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Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Autoren: Rhyannon Byrd
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war noch nie einem begegnet. Harte, kantige Gesichtszüge. Tiefschwarzes Haar, dicht, gesund und vom Wind zerzaust. Und diese Augen, vom abgrundtiefen Blau des Ozeans. Sie attraktiv zu nennen, wäre der blanke Hohn. In ihnen loderte ein Feuer. Eine gefährliche Intensität, die sie innerlich erschauern ließ. Ihr den Atem raubte. Als ob die Luft um sie herum ein Eigenleben hätte, knisternd vor Elektrizität.
    Das ist alles hundsmiserabel, Molly. Krieg dich endlich in den Griff.
    „Ich kann Ihnen keinen Beweis vorlegen, Ian“, sagte sie, und die Verzweiflung in ihren Worten war für sie selbst kaum zu ertragen. „Aber wenn Sie mich nicht anhören und mir nicht helfen wollen, dann wird jemand sterben. Und zwar jemand, der Ihnen sehr am Herzen liegt.“
    „Ich habe keine Ahnung, was Sie hier abziehen, aber es wird nicht funktionieren. Jeder, der mich kennt, wird Ihnen sagen, dass es keinen Menschen gibt, der mich auch nur einen Scheiß kümmert. Kein Mensch, außer mir selbst.“
    „Das glaube ich Ihnen nicht“, widersprach sie. „Nicht nach alldem, was mir Ihre Mutter über Sie erzählt hat.“
    Er lächelte kühl. Offensichtlich glaubte er kein Wort von dem, was sie sagte. „Wenn Sie einen Trottel für irgendein fruchtloses Unterfangen suchen, versuchen Sie’s bei einem anderen Spinner, aber lassen mich damit in Ruhe. Schauen Sie doch mal bei unserem hiesigen Sheriff vorbei. Ich kann Ihnen garantieren, dass der bei Ihrem Anblick aus den Latschen kippt, Schätzchen. Sie sind genau der Typ, auf den der heilige Riley fliegt. Er wird ganz begeistert sein, Ihnen dabei zu helfen, die Welt zu retten.“
    „Verflucht noch mal, hier geht es nicht um …“
    Als er an ihr vorbeigehen wollte, griff sie nach seinem Arm, merkte aber sofort, dass das ein Fehler war. Er blickte zu ihr herab, das wütende Blau seiner Augen, so feindselig und gewalttätig und seltsam erregend, schien sie zu durchdringen.
    Die Worte sprudelten aus ihrem Mund, ohne dass ihr Gehirn beteiligt war. „Sie sagte, wenn die Finsternis ruft …“
    Ian verkrampfte sich so plötzlich, dass ihr die Stimme versagte. Aber sie wusste, sie hatte einen Nerv getroffen. Seine Muskeln unter ihrer Hand waren heiß und stahlhart – der Bizeps starr vor Wut … und vor etwas, für das sie keine Worte hatte. Tief durchatmend, wiederholte Molly die Worte, die Elaina ihr aufgetragen hatte. „Ihre Mutter sagte, wenn die Finsternis ruft, dann werden Sie Bescheid wissen. Dann werden Sie herausfinden …“
    „Nein.“ Seine Lippen bewegte sich fast nicht, als er die Wörter hervorstieß. „Unter keinen Umständen.“
    In stummem Flehen starrte Molly zu ihm auf und versuchte, sich nicht in diesen fiebernden blauen Augen zu verlieren. „Sie möchte, dass ich es Ihnen erkläre, Ian. Ich soll Ihnen all das erklären, was sie Ihnen damals hätte erzählen sollen. Die Warnungen, die sie Ihnen hätte geben müssen, bevor Sie von zu Hause weggingen. Ich bitte Sie, hören Sie mir doch einfach nur zu!“
    „Sie finden ja sicher Ihren Weg zurück“, knurrte er und riss sich mit geradezu lächerlicher Leichtigkeit von ihr los. „Und lassen Sie mich verdammt noch mal in Ruhe.“
    Eine Sekunde später knallte er schon die Tür seines Kleinlasters zu, jagte den Motor hoch und ließ sie einfach in der Staubwolke stehen, die die Reifen aufwirbelten.
    Als er einen letzten Blick in den Rückspiegel warf, stand sie immer noch reglos da, ganz allein … Molly sah einfach nur zu, wie er versuchte, vor etwas zu flüchten, dem er doch nicht ausweichen konnte. Das wusste sie genau.
    Denn es war eine der elementaren Wahrheiten des Universums. Auf jeden Tag würde eine Nacht folgen. Auf jeden Frühling ein Sommer. Immer würde jedes Leben mit dem Tod enden. Und so sehr man es auch versucht, man kann niemals vor etwas davonlaufen, das bereits Teil von einem ist. Diese Lektion hatte sie selbst unter Qualen lernen müssen.
    Ob er ihr nun glaubte oder nicht … sie anhörte oder nicht … eins wusste Molly mit absoluter, unwiderlegbarer Sicherheit: Ian Buchanan war schließlich von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt worden.

2. KAPITEL
    Zur Mitternachtsstunde
    Kendra Wilcox’ Mutter hatte sie immer davor gewarnt, sich mit fremden Männern einzulassen. Besonders mit attraktiven Männern. Zu schön, um wahr zu sein. Aber dieser Fremde, den sie in der Bar getroffen hatte, der war nun mal die beste Gelegenheit, endlich über Ian Buchanan hinwegzukommen, und zwar ein für alle Mal. Den
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