Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
Hand um den kleinen Lederbeutel an ihrem Gürtel, wie häufig, wenn sie etwas verwirrte oder beunruhigte. Silver Bears rätselhaftes Abschiedsgeschenk. Rosenquarz, Adlerfeder und eine kleine hölzerne Wolfsfigur. Sie war seinem Rat gefolgt, den Beutel mit den drei „heiligen“ Gegenständen immer bei sich zu tragen, und es ließ sich nicht leugnen, daß ihr das guttat. Vermutlich einfach nur deshalb, weil es sie an das sympathische, liebenswerte Wesen des alten Indianers erinnerte, an ihre Freundschaft.
    Ach, Silver Bear, dachte sie, bestimmt würdest du mir jetzt sagen, daß dieses sonderbare Verhalten der Wölfe vorhin eine tiefere Bedeutung habe. Und daß ich in den nächsten Tagen ganz besonders auf Botschaften achten solle, die mir in meinen Träumen geschickt werden. So ähnlich würdest du dich wohl ausdrücken. Sie schüttelte den Kopf, nahm mit einem Seufzer die Schubkarre und ging unter den hohen, alten Bäumen zum Wirtschaftsgebäude zurück.
    Der Mann, der mit Chris Adrian gesprochen hatte, eilte über den Parkplatz des Wildparks zu einem silbernen 5er-BMW mit Kölner Kennzeichen. Er stieg ein, fuhr ein Stück von dem belebten Parkplatz weg, ehe er am Straßenrand wieder anhielt, die Seitenscheibe herunterließ, sein Handy nahm und eine Nummer eintippte. Während das Freizeichen ertönte, trommelten die Finger seiner freien Hand unruhig auf das Lenkrad.
    „Mist!“ stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als nach längerem Klingeln niemand abhob. Er wählte eine andere Nummer. Nach kurzer Zeit meldete sich eine spröde Frauenstimme, die ihn nach seinem Namen fragte.
    „Oberleutnant Lansky. Ich muß Dr. Roloff sprechen. Dringend.“
    „Ich weiß nicht, ob… eine Minute!“
    Der Mann stöhnte und verdrehte die Augen.
Er atmete auf, als nach einer ziemlich langen Minute eine Männerstimme sagte: „Ja. Roloff hier. Was gibt es, Lansky? Wieso wenden Sie sich nicht an Kettler?“
    „Der ist momentan nicht erreichbar.“
    „Verstehe. Gut. Was gibt es?“ Die Stimme klang sehr kühl. „Gablenz hat sich eben am Wolfsgehege sehr sonderbar und auffällig benommen. Er schien, nun ja, sich nicht unter Kontrolle zu haben. Die Reaktion der Wölfe war…“, er räusperte sich, „erstaunlich. Die Zoologin, die das Rudel betreut, hat mir versichert, daß die Tiere sich noch nie so benommen haben.“
    „Sie haben mit der Zoologin gesprochen?“ Die Stimme klang jetzt schneidend. „Sie kennen doch Ihre Anweisungen, oder nicht? Beobachten. Dabei unsichtbar bleiben. Nicht eingreifen. Mit niemandem reden! Ich hoffe, Gablenz hat Sie nicht bemerkt. Wenn er mitbekommt, daß wir ihn heimlich beobachten, könnte er das als Vertrauensbruch auffassen.“
    „Nein, keine Sorge“, erwiderte der Mann im silbernen BMW und räusperte sich erneut. „Ich habe in der hintersten Reihe gesessen. Er hat mich bestimmt nicht gesehen. Was sollen wir jetzt machen? Ich meine, wenn Gablenz sich weiter so auffällig verhält?“
    „Beobachten, Lansky! Nur beobachten, und genau über alles berichten. Verstanden?“
    „Ja. Selbstverständlich, Dr. Roloff.“ Der Mann im BMW fluchte leise, klappte das Handy zu und steckte es in die Brusttasche seines Hemdes. Dann ließ er den Motor an. Die großen, breiten Räder des BMW rollten knirschend über den Splitt am Straßenrand, ehe er rasch beschleunigte und davonfuhr.

    Erst mitten in Buchfeld bemerkte Gablenz, daß er viel zu schnell war, trat auf die Bremse und bog Richtung Trier ab. Seine verkrampft das Lenkrad des Mercedes umklammernden Hände waren schweißnaß. Er hatte völlig die Kontrolle über sich verloren und begriff einfach nicht, wie das überhaupt möglich war. Geschah mit ihm das gleiche wie mit Scholl? Das konnte nicht sein!
    In dem Maße, in dem meine Intelligenz und meine Sinnesleistungen durch das Megatonin gesteigert werden, müßte meine Selbstkontrolle zunehmen, dachte Gablenz. Ich müßte mich selbst und meine Umgebung immer besser unter Kontrolle haben. Der rationale Verstand ist die größte, stärkste und effektivste Kraft. Er ist es, der den menschlichen Fortschritt vorantreibt. Megatonin müßte mich befähigen, mich völlig über Emotionen und Instinkte zu erheben.
    Doch schon auf der Herfahrt hatten die Emotionen der primitiven Organismen, die er an der Autobahnbaustelle aufgefangen hatte, bei ihm eine überraschend heftige Streßreaktion ausgelöst. Er erinnerte sich, wieviel Anstrengung es ihn gekostet hatte, die Fassung wiederzugewinnen.
    Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher