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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wunderbare Aufnahme gäbe das … aber wer dachte jetzt noch ans Fotografieren? Nicht weit von ihnen trottete eine Löwenfamilie durch das harte Gras, ein Männchen mit gewaltiger Mähne, umgeben von sechs Löwinnen. Sie beachteten den hüpfenden und röhrenden Landrover nicht.
    »Dä hät et jut«, sagte Peter Löhres. »Sechs Frauen! Löwe müßte man sein.«
    »An was anderes denken Sie wohl nie?« Stricker wischte Philipps das verzerrte Gesicht ab. Veronika Ruppl half ihm dabei. Sie legte dem Kranken ein nasses Tuch über die nackten Beine.
    »Ein altes Hausmittel.« Sie lächelte Stricker wie um Verzeihung bittend zu. »Soll das Fieber herausziehen.«
    »Bei diesem Malariaanfall hilft es so wenig wie beten.«
    Sie fielen plötzlich alle durcheinander, suchten irgendwo im Wagen einen festen Halt und stießen sich gegenseitig blaue Flecken. Toyo Mibubu hatte scharf gebremst. Er blickte sich mit einem breiten, besoffenen Grinsen um und sagte mit heller Stimme auf Englisch: »Stop! Rast! Abend da! Zelt aufbauen!« Dann zog er den Zündschlüssel ab, hing ihn wie ein Amulett an einer Schnur um den Hals und stieg aus dem Wagen.
    Stricker wollte ihn festhalten, aber Mibubu war schneller und ließ sich auf den Boden rollen.
    »Wir müssen zu einer Station!« schrie Stricker. »Wir müssen weiter, Mibubu! Mr. Philipps verreckt! Verstehst du? Verreckt!«
    »Abend!« Mibubu zeigte in den jetzt dunkel werdenden Himmel. »Lager machen. Aus!« Er schwankte nach rückwärts, öffnete die Ladetür und zog Decken und Zeltplanen aus dem Wagen. Dabei rutschte ihm auch Philipps entgegen, ehe Stricker oder Veronika ihn festhalten konnten. Mibubu ließ Philipps einfach auf die Erde fallen und schwankte dann zu einer Schirmakazie, die Zeltplane hinter sich herziehend.
    »Hier Lager!« brüllte er. »Hier gutes Lager! Ich fahre nicht mehr in der Nacht.«
    »Sehen Sie …«, sagte Heimbach. »Es stimmt, ich habe es mal gelesen.«
    »Und ich habe es oft erlebt!« Doktor Stricker kletterte aus dem Landrover. »Aber das lasse ich mir nicht gefallen! Ich werde den Wagen weiterfahren.«
    »Ohne Mibubu? Wollen Sie ihn allein zurücklassen?«
    »Soll Philipps sterben?«
    Es stand Mensch gegen Mensch, Hoffnung gegen Gewalt. Vier Menschen sahen sich an und wußten keine Entscheidung. »Gut!« sagte Stricker heiser vor innerer Erregung. »Übernachten wir hier. Aber ich stelle fest: Ich wollte weiter! Ich spreche es klar aus. Mr. Philipps befindet sich in akuter Lebensgefahr. Er hat einundvierzigvier Fieber. Ich habe es vorhin gemessen. Wenn etwas geschieht … ich habe das Schlimmste verhindern wollen.«
    »Haue mer da Kääl doch vor die Rübe!« sagte Löhres. Er sah hinüber zu Mibubu, der die Zeltplane entfaltete und sich dann lallend auf den Deckenstapel legte.
    »Wir sollten erst das Zelt aufbauen.« Veronika Ruppl zeigte in den Himmel. »Uns bleibt nur noch wenig Licht.« Der Aufbau der beiden Zelte – eines für die Männer, eins für Veronika – dauerte über eine Stunde. Man war darin nicht geübt. Das waren Arbeiten, die sonst Philipps und Mibubu ausführten. Aber dann stand das Lager. Veronika kochte auf einem Butangasherd eine Suppe aus Gemüsekonserven und Fleisch, Peter Löhres kümmerte sich um die Beleuchtung des Lagers mit den Batterielampen und den Gasbrennern. Heimbach saß bedrückt neben Philipps und sah dem Doktor zu, der mühsam versuchte, dem Fiebernden Wasser mit aufgelösten Tabletten einzuflößen.
    »Ich habe noch nie einen Menschen sterben sehen«, sagte Heimbach stockend. »Muß er sterben? Hab' diese Reise nie machen wollen … aber im Gesangverein, da sind sie so … haben gewettet, daß ich zu feig sei, allein nach Afrika zu fahren. Hab's ihnen zeigen wollen. Und nun das! Muß er wirklich …?«
    »Wenn er die Nacht übersteht, hat er eine Chance.« Stricker ließ Philipps' Kopf zurück auf die zusammengefaltete Decke sinken. »Ab morgen früh übernehme ich hier das Kommando. Dann ist Mibubu wohl auch wieder nüchtern. Was ich dem sagen werde, hat er noch nicht gehört!«
    Später saßen sie um den Gasherd und den dampfenden Topf, aßen bedrückt die Suppe und lauschten auf die vielstimmigen Laute der nächtlichen Steppe. Irgendwo in der Nähe heulten Hyänen, dann hörte man ein Fauchen. Hufgetrampel ließ den Boden leicht erzittern, und Schwärme von dicken Mücken umsurrten die Zelte.
    Mibubu lag unter einem Baum, an den Stamm gelehnt, und schnarchte laut. Die Mücken ließen ihn in Ruhe – vielleicht
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