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Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe

Titel: Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
Autoren: Penny Jordan
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das Einkommen, das sie bei ihrer Qualifikation in London hätte erreichen können. Und inzwischen waren zu den übrigen Belastungen die beträchtlichen Kosten für die Unterbringung ihrer Tante in einem speziellen, nur wenige Meilen entfernten Hospiz dazugekommen.
    Auch an diesem Tage befand sich Geraldine wie jeden Vormittag und jeden Abend auf dem Weg, um Tante May zu besuchen und etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Und wie stets würde sie sich alle Mühe geben, sich nicht anmerken zu lassen, mit welcher Angst sie die sichtliche Gebrechlichkeit der Kranken erfüllte. Wie stets würde sie im Stillen verzweifelt darum beten, dass Tante May den Kampf nicht aufgeben und sich doch noch erholen würde …
    Erst die Krankheit ihrer Tante hatte Geraldine bewusst gemacht, dass sie ohne Tante May ganz allein auf der Welt sein würde. Diese Erkenntnis hatte in ihr eine beklemmende Furcht ausgelöst, die sie einfach nicht in den Griff bekam und die ihr zudem für eine Frau von annähernd dreißig unpassend erschien. Natürlich liebte sie Tante May, und natürlich wünschte sie sich, dass es ihr besser gehen würde. Aber das rechtfertigte nicht diese bodenlose Angst, dieses verzweifelte Gefühl des Verlassenseins. Was Geraldine jetzt durchmachte, war noch viel schlimmer als das, was sie nach dem Tod ihrer Eltern durchlitten hatte. Gelegentlich stand sie kurz davor, gänzlich die Kontrolle zu verlieren und in einem Abgrund von Verzweiflung zu versinken.
    Dabei hatte sie sich bisher immer eingebildet, eine vernünftige, reife Frau zu sein, die sich nicht von heftigen Gefühlen hinreißen ließ. Nun aber ertappte sie sich dabei, wie sie mit dem Schicksal haderte und handelte und zu jedem Gelöbnis bereit war, wenn es ihrer Tante nur besser gehen würde. Und doch gab es Tage, besonders schlimme Tage, an denen sie das Gefühl hatte, dass Tante May ihr langsam und unaufhaltsam entglitt …
    Jetzt befand sie sich wieder auf dem Weg zu der Kranken und musste sich beeilen, um noch rechtzeitig zur Besuchszeit zu kommen. Ihre Arme schmerzten von dem schweren Stapel Arbeitsunterlagen, den sie mit sich schleppte. Die Agenturinhaberin hatte sie zweifelnd angesehen, als sie wieder einmal um zusätzliche Arbeit gebeten hatte. Oh, es lagen mehr als genug Aufträge an, und so qualifizierte und tüchtige Mitarbeiterinnen wie Geraldine waren rar, aber war eswirklich klug, wenn sie sich derart mit Arbeit überlastete?
    Geraldine seufzte. Sie brauchte das Geld. Allein die Hypothekenraten … Erst vergangene Woche hatte sie die Bank aufgesucht, um zu erkunden, ob es nicht eine Möglichkeit gab, die erdrückende monatliche Belastung zu verringern. Der Manager hatte sehr verständnisvoll reagiert und hatte ihr schließlich den Vorschlag gemacht, einen Untermieter bei sich aufzunehmen. Da sich in der Gegend momentan eine Vielzahl neuer Unternehmen ansiedelten, von denen viele Ableger von großen internationalen Konzernen waren, gab es einen wachsenden Bedarf für Mietunterkünfte.
    Ein Untermieter war tatsächlich das Letzte, was sich Geraldine in ihrer Situation wünschte. Sie hatte das Cottage für Tante May gekauft, weil sie wusste, dass ihre Tante immer von einem solchen Altersruhesitz geträumt hatte, und sie war entschlossen, es niemals zu verkaufen oder aufzugeben. Genauso wie Tante May ihren Kampf um ihr Leben nicht aufgeben würde. Ihre finanzielle Misere zwang sie nun, den Vorschlag des Bank-Managers ernsthaft in Betracht zu ziehen, wenn sie das Cottage halten wollte.
    Für denselben Abend, kurz bevor sie erneut zur abendlichen Besuchszeit ins Hospiz fahren würde, hatte sich bereits ein Interessent angesagt … der mögliche Untermieter, den sie nicht wollte. Ein Mann, wobei diese Tatsache für Geraldine eigentlich keinen Unterschied machte. Sie hatte lange genug in London gelebt, um zu wissen, dass Männer und Frauen gemeinsam unter einem Dach wohnen konnten, ohne dass auch nur die Andeutung einer sexuellen Beziehung zwischen ihnen entstehen musste. Nein, es war nicht das Geschlecht ihres möglichen Untermieters, das sie von vornherein gegen ihn einnahm, sondern allein die Notwendigkeit, überhaupt einen Untermieter bei sich aufnehmen zu müssen.
    Die Turmuhr der nahe gelegenen Kirche schlug zur vollen Stunde und schreckte Geraldine aus ihren Gedanken. Rasch eilte sie weiter und prallte mit voller Wucht mit einem
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