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Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!

Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!

Titel: Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Autoren: Frauke Scheunemann
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Kann das sein? Ist Caro vielleicht richtig krank? Nicht nur ein bisschen? Verstohlen betrachte ich sie von dem Platz neben dem Sessel, auf den ich mich gelegt habe. Aus diesem Blickwinkel sieht sie eigentlich ganz normal aus. Ein bisschen blass, aber sonst ganz die Alte. Ich robbe ein Stück vor und lege mich auf Caros
Füße. Was auch immer sie haben mag, Körperkontakt ist immer gut.
    Sie beugt sich zu mir herunter und krault mich zwischen den Öhrchen. Sehr gut, zumindest die alten Reflexe scheinen noch zu funktionieren!
    »Herkules, mein Süßer, vielleicht sollte ich mich einfach zu Hause hinlegen und dich als Wärmflasche gleich neben mich packen. Von mir aus auch auf Marcs heiliges Sofa. In meinem Zustand darf ich das doch wohl.«
    Oh, oh – einerseits eine verlockende Vorstellung, andererseits  – was meint sie bloß mit Zustand ? Klingt nicht gut. Daniel zieht sich einen der Werkbankschemel neben ihren Sessel und setzt sich.
    »Habt ihr es Luisa eigentlich schon gesagt?«
    Klingt gar nicht gut.
    Carolin schüttelt nur den Kopf.
    »Meinst du, sie ahnt schon etwas?«
    »Ich hoffe nicht, ich will ja nicht, dass sie sich unnötig Sorgen macht. Wir wollten erst mal abwarten, wie es sich entwickelt.«
    Schluck! Klingt überhaupt rein gar nicht auf keinen Fall gut!
    »Wann wollt ihr es Luisa denn sagen? Viel Zeit habt ihr ja nicht mehr.«
    O MEIN GOTT! Viel Zeit ist nicht mehr! Ich bin schockiert  – was mache ich mir denn hier übers Gassigehen Gedanken? Carolin ist offenbar schwer krank. Sehr schwer krank.
    »Na, wir dachten, an Weihnachten. Seitdem Luisa bei Marc wohnt, feiert sie Weihnachten eigentlich immer bei ihrer Mutter Sabine in München. Aber Sabine war einverstanden, dass Luisa diesmal Heiligabend noch bei uns verbringt. Ist ja schließlich das letzte Weihnachten in dieser Besetzung.«
    Das letzte Weihnachten? Ich bekomme Ohrenrauschen und Atemnot, der Raum beginnt sich zu drehen. Carolin wird sterben. Ich werde mein geliebtes Frauchen verlieren! Ich werde eine einsame Dackelwaise sein, verlassen von der Welt, ich werde …
    »Herkules, was ist denn auf einmal mit dir los?« Carolin hebt mich auf ihren Schoß und streichelt mich zärtlich. »Du zitterst ja plötzlich am ganzen Leib. Ist dir kalt? Oder bist du schon so geschwächt vor Hunger?«
    Carolin, du gütigster Mensch auf der Welt – selbst im Angesicht deines eigenen Todes denkst du noch an deinen treuen, kleinen Freund Herkules. Am liebsten würde ich jetzt weinen – eine Fähigkeit, um die ich die Menschen schon oft beneidet habe –, aber so bleibt mir nur ein schwaches Winseln.
    Daniel steht von seinem Schemel auf.
    »Richtig, das Fressen für Herkules. Das haben wir ja ganz vergessen. Ich schau mal, ob man die Dose noch nehmen kann, sonst mache ich ihm eine neue auf.«
    Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich jetzt etwas fressen kann? Mir ist natürlich ob dieser grausamen Nachricht völlig der Appetit vergangen. Daniel verschwindet in Richtung Küche. Wie abgebrüht die beiden sind – sie müssen die furchtbare Wahrheit schon lange kennen. Wahrscheinlich ist Daniel auch deswegen zu Carolin zurückgekommen: Er will seine alte Freundin auf ihrem letzten, schweren Weg begleiten. Wahre Freunde. Ob Herr Beck das auch für mich tun würde? Wobei – eigentlich stellt sich die Frage eher umgekehrt. Herr Beck ist ja schon ganz schön betagt, während ich mit meinen drei Jahren noch fast ein junger Hüpfer bin. Also werde ich Herrn Becks Tatze halten, wenn es irgendwann mit ihm zu Ende geht?

    In diesem Moment hält mir Daniel einen bis zum Rand gefüllten Fressnapf direkt vor die Nase.
    »Na, mein Freund – wie sieht das für dich aus? Lecker, oder?«
    Pah, störe meine Trauer nicht! Wobei – es riecht schon ziemlich gut. Und durch Hunger geschwächt bin ich natürlich auch keine Hilfe für Carolin. Was sie jetzt braucht, ist ein ganzer Kerl. Von mir aus auch dank Chappi. Ich hüpfe von ihrem Schoß, Daniel stellt das Schälchen auf den Boden. Hastig schlinge ich los, immerhin ist meine letzte Mahlzeit schon eine ganze Zeit her. Hinzu kommt, dass Marc dem Diätwahn anheimgefallen ist. Leider nicht bei sich selbst, das wäre mir egal. Aber nein – er findet tatsächlich, dass ich zu viel angesetzt habe. Zum einen eine Frechheit. Und zum anderen ist eine leichte Gewichtszunahme jahreszeitlich völlig angemessen. Es ist schließlich kalt draußen, und ich habe beobachtet, dass auch die Menschen momentan einen gesteigerten
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