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Wenn alle Schranken fallen

Wenn alle Schranken fallen

Titel: Wenn alle Schranken fallen
Autoren: B Barton
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war Mollys Kummer. Auch wenn Macie nie eine besonders gute Mutter gewesen war, auf ihre Art hatte sie ihre Tochter geliebt.
    “Vermutlich haben Sie recht.” Lydia fuhr zusammen, als der Kellner ihren Eistee auf den Tisch stellte.
    Ihre Anspannung entging Gordon nicht. War sie so nervös, weil sie mit ihm zusammen war, oder weil sie sich hier in einer fremden Umgebung befand? Oder war sie einfach mit den Nerven fertig durch die Tortur, die sie in den letzten beiden Monaten durchgestanden hatte? Vermutlich eine Kombination von allem. “Meine Ehe ist schon vor Jahren zerbrochen, trotzdem war Macies Tod nicht leicht für mich. Obwohl ich sie nicht mehr liebte, habe ich dennoch um sie getrauert.” Lydia schien verblüfft von seiner brutalen Ehrlichkeit. “Sie war die Mutter meines Kindes”, versuchte er zu erklären.
    Sie nickte und griff nach dem Teeglas. Ihre Hand zitterte leicht. “Ich wusste nicht, dass Tyler … dass er … mir untreu war.”
    “Sie haben es nicht einmal vermutet?”
    “Ich wagte es nicht.”
    Lydias Ehe war alles andere als perfekt gewesen. Während des letzten Jahres hatte sie sogar ernsthaft an ihrem Fortbestehen gezweifelt. Warum fiel es ihr dann so schwer, die Tatsache zu akzeptieren, dass ihr Leben als Tylers Ehefrau vorüber war? Vier Jahre war sie die perfekte Lebensgefährtin eines Mannes gewesen, der eines Tages Gouverneur von Mississippi werden wollte. Als sie Birmingham als Tylers Braut verließ, gab sie zugleich ihre vielversprechende Karriere als Innenarchitektin auf. Stattdessen machte sie sich als freiwillige Helferin im Krankenhaus, als Mitglied der örtlichen Schulbehörde, Vorsitzende eines kirchlichen Wohltätigkeitsvereins sowie als Funktionärin unzähliger Vereine und gemeinnütziger Einrichtungen nützlich.
    In dem Bemühen, ihr Leben wie das ihrer Mutter auszurichten, investierte Lydia vier Jahre und ihre gesamte Energie in ihr Leben als Politikergattin.
    Gordon nippte an seinem kühlen Bier und beobachtete die Frau, die vor ihm saß. Er sehnte sich danach, sie in den Arm zu nehmen und ihr etwas Tröstliches zu sagen. Zum Beispiel, dass Macie die Schuld an dem trug, was zwischen ihr und Tyler Reid geschehen war. Aber es wäre nicht fair gewesen, schlecht über eine Frau zu reden, die sich nicht mehr verteidigen konnte.
    Lydia schlug die Beine übereinander und faltete die Hände im Schoß. Ordentlich und mit geradem Rücken saß sie da, so wie sie es gelernt hatte. “Der Verlust der Mutter muss schrecklich für Ihre kleine Tochter sein.”
    “Sie ist hart im Nehmen, genau wie ihr alter Herr, aber ja, es ist schwer für Molly.”
    “Ich … es tut mir leid.”
    “Obwohl Macie keine gute Mutter gewesen ist, hat Molly sie geliebt. Macie wollte eigentlich kein Kind. Sie hat Molly nur bekommen, damit ich sie nicht rauswerfe.” Klinge ich wie ein herzloses Ungeheuer, weil ich die Wahrheit zugebe? überlegte Gordon.
    “Aber sie muss ihr eigenes Kind doch geliebt haben.”
    “Sehen Sie, so gut wie jeder hier in der Gegend weiß, dass Macie und ich nicht mehr als Mann und Frau zusammengelebt haben, seit Molly ein Baby war … seit fast sechs Jahren.”
    “Warum haben Sie sich nicht scheiden lassen?”
    “Ich wollte nicht das Risiko eingehen, Molly zu verlieren oder Macie einen Teil meiner Farm abzutreten. Sie gehört unserer Familie schon seit vier Generationen.”
    “Also haben Sie und Ihre Frau ihr eigenes Leben gelebt?”
    “Sobald ich herausfand, dass Macie sich herumtrieb, gingen wir getrennte Wege. Ich bin nicht der Mann, der seine Frau teilen will. Nie wieder werde ich mich in so eine Situation bringen lassen, das versichere ich Ihnen.”
    Lydia biss sich auf die Unterlippe. “Wussten Sie von Tyler und Macie?”
    Gordon beobachtete die Bewegungen ihrer kleinen rosigen Zungenspitze. Er wollte ihre Zunge in seinem Mund spüren, ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss verschließen und herausfinden, welches Feuer unter Lydias kühlem Äußeren verborgen lag. Er musste verrückt sein! “Ja, ich wusste davon. So wie viele andere Leute auch.”
    “Und es störte Sie nicht?” In Lydias haselnussbraunen Augen tanzten Flecken.
    “Schon vor Jahren habe ich aufgehört, mich dafür zu interessieren, was Macie tat.” Er beugte sich leicht vor und legte die Hände auf den Tisch. “Lange bevor sie etwas mit Ihrem Mann anfing, hatte sie meinem Stolz schon den letzten Schlag versetzt.”
    Ein Stöhnen entfuhr Lydia, und der qualvolle Laut schien sie ebenso zu
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