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Wenn die Liebe dich findet

Wenn die Liebe dich findet

Titel: Wenn die Liebe dich findet
Autoren: Johanna Lindsey
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warum Rue heute so plötzlich aufgebrochen ist«, sagte sie mit wissendem Lächeln. Sie konnte sich schon vorstellen, wie das Gespräch zwischen verärgertem Onkel und gerüffeltem Neffen abgelaufen war. »Meinst du also, er bringt Becky zurück nach London?«
    »Das könnte gut sein.«
    »Schon bald, hoffentlich? Vielleicht sogar heute?«
    »Das bezweifle ich.«
    Amanda seufzte.
    Preston gab ihr einen Stupser unter das Kinn. »Was ist los?«
    »Ich hatte mich schon gefreut, heute mit Becky als meiner Anstandsdame auszugehen. Jetzt muss ich doch mit Avery vorliebnehmen.«
    Preston runzelte die Stirn. »Ist Becky nicht etwas zu jung für …?«
    »Nein, nein«, unterbrach Amanda ihn hastig, »sie ist doch verheiratet. Und du weißt, dass es deshalb durchaus akzeptabel ist.«
    Prestons nachdenklicher Blick machte sie verlegen. Er war ein großer Mann, breitschultrig und kräftig. Sie und ihr Bruder Rafe hatten ihr blondes Haar und die blauen Augen von ihm geerbt. Preston war an den Schläfen allerdings schon etwas ergraut, was ihn äußerst ärgerlich machte. Aber er geriet nur selten aus der Fassung – im Gegenteil: Er konnte auf Freund und Feind einen solch beruhigenden Einfluss ausüben, dass es ziemlich schwierig war, sich in seiner Gegenwart aufzuregen. Er stritt nicht für seine Ansichten, sondern trug sie in vernünftigem Ton vor, und wenn sich einmal herausstellte, dass er sich irrte, lachte er nur und nahm es an. Es gab nur eine einzige Ausnahme, und zwar, wie er mit seinen Geschwistern umging. Wenn es um seine Schwestern ging, so genoss er geradezu, sie aufzuziehen, und war ein rechter Quälgeist. Ihr eigener Bruder hatte auch das von ihm geerbt, sehr zu ihrem Verdruss.
    Noch bevor ihr Vater ihr verbieten konnte, auf Rebecca als Anstandsdame zurückzugreifen, nur weil sie ein paar Jahre jünger war, fragte Amanda: »Wusstest du, dass Rebecca eine Ehrendame der Königin war, bevor sie Rue geheiratet hat? Dort im Palast lernte ich sie auch kennen. Da sie am Königshof gedient hat, ist sie peinlichst auf Etikette bedacht, mehr als alle anderen, die ich kenne.«
    »Nein, das wusste ich nicht. Aber deine Tante Julie ist immer noch die beste …«
    »Sie geht nicht gern auf Partys. Sie macht es natürlich, aber du weißt doch, wie sie ist, wenn ihr etwas nicht gefällt«, murmelte Amanda.
    Preston räusperte sich. »Es wäre besser gewesen, sie hätte wieder geheiratet, statt sich als ewige Nörglern zu üben.«
    »Dasselbe sagt sie über dich«, entfuhr es Amanda. Dann stotterte sie: »Also, natürlich nicht den Teil mit der Nörglerin.«
    War das etwa ein Anflug von Rot auf den Wangen ihres Vaters? Sicherlich nicht. Schließlich wusste die Familie durchaus, warum er sich nach dem Tod seiner Frau dafür entschieden hatte, allein zu bleiben. Er hatte sie zu sehr geliebt. Er versuchte, diese Liebe zu ehren und nicht durch etwas Neues zu ersetzen. Amanda und Rafe vermuteten, dass ihr Vater nicht von einer zweiten Gattin enttäuscht werden wollte, nachdem er mit seiner ersten so glücklich gewesen war. Und sie konnten auch kaum widersprechen, denn auch sie wollten nicht, dass ihre Mutter ersetzt würde. Aber sie wünschten sich, dass ihr Vater glücklich war. Wenn er also jemanden finden würde, der ihn glücklich machte, hätten sie nichts dagegen einzuwenden. Er hingegen suchte überhaupt nicht. Er kannte bereits alle ungebundenen Damen zu Hause auf dem Land und interessierte sich für keine von ihnen, und nach London, wo er vielleicht jemand Neues kennenlernen könnte, kam er nur selten.
    Aber jetzt war er hier. Sie fragte sich …
    »Übrigens, ich habe Avery nach Hause geschickt«, eröffnete Preston ihr sachlich. »Heute werde ich deine Begleitung sein, meine Liebe. Ich will mich mit eigenen Augen vom Angebot überzeugen und verstehen, was es dir so schwer macht, dich zu entscheiden.«
    Auch wenn es schwer war, ein begeistertes Quietschen und ein ärgerliches Stöhnen in einem Atemzug unterzubringen, gelang es Amanda ganz gut.

Kapitel 2
    Z wei Partys an einem Abend, ist das heutzutage normal?«, fragte Preston neugierig.
    Raphael sah seinen Vater an und lachte. »Seid ihr deshalb so spät dran, Mandy und du? Wart ihr vorher noch auf einer anderen Party?«
    Preston schnitt eine Grimasse. »Ja, deine Schwester behauptet, sie könne keine von beiden verpassen. Die andere Party war bei einer alten Schulfreundin ein paar Häuser weiter. Wobei man es kaum eine Party nennen konnte, bei so wenigen Leuten.«
    Raphael
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