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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch
Autoren: Mara Andeck
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Po, aber das find ich sogar gut, denn so habe ich an dieser Stelle wenigstens eine Andeutung von Kurve. Wenn die nicht wäre, könnte ich zu Fasching als Zahnstocher gehen.
    Haare: Blond und fast bis zum Po. Immerhin etwas!
    Augen: Dunkelbraun. Ganz in Ordnung. Ich mag meine Augen.
    Zähne: Ein perfektes Gebiss! Wäre ich ein Pferd, würde das meinen Preis in die Höhe treiben. Weil ich ein Mensch bin, erspart es meinen Eltern die Kosten einer Zahnspange.
    Lippen: Ja, es fällt mir gerade erst auf, aber die sind nicht richtig rot und nicht wirklich sexy. Es sind ganz normale Lippen. Da könnte man noch was tun.
    Abenteuer-Ausstrahlung: Null. Ich bin kein fleischgewordener Traum aller Jungs, ich bin der fleischgewordene Traum aller Schwiegermütter. Nett. Wohlerzogen. Ordentlich. Gute Noten. Und sooo vernünftig.
    Das muss aufhören! Das wird aufhören!
    Ab morgen wird alles anders!
    0.20 Uhr Gähn. Ich glaub … Waaah! Mama!
    Brüllt! Spät! Bett! Morgen! Schule!
    Grrr. Zurückgebrüllt! Ich! Bin! 16! Und gehe! Ins Bett! Wann! Ich! Will!!!!!!!!!!!
    0.27 Uhr Vielleicht sollte ich doch langsam mal schlafen.
    Neiiiiin! Kreisch! Ich hab die Bio-Arbeit vergessen. Da schimpfe ich die ganze Zeit, dass alle lernen, und komm vor lauter Geburtstag überhaupt nicht auf die Idee, dass ich das ja auch mal tun könnte.
    Na, macht nichts, dann lese ich mir eben jetzt noch schnell das Heft durch. Das schaff ich!
    0.35 Uhr Au weia. Da ist kein Heft. Liegt wohl noch im Bio-Saal. Dieses Lebensjahr fängt ja richtig gut an.

Betreff: Fischsocke
    Datum: 22.05., 00:37 Uhr
    Von: Tom Barker
    An: Felix von Winning
    Klar, du Vollhorst, ich vermiss dich. Und nicht nur ich verzehre mich nach dir. Die ganze Klasse hat Sehnsucht. Wie sollen wir ohne deine blöden Witze und den fischigen Geruch deiner Socken weiterleben? Mehr als vegetieren ist da nicht drin.
    Dass die in deiner Reha-Klinik das jetzt Tag und Nacht haben, während wir fünf Wochen darauf verzichten müssen, ist grausam und ungerecht.
    Wie ist deine Kur? Geht’s dir besser? Bist du die Krücken schon los? Und hast du eine Knetmaus, die dir mit sanften Massagen alle Verspannungen lockert?
    Halt dich ran und lern wieder laufen! Und beleg am besten gleich auch einen Kurs »Straßenverkehr für Anfänger«. So was wie deinen Unfall will ich echt nie wieder erleben. Klar, du hattest Vorfahrt. Aber warum auf seinem Recht bestehen, wenn man nur ein Fahrrad hat und der andere einen Zwölftonner, du Pfosten?
    Nee, wir haben Lilia heute nicht gefeiert. Ging nicht, ihre Eltern haben es nicht erlaubt. Ihr Bruder hat ja morgen Physik-Abi, da kann man natürlich vorher keine Orgie im Haus feiern. Wir hatten gehofft, dass sie ins Kino kommt, denn im Odeon lief ja heute dieser Konrad-Lorenz-Film, den Herr Welter uns als Vorbereitung für die Bio-Arbeit empfohlen hatte. Und wir wollten vorher für sie singen. Eine Tüte Popcorn miteiner Kerze drin hatten wir auch. Aber Lilia war nicht da, also haben wir es selbst gefuttert.
    Vermutlich war es gut so, Lilia hätte das gehasst. Ich glaube, sie ist nicht der Typ für Überraschungen.
    Muss jetzt ins Nest, sonst bin ich morgen nicht fit für Bio.
    Du mich auch!
    Tom

Montag, 23. Mai
    Aufgabe 5: Beschreibe den Verlauf von Instinkthandlungen. (5 Punkte)
    Aufgabe 6: Erkläre Instinkthandlungen mit Hilfe des psychohydraulischen Modells von Konrad Lorenz. (5 Punkte)
    Aufgabe 7: Handelt es sich beim Balztanz der Gackeltrappe um eine Instinkthandlung? Begründe deine Antwort. (1 Punkt)
    7.50 Uhr Ich fasse es nicht! Dass mir das passieren muss, ausgerechnet in meinem Lieblingsfach!!!
    Es ist ganz still im Klassenzimmer, man hört nur das Kratzen von Stiften auf Papier. Alle feilen an wohlformulierten Sätzen über die psychohydraulische Instinkttheorie von Konrad Lorenz. Alle außer mir. Ich schreibe zwar auch, aber ich kritzele nur irgendetwas auf diesen Zettel, um nicht aufzufallen. Herr Welter soll ja keinen Verdacht schöpfen. Er schleicht gerade mit Luchsaugen um die Tische, späht auf unsere Aufschriebe und versucht, Spickzettel-Benutzer und Abschreiber zu ertappen.
    Tatsächlich, es klappt, ich wirke sooo fleißig und wissend, dass er mich schon zweimal wohlwollend angelächelt hat. Ich schäme mich etwas, weil ich ihn hintergehe, aber ich werde Buße tun. Jawohl, ich schwöre es, ich werde den Zettel später inmein Tagebuch einkleben, um diesen Moment der Schmach zu meiner ewigen Schande festzuhalten.
    8.00 Uhr Ich
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