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Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
Autoren: Mark Brandis
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geschah. Die Brücke war, als er dort eintraf, bereits vollständig besetzt.
    Major Degenhardt wandte den Kopf.
    »Ach, Mr. Seebeck, das wird Sie interessieren … Wir haben einen Radarkontakt.«
    Der Zeigefinger des Kommandanten wies auf einen winzigen Punkt am linken Bildrand des Monitors. Ein winziger glühender Punkt, kaum größer als der Kopf einer Stecknadel, Tausende von Meilen weit entfernt, ein Staubkorn in der Unendlichkeit … Seebeck mußte sich dazu zwingen, daran zu glauben, daß diese zitternde Winzigkeit ein anderes Schiff war.
    Der Lichtpunkt flackerte; in unregelmäßigen Abständen erlosch er ganz. Über den Monitor liefen wie Wellen des Meeres weißliche Schleier.
    Seebeck nutzte die aufgeschlossene Stimmung des Kommandanten.
    »Haben Sie das fremde Schiff bereits identifiziert, Major?«
    »Wir sind dabei«, erwiderte Major Degenhardt. »Vorausgesetzt, es antwortet. Für eine Identifizierung auf Sicht ist es noch zu weit weg.«
    Seebeck starrte auf den glimmenden Stecknadelkopf und strapazierte seine Phantasie – doch das Bild eines Schiffes als einer Heimstatt für andere Menschen wollte ihm nicht gelingen.
    Ein Lautsprecher knackte; Leutnant Demnitz sagte: »FK – Brücke. Sir, der Kontakt gibt keine Antwort.«
    »Roger, FK. Geben Sie’s auf. Wir werden versuchen, ihm auf den Pelz zu rücken.«
    Seebeck hörte und spürte das Anspringen der Triebwerke. Die Automatik wurde abgeschaltet; Captain Tuomi zog das Handruder an sich heran. Die Aufgeschlossenheit des Kommandanten hielt an.
    »Ein Schiff, das keine Antwort gibt, Mr. Seebeck, hat fast immer etwas zu verbergen. Befänden wir uns jetzt in der Nähe der vielbeflogenen Schiffahrtswege, würde ich sagen: das ist ein Pirat. Aber was soll ein Pirat auf diesem gottverlassenen Jupiter-Kurs?«
    Seebeck verspürte etwas wie Erregung.
    »Und Ihre Schlußfolgerung, Major?«
    Major Degenhardt studierte die Anzeigen.
    »Ein VOR-Späher«, erwiderte er. »Ein Kundschafter, der seine Nase ein bißchen weit vorgestreckt hat. Nun, wir werden ihm das Schnüffeln schon verleiden.«
    Der Kurs war eingesteuert, die Invictus beschleunigte. Die Jagd war eröffnet.
    Eine knappe Viertelstunde später war alles entschieden. Die huschenden Schleier auf dem Monitor wurden dichter und verwandelten sich in ein Schneegestöber, der Lichtpunkt erlosch vollends – wie eine Kerze, die ausgeblasen wird vom Sturm –, und gleich darauf meldete sich im Lautsprecher die Stimme von Lieutenant Koslowski.
    »RC – Brücke. Sir, wir haben den Kontakt verloren. Dieser verdammte Sonnensturm macht uns blind.«
    Der Tag verging mit dem vergeblichen Versuch, den Kontakt wieder herzustellen. Der Sonnensturm machte alle Anstrengungen zunichte.
    Seebeck, der noch nie einen Sonnensturm erlebt hatte, verbrachte Stunden zwischen Bangen und staunender Bewunderung. Der Sonnenball schien zu explodieren. Der ganze Raum befand sich in Unruhe: gleichsam durchzuckt von schweren Gewittern, die sich in allen Farben des Spektrums entluden.
    Gegen Abend sah sich Major Degenhardt gezwungen, die lnvictus vorübergehend auf Venus-Kurs zu legen, um sie aus dem Zentrum des Orkans zu ziehen. Zum ersten Mal seit Beginn der Reise wirkte der Kommandant nervös; er jagte Lieutenant Jackson, den Chief, los, um in den exponierten Teilen des Schiffes die Strahlung zu messen.
     
    In den nachfolgenden Tagen geriet die lnvictus von einem Sonnensturm in den anderen. Selbst Lieutenant Stroganow, der Vielbeflogene, gab zu, daß er eine solche Häufung von Sonnenstürmen in gleicher Heftigkeit noch nicht erlebt hatte.
    Eines Abends – Seebeck war gerade im Begriff, einige Notizen zu ordnen – klopfte es kurz gegen die Kammertür. Major Degenhardt trat ein. Er brachte eine angebrochene Kognakflasche und zwei Gläser. Seebeck bezwang seine Verwirrung.
    Der Kommandant war in leutseliger Stimmung.
    »Erstaunt, daß ich Sie besuche, Mr. Seebeck? Nun, ich gebe zu – ich bin nicht immer der Freundlichste gewesen. Inzwischen, denke ich, haben wir uns aneinander gewöhnt, auch an unsere kleinen menschlichen Unzulänglichkeiten. Ich hoffe, Sie tragen mir meine Rauhbeinigkeit nicht nach.«
    Sie saßen auf der unteren Koje, Seite an Seite – die Flasche war auf dem Fußboden abgestellt – und unterhielten sich.
    Major Degenhardt schien für klare Verhältnisse zu sein.
    »Übrigens, Mr. Seebeck – mir ist da einiges zu Ohren gekommen – wie Sie über mich denken.«
    Seebeck schwieg und wartete ab.
    Major Degenhardt
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