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Wenn es plötzlich Liebe ist

Titel: Wenn es plötzlich Liebe ist
Autoren: Jessica Bird
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Riesenbukett aus weißen und roten Rosen und dramatisch blauen Fingerhüten. Uniformierte Kellner reichten bereits Tabletts mit Häppchen und Getränken herum. Das Streichquartett spielte.

    Ehe Grace die ersten Gäste begrüßen konnte, trat Kat zu ihr. Zusammen gingen sie die letzten Einzelheiten durch.
    Eine halbe Stunde später drängten sich Gäste im weiträumigen Atrium der Hall-Stiftung. Alle großen und berühmten Leute waren gekommen, um die Stiftung zu unterstützen - und nicht nur die Stiftung, sondern auch Grace. Sie staunte, wie viele Gäste zu ihr kamen, um ihr alles Gute zu wünschen und sie ihrer Unterstützung auf der Position ihres Vaters zu versichern. Sie hatten viel Lobenswertes über das Walker-Gemälde zu sagen, über das Essen, den Veranstaltungsort.
    Selbst die alten Herren des Aufsichtsrats schienen darauf bedacht, bei ihr in gutem Licht zu stehen, als sie sahen, wie erfolgreich der Abend begann. Einer nach dem anderen kam zu ihr und sicherte ihr Unterstützung zu. Grace nickte nur und lächelte. Nicht einer von ihnen beklagte sich über Lamonts Kündigung.
    Eigentlich hätte sie eine Art Triumphgefühl verspüren müssen, aber nichts durchbrach ihre Benommenheit. So musste sie auch angesichts des gewünschten Erfolgs, für den sie so hart gearbeitet hatte, die alte, eingefleischte Rolle spielen, um den Abend zu überstehen. Sie war genau das, was all diese Leute sehen wollten: Grace Woodward Hall. Die schöne Tochter von Cornelius und Carolina Woodward Hall. Der Trendsetter und Gesellschaftsstar, Präsidentin der Hall-Stiftung.
    Ihre Blicke überflogen die Menge, die schönen Kleider, die kostbaren Juwelen, das strahlende Lächeln auf den wohl bekannten Gesichtern, und sie merkte, dass sie in einem Saal voller Menschen stand, die alle genauso aussahen wie sie - aber sie fühlte sich völlig fehl am Platze.
    Angesichts dessen, was alles in ihrem Leben in letzter
Zeit passiert war, schien diese Reaktion naheliegend. Doch diese Entfremdung war dauerhafter, nicht nur ein vorübergehender Schmerz, der große Veränderungen im Leben unweigerlich begleitet. Sie hatte begonnen, die Welt mit anderen Augen zu betrachten, und alles, was einst vertraut schien, wirkte nun fremd.
    Wohin dieser neue Weg sie führen würde, wusste sie nicht.
    Grace betrat zum vorgesehenen Zeitpunkt das Podium und stellte den Videofilm über das Leben ihres Vaters vor. Beim Zusehen erinnerte sie sich an die Orte, die Szenen, die Umstände jedes einzelnen Bildes. Sie war mit allem vertraut, was sie sah, aber sie sah nun alles anders, als hätte man die Farben bewusst aufgemischt. Auf dem letzten Foto von ihrem Vater, auf dem er mit der Pfeife im Mund an seinem Schreibtisch saß, sah sie ihn mit Augen, die durch widerstreitende Gefühle sehr müde waren.
    Sie wusste, dass jede Lösung der Konflikte, die seine Lügen verursacht hatten, ohne eine Entschuldigung oder Erklärung seinerseits erfolgen musste. Grace fragte sich, ob die Erinnerung an die Liebe, die er ihr erwiesen hatte, ausreichen würde, irgendwie damit zurechtzukommen. Sie war sich nicht sicher.
    Als die Bilder von ihrem Vater erloschen, musste sie ein paar Mal schlucken, ehe sie wieder reden konnte.
    Dann gingen die Lichter wieder an. Grace sah vor sich in der dicht gedrängten Menschenmenge ihre Mutter. Carolina stand kerzengerade da, elegant wie ein Schwan mit ihrem langen Hals, in einem schwarzen Kleid, das perfekt um die schmalen Schultern saß. Sie wirkte majestätisch und duldsam, aber der Glanz in ihren Augen war nicht annähernd als warm zu bezeichnen.

    Als das Walker-Porträt enthüllt wurde, senkte sich Schweigen über die Menge. Jack und Blair traten vor und begannen die Gebote. Daraufhin entwickelte sich ein Wettstreit zwichen Jack und einem Medienmogul, dessen Vorliebe für amerikanische Kunst bekannt war. Die beiden stachelten sich gutmütig zu immer höheren Geboten an, bis der Preis drei Millionen überstieg und Jack das Gemälde endlich ersteigerte, indem er knapp 5 Millionen bot.
    Die Menge brach in lauten Applaus aus. Blitzlichter flackerten auf wie ein Feuerwerk. Jack trat auf Grace zu und umarmte sie. Seine strengen Züge zeigten deutlich die Freude über seinen Erfolg.
    Etwas später begannen die Gäste sich zu zerstreuen. Grace’ Mutter war eine der Ersten, die sich verabschiedeten.
    »Ich finde, es ist gut gelaufen«, sagte Grace und küsste Carolina zum Abschied. »Aber gegen Vaters Partys kommt man natürlich nur schwer an.«
    Ihre
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