte. „Wahrscheinlich ist es der Weidner, der mir mein Werkzeug
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