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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
Autoren: Mark Brandis
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Das Oktogon der Trabant-Reihe war unverkennbar, ein festungsähnliches Achteck aus spiegelndem Pyronit, gespickt mit den gähnenden Schächten einer computergesteuerten Artillerie auf der Basis von konzentriertem Sonnenlicht, der wohl wirkungsvollsten Raumwaffe dieser Epoche. Sowohl für die Techniker der EAAU als auch für jene der Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) blieb es lange Zeit ein unerfüllbarer Wunschtraum, dieses zerstörungsträchtige System auf ein für den Einbau in schnellfliegende Schiffe geeignetes Maß zu reduzieren.
    Die Festung machte einen abschreckenden, bedrohlichen Eindruck. So wie sie sich dem ersten, flüchtigen Blick präsentierte, erschien sie als das Sinnbild des Uneinnehmbaren. In Wirklichkeit war sie längst gestürmt.
    Ich diktierte meinen Bericht in das Bordbuch: 
    » An Bord GR Medusa . Sonntag, den 1 7. Juli 2078. 13.18 Uhr Metropoliszeit.
    Auftrag: Erkundung der Raumstation Bastille.
    Rapport: Bastille reagierte weder auf drahtlose noch optische Rufzeichen.
    Ich beschloß daher Annäherung auf zehn Kabellängen …«
    Und da war ich: zehn Kabellängen vor der Raumstation, deren beharrliches Schweigen gewissen Leuten auf der Erde Kopfzerbrechen bereitete.
    Bevor ich weiterdiktierte, nahm ich das verstummte Gebilde noch einmal gründlich in Augenschein.
    Captain Romen hatte dies bereits getan; sein Urteil: »Sir, hier hat es nicht bloß Probleme gegeben, wie der alte Harris meinte …«
    Die Festung war nur noch ein Haufen Schrott, ein zerschossenes, zerschlagenes, ausgeglühtes Wrack unter den Sternen.
    Ich setzte wieder an: » Es bietet sich ein Bild der Verwüstung. Mit bloßem Auge zähle ich mindestens siebzehn verschmorte Einschußstellen, so daß ich nicht auszuschließen vermag, daß die Station durch die Einwirkung äußerer, genauer gesagt, militärischer Gewalt zum Schweigen gebracht worden ist … «
    Captain Romen stieß mich an.
    »Fällt Ihnen nichts auf, Sir?«
    Worauf er mich aufmerksam machte, beschäftigte bereits meine Überlegungen. Ich formulierte: » Auffällig ist die Unversehrtheit der Landeplattform – ein Umstand, der darauf schließen läßt, daß diese mit Absicht aus den Kampfhandlungen herausgehalten worden ist … «
    Jedoch – warum? Was war hier geschehen? Wer – welche Macht – war über die Bastille hergefallen? Und was bezweckte man damit? Mit den VOR lebten wir, ungeachtet aller Spannungen und Reibereien, im Frieden. Außerdem – welches Interesse mochten sie überhaupt daran haben, eines unserer astralen Gefängnisse zu zerstören?
    »Nicht zu fassen!«
    Neben mir machte Captain Romen seiner Bestürzung Luft.
    Er hatte recht. Es war nicht zu fassen. Um eine solche Festung zu zerstören, hätte es normalerweise eines ganzen Geschwaders bedurft – und selbst dies hätte zunächst einmal Federn lassen müssen.
    Ich fragte: »Haben Sie eine Erklärung dafür, Captain?«
    Captain Romen preßte die Lippen aufeinander und schüttelte stumm den Kopf. Er wirkte elend: rat- und hilflos.
    Für das, was sich an dieser Stelle in der Unendlichkeit des Raumes zugetragen hatte, unbemerkt, unbeobachtet, gab es vorerst keinerlei plausible Erklärung. Es gab nur den Tatbestand, und an dem war nicht zu rütteln.
    Ich diktierte: » Zusammenfassung der optischen Wahrnehmungen – Distanz zehn Kabellängen – bei der Inspektion von Bastille: Die Station ist infolge der erlittenen schwersten Beschädigungen hundertprozentig betriebsunklar. «
    Ich schaltete das Bordbuch ab und überlegte.
    Falls ich mich an den reinen Wortlaut des erhaltenen Befehles hielt, so war dieser hiermit ausgeführt, und die Medusa konnte mit Fug und Recht ihre unterbrochene Reise fortsetzen. Hier Licht in das Dunkel zu schaffen war Aufgabe von Experten, von Militärs und Kriminalisten. Ich war und blieb ein unbeteiligter Zivilist: Kommandant eines Großen Raumkreuzers im Dienst der autonomen Gesellschaft für Astronautik (VEGA); kurz: ein Testpilot und Expeditionsleiter mit gelegentlichen besonderen Aufgaben. Eine solche besondere Aufgabe war der soeben erledigte Auftrag.
    Eine knappe, nüchterne Meldung – Uhrzeit und Tatbestand –, und ich durfte mich, wenn ich nur wollte, aus dem Staub machen.
    Ich konnte mich nicht dazu entschließen.
    Der Umstand, daß das Amt für Äußere und Innere Sicherheit keine andere Wahl gesehen hatte, als die VEGA einzuschalten, ließ mich folgern, daß hier mehr auf dem Spiel stand als das Wohl und Wehe einer vierundzwanzigköpfigen
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