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Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers
Autoren: Lutz Schumacher
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er möge doch zurückfahren, aber der Fahrer reagierte nicht. Harald schaute wieder nach vorne. Der Dacia machte auch keinerlei Anstalten, die soeben eroberte Position wieder zu verlassen. Hinter ihm hupte es. Es war nicht ganz klar, ob das von dem Seat oder dem mittlerweile dahinter aufgetauchten Kleintransporter kam.
    Harald hupte mit, doch es half nicht wirklich. Schließlich sprang er aus seinem Wagen und lief vor zu dem Fahrer des Dacias. »Hören Sie, wenn Sie da stehen, komme ich nicht raus, und zurücksetzen kann ich auch nicht.«

    Der Mann, ein schwarzhaariger Altpunk, musterte ihn durch seine rabenschwarze John-Lennon-Brille. »Ach, und jetzt soll ich den Parkplatz aufgeben, oder wie?«, ätzte er, »ich war zuerst an der Lücke, schon gemerkt?«
    Harald atmete tief durch. »Da ist gar keine Lücke, weil ich nämlich gar nicht rauskomme, schon gemerkt?«, gab Harald zurück.
    »Ist wohl kaum mein Problem«, antwortete der Schwarzhaarige. »Soll doch der Typ da zurücksetzen.«
    Der »Typ« war gerade ausgestiegen. »Was ist denn da los?«, brüllte er. »Geht’s mal weiter, oder was? Ich will einparken.« Harald ging zu dem grauhaarigen Mann, der bei näherem Hinsehen eine durchaus ansehnliche Fitnessclubfigur hatte. »Können Sie nicht zurückfahren? Der Herr dort war doch zuerst an dem Parkplatz«, argumentierte Harald.
    Der Grauhaarige lief rosa an. »Was geht dich denn das an, Bürschchen? Ich hatte den Blinker zuerst draußen!«
    Harald sah dem Mann tief in die Augen. »Hören Sie, wenn Sie beide hier nicht wegfahren, dann kann ich nicht ausparken. Und dann bekommt keiner den Parkplatz.«
    »Und wenn ich zurücksetze, bekomme ich den Parkplatz auch nicht, wo ist denn da bitte der Unterschied?«, fragte der Fahrer.
    Harald war verdutzt. Der Mann hatte logisch gesehen irgendwie recht. Allerdings half das nun wirklich nicht weiter.
    »Was ist hier eigentlich los?«, rief plötzlich ein rundlicher Mann mit schütterem Haar, der aus dem Transporter hinter dem Seat ausgestiegen war. »Ist das ein Vereinstreffen, oder was?«
    »Können Sie vielleicht ein Stück zurückfahren«, fragte
Harald hoffnungsvoll, »dann könnte der Herr hier zurücksetzen, und ich käme aus der Lücke.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, schrie der Grauhaarige. »Bleiben Sie da stehen, wo Sie sind, niemand kann Sie zwingen zurückzusetzen«, beschwor er den Transportermann, der diesen bizarren Streit verständnislos zur Kenntnis nahm. Jetzt trat auch der Altpunk zu der Gruppe. »Ich will das Kaffeekränzchen ja nicht stören, aber vielleicht könnte ich freundlicherweise inzwischen einparken? Ich hab’s nämlich eilig«, knurrte er.
    Harald begann missmutig zu werden. »Da sind Sie nicht der Einzige, los, fahren Sie endlich da vorne weg, Sie versperren mir den Weg«, rief er erregt.
    »Aha, so geht das jetzt also«, schrie der Punk. »Habt ihr euch wohl inzwischen geeinigt, ja? Kleine Absprache, ja? Aber da mache ich nicht mit. Was hat er dir gezahlt?«
    »Das ist doch die Höhe, ich rufe die Polizei«, schnappte der Weißhaarige zurück. »Das muss ich mir doch wirklich nicht bieten lassen.«
    »Bitte, bitte, wenn der Herr meint, bitte schön, bitte schön...«, krakeelte der Dacia-Fahrer und stellte sich mit verschränkten Armen vor den Grauhaarigen. Harald registrierte, dass er eine Markenlederjacke mit Nieten trug.
    Plötzlich kam ihm eine Idee. Er sprang wieder in den Wagen und begann sein Auto hin und her zu bewegen, allerdings in Richtung Bürgersteig. Endlich stand der Wagen auf dem Gehweg. Langsam fuhr Harald rechts an den parkenden Fahrzeugen vorbei, bis er 50 Meter weiter an einer Einfahrt wieder in die Straße einfädeln konnte. Im Rückspiegel sah er, dass die Konkurrenten beide halb in die Parklücke
gefahren waren und mit wilden Armbewegungen einander anschrien. Es war mehr als klar, dass diese Typen von den Unterirdischen geschickt worden waren.
     
    Tief in seinem Inneren weiß Harald natürlich, dass es wahrscheinlich keine unterirdische Zentrale gibt. Andererseits findet er die Vorstellung auch ganz beruhigend, denn es wäre immerhin eine Erklärung- für alles.

Der Feind in meinem Armaturenbrett
    Warum man der Bordelektronik gründlich misstrauen sollte
     
     
     
     
    In allen Lebensbereichen schreitet der technische Fortschritt erfreulich schnell voran und hilft zunehmend, die Schwierigkeiten des täglichen Lebens zu meistern. Nehmen Sie einmal einen so anspruchsvollen Vorgang wie das Anhören eines
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